Donald Trumps radikaler Kurswechsel – kein Ausrutscher, sondern Strategie
Rasmussen schlägt Alarm: Der Westen, wie wir ihn kennen, ist am Zerfallen. Die transatlantische Ordnung – einst Grundpfeiler europäischer Sicherheit und Stabilität – steht vor dem Aus. Und verantwortlich dafür ist nicht etwa Moskau oder Peking, sondern Washington selbst.
Rasmussen, der sich einst vorbehaltlos an der Seite der USA im Irak- und Afghanistankrieg positionierte, spricht heute Klartext: „Unter dem Motto America First ziehen sich die Vereinigten Staaten wirtschaftlich und militärisch zurück – und das mit einer Rücksichtslosigkeit, die ich nicht für möglich gehalten hätte.“ Trumps Politik habe nichts mehr mit den Idealen zu tun, auf denen das westliche Bündnis gegründet wurde. Stattdessen missachtet er internationale Regeln, initiiert Handelskriege und destabilisiert bewusst traditionelle Partner – während Autokraten wie Wladimir Putin und Xi Jinping gezielt gestärkt werden.
Rasmussen: Die USA sind kein verlässlicher Partner mehr
In einem Gespräch mit der dänischen Wirtschaftszeitung Børsen macht Rasmussen deutlich: Europa kann sich nicht länger auf Washington verlassen. Die amerikanische Demokratie sei aus dem Gleichgewicht geraten. Der Präsident regiere zunehmend per Dekret, das Parlament sei blockiert, die Justiz geschwächt. Rasmussen nennt Trump einen „absoluten Prinzen“ – und warnt, dass ein noch radikalerer Nachfolger wie JD Vance in den Startlöchern steht.
Ein Bündnis der Demokratien – ohne die USA
Rasmussen plädiert für eine strategische Neuausrichtung Europas. Seine Vision: Ein wirtschaftliches Verteidigungsbündnis freier Demokratien – bestehend aus der EU, Großbritannien, Kanada, Australien, Japan, Südkorea und Neuseeland. Ziel: gemeinsame Reaktion auf wirtschaftliche Angriffe durch Autokratien – etwa durch Strafzölle aus China oder den USA.
Europa müsse sich von seinen Illusionen verabschieden: „Unser Modell – günstige Energie aus Russland, billige Waren aus China, militärischer Schutz aus den USA – ist tot“, so Rasmussen. Wer das nicht erkenne, gefährde Europas wirtschaftliche und politische Zukunft.
Putin: Der Fehler des Westens – und Rasmussen gesteht Mitschuld ein
In einem bemerkenswerten Eingeständnis erklärt Rasmussen, dass er Wladimir Putin jahrelang falsch eingeschätzt habe. Der Westen habe geglaubt, Russland ließe sich durch Handel und Integration befrieden. Tatsächlich aber sei Putin von Beginn an angetreten, um Russlands imperiale Macht wiederherzustellen. „Das ist mein größter politischer Fehler“, sagt Rasmussen.
Schon 2008 habe Putin auf einem NATO-Gipfel offen erklärt, die Ukraine sei kein eigenständiger Staat. Der Westen habe ihn ignoriert – ein historischer Irrtum mit dramatischen Folgen.
Trump stärkt Autokratien – und schickt Europa ins geopolitische Abseits
Besonders alarmierend: Rasmussen zufolge bereitet Trump einen sogenannten Friedensplan für die Ukraine vor, der die russische Annexion der Krim faktisch anerkennt. Eine beispiellose Abkehr von der bisherigen US-Politik, die selbst in Zeiten des Kalten Krieges nie die sowjetische Besetzung der baltischen Staaten legitimiert hatte.
„Das ist nichts weniger als ein geopolitischer Rettungsanker für Russland – und ein strategischer Fehler von gigantischem Ausmaß“, so Rasmussen. Russland sei durch den Ukraine-Krieg wirtschaftlich massiv geschwächt – doch Trump gebe dem Kreml wieder Luft zum Atmen.
Drei Machtzentren – und Europa wird marginalisiert
Rasmussen warnt eindringlich vor einer neuen Weltordnung, in der Europa nur noch Zuschauer ist: Eine Welt mit drei Machtblöcken – den USA, China und Russland. „Wenn es Europa nicht gelingt, endlich geopolitisch zu handeln, wird es auf Dauer zum Spielball fremder Interessen“, sagt er.
Russland sei längst auf dem Weg, zu einem chinesischen Vasallenstaat zu werden – ein Zustand, der Europa umso mehr zur Emanzipation zwinge. „China ist die wahre Herausforderung – wirtschaftlich, technologisch und strategisch.“ Nur eine gemeinsame, souveräne Politik der europäischen Staaten könne dem entgegentreten.
Europa muss aufwachen – oder untergehen
Rasmussens Botschaft ist klar: Die Zeit der Abhängigkeit ist vorbei. Der Bruch mit den USA unter Trump ist kein Unfall, sondern ein systemischer Wandel. Europa muss endlich lernen, für seine Interessen einzustehen – wirtschaftlich, politisch und militärisch.