Finanzen

ThyssenKrupp-Aktie: Vom Höhenflug zum Absturz – wie geht es jetzt weiter?

Die ThyssenKrupp-Aktie hat in den vergangenen Tagen eine herbe Talfahrt erlebt. Noch vor wenigen Wochen galt das Papier als Gewinner des Jahres, mit einem Kursplus von über 100 Prozent seit Jahresbeginn. Nun sieht die Situation völlig anders aus.
19.05.2025 13:19
Aktualisiert: 19.05.2025 13:19
Lesezeit: 2 min

ThyssenKrupp-Aktie aktuell kaum verändert: Quartalszahlen enttäuschen auf ganzer Linie

Die aktuellen Quartalszahlen haben die Euphorie bei den Aktionären von ThyssenKrupp abrupt beendet – ein dramatischer Kursrutsch von über 14,23 Prozent innerhalb einer Woche war die Folge. Was steckt hinter dem plötzlichen Einbruch der ThyssenKrupp-Aktie und wie sollten Anleger jetzt mit der ThyssenKrupp-Aktie umgehen?

Der Umsatz von ThyssenKrupp lag im zweiten Quartal bei 8,6 Milliarden Euro – ein Rückgang um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Noch deutlicher zeigt sich die Schwäche beim bereinigten EBIT, das von 184 Millionen Euro auf nur noch 19 Millionen Euro einbrach. Gleichzeitig gingen die Auftragseingänge auf 8,1 Milliarden Euro zurück, nach 8,6 Milliarden Euro im Vorjahr. Die ThyssenKrupp-Aktie reagierte prompt: Sie rutschte deutlich unter die 50-Tage-Linie und markierte am Montag einen Tiefstand bei 8,20 Euro.

Besonders kritisch wird die Entwicklung im Stahlgeschäft gesehen. Sinkende Preise und eine schwache Nachfrage bei Werkstoffen sowie Autoteilen lasten schwer auf dem operativen Geschäft. Werthaltigkeitsprüfungen bei Steel Europe führten zu einer Belastung von rund 90 Millionen Euro. Das bereinigte EBIT für das erste Halbjahr lag bei 268 Millionen Euro – ein Rückgang gegenüber den 373 Millionen Euro des Vorjahres. Vor Steuern betrug das Ergebnis -239 Millionen Euro, verglichen mit +32 Millionen Euro im Vorjahr.

Lichtblick Marinesparte – IPO bringt neue Fantasie

Trotz der schwachen Gesamtentwicklung birgt ein Teilbereich Hoffnung: die Marinesparte. Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) konnte mit Großaufträgen punkten, was zu einem deutlichen Anstieg der Auftragseingänge um 24 Prozent im ersten Halbjahr führte. Die Sparte ist ein führender europäischer Anbieter für konventionell angetriebene U-Boote, Marineschiffe und maritime Elektronik. Die Auftragsbücher reichen bis in die 2040er Jahre.

Ein geplanter Börsengang von TKMS könnte schon bald erfolgen und birgt erhebliches Potenzial. Analysten vermuten, dass der Wert der Marinesparte allein die derzeitige Marktkapitalisierung von ThyssenKrupp decken könnte, die aktuell bei 5,16 Milliarden Euro liegt. Damit würde der Rest des Konzerns – inklusive des Stahlgeschäfts – von der Börse mit 0 Euro bewertet. Eine Einschätzung, die aufzeigt, wie sehr Anleger momentan das Vertrauen in das übrige Geschäftsmodell verloren haben.

ThyssenKrupp-Aktienkurs im freien Fall – charttechnische Lage angespannt

Charttechnisch bleibt die Lage der ThyssenKrupp-Aktie angespannt. Die wichtige Unterstützung bei rund 8 Euro konnte zunächst halten, kurzfristig kam es zu einer leichten Erholung auf 8,40 Euro. Doch der 200-Tage-Schnitt bei 5,29 Euro liegt weit entfernt, und der mittelfristige Trend bleibt abwärtsgerichtet. Der Relative-Stärke-Index (RSI) unter 25 signalisiert eine überverkaufte Situation – ein mögliches Signal für technische Gegenbewegungen.

Langfristig betrachtet zeigt die Historie allerdings ein düsteres Bild: Eine 1.000-Euro-Investition vor zehn Jahren hätte sich um 67,62 Prozent auf nur noch 323,78 Euro reduziert. Der aktuelle Kurswert am 16.05.2025 lag bei 8,29 Euro, gegenüber 25,61 Euro vor einem Jahrzehnt.

Wie sollten Anleger jetzt reagieren?

Anleger sollten sich der Risiken bewusst sein: Das Kerngeschäft von Thyssenkrupp steht weiter unter Druck. Zwar sorgen Portfolioverkäufe wie die Electrical-Steel-Sparte in Indien und eine Neubewertung des Aufzugsgeschäfts für positive Sondereffekte (rund 270 Millionen Euro bzw. 105 Millionen Euro), doch operativ bleibt die Lage fragil.

Wer sich für die ThyssenKrupp-Aktie interessiert, sollte auf klare charttechnische Signale achten. Ein nachhaltiger Anstieg über 9,40 Euro könnte neue Dynamik bringen. Aktuell bietet die Aktie eher Chancen für risikobereite Anleger, die auf eine erfolgreiche Transformation und einen wertsteigernden Marine-IPO setzen.

ThyssenKrupp-Aktie – Chance oder Risiko?

Die ThyssenKrupp-Aktie bleibt ein heißes Eisen an der Börse. Kurzfristig dominiert Unsicherheit, langfristig könnte jedoch der Turnaround gelingen – vor allem, wenn die Marinesparte erfolgreich an die Börse gebracht wird. Bis dahin bleibt der ThyssenKrupp-Aktienkurs volatil. Die Aktie ist kein Selbstläufer, aber ein spannender Kandidat für spekulative Investoren.

DWN
Finanzen
Finanzen So profitiert Trumps Familie im Kryptosektor: CZ-Deals bringen Milliarden
14.11.2025

Der Fall um Čangpeng Žao und die Trump Familie wirft ein Schlaglicht auf die Verknüpfung von Kryptowährungen, Finanzströmen und...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Brauanlagen-Hersteller Kaspar Schulz: „Made in Germany ist Teil unserer Markenidentität“
14.11.2025

Kaspar Schulz ist der älteste Braumaschinen-Hersteller der Welt. Seit 1677 produziert der Traditionsbetrieb in Bamberg. Johannes...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Google investiert: 6,41 Milliarden Dollar für Deutschlands Cloud-Infrastruktur
14.11.2025

Google plant eine milliardenschwere Expansion seiner Cloud-Infrastruktur in Deutschland, um seine Rechenzentren auszubauen und die Präsenz...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash erschüttert Anleger: Bitcoin-Kurs und andere Kryptowährungen stürzen ab – die Gründe
14.11.2025

Der Kryptomarkt wankt: Der Bitcoin-Kurs ist am Freitag unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 US-Dollar gerutscht und...

DWN
Finanzen
Finanzen Siemens Energy-Aktie: Rekordzahlen befeuern das Vertrauen in Siemens Energy
14.11.2025

Siemens Energy hat Anleger mit Rekordzahlen und einem starken Auftragseingang überrascht, die Siemens Energy-Aktie kletterte am Freitag...

DWN
Technologie
Technologie Streit um Verbrenner-Aus spitzt sich zu: Koalition sucht dringend nach gemeinsamer Linie
14.11.2025

Der ausbleibende E-Auto-Boom und zunehmender Druck aus der Industrie bringen das geplante EU-Verbrenner-Aus ab 2035 erneut ins Wanken....

DWN
Politik
Politik Alle 75 Minuten eine rassistische Straftat: Bundesregierung startet neuen Aktionsplan
14.11.2025

Die Bundesregierung will den Kampf gegen Rassismus neu aufstellen und modernisieren. Mit einer Auftaktsitzung von Ministeriumsvertretern...

DWN
Finanzen
Finanzen Klingbeil verteidigt Aktivrente: Steuerfreie Zusatzverdienste im Alter sollen Arbeitsmarkt stärken
14.11.2025

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) hat die geplante Aktivrente im Bundestag energisch verteidigt. Sie soll es älteren...