Gerresheimer-Aktie rutscht ab: Umsatz und Ergebnis enttäuschen
Nach vorläufigen Gerresheimer-Zahlen belief sich der Umsatz im dritten Quartal 2025 auf 560,7 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA lag bei 103,4 Millionen Euro, während das währungsbereinigte Ergebnis je Aktie 0,77 Euro betrug. Der organische Umsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent, die organische bereinigte EBITDA-Marge erreichte 18,8 Prozent. Trotz eines positiven freien Cashflows von 21 Millionen Euro blieb die Entwicklung hinter den Erwartungen zurück.
Auch in den ersten neun Monaten 2025 fiel das Umsatzwachstum und die bereinigte EBITDA-Marge schwächer aus als geplant. Selbst unter Berücksichtigung eines erwarteten stärkeren vierten Quartals ist die bisherige Gerresheimer-Prognose für das Gesamtjahr nicht mehr erreichbar.
Gerresheimer-Prognose gesenkt: Anleger schicken Gerresheimer-Aktie ins Minus
Für 2025 rechnet Gerresheimer nun mit einem organischen Umsatzrückgang von 4 bis 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Zuvor war ein Wachstum zwischen 0 und 2 Prozent erwartet worden. Die adjustierte EBITDA-Marge soll nur noch 18,5 bis 19 Prozent erreichen – statt wie ursprünglich prognostiziert rund 20 Prozent. Beim bereinigten Ergebnis je Aktie erwartet die Gesellschaft einen Rückgang im mittleren zweistelligen Prozentbereich, nachdem zuvor lediglich ein Rückgang im niedrigen zweistelligen Bereich angepeilt war.
Ein Händler sprach von einer „schrecklichen“ Gewinnwarnung und „sehr schwachen Zahlen“ für das dritte Quartal. Analyst David Adlington von JPMorgan bezeichnete die Mitteilung als die vierte Gewinnwarnung in zwei Jahren und die erste unter dem neuen Finanzchef. Er rechnet damit, dass die Konsenserwartungen für 2025 deutlich nach unten revidiert werden.
Mehrere Analysten äußerten sich nach der erneuten Ausblickssenkung des Spezialverpackungsherstellers zur Gerresheimer-Aktie. Die Einschätzungen fielen gemischt aus, verdeutlichen aber insgesamt die wachsende Skepsis gegenüber den kurzfristigen Perspektiven des Unternehmens: Die UBS beließ die Gerresheimer-Aktie auf „Buy“ mit einem Kursziel von 75 Euro. Analyst Olivier Calvet wies darauf hin, dass Rating und Ziel derzeit überprüft würden, da Gerresheimer zum dritten Mal in Folge die Jahresziele gesenkt habe. Die Konsensschätzungen für Umsatz und Ebitda dürften um bis zu 5 beziehungsweise 10 Prozent fallen. Auch JPMorgan hielt an „Overweight“ mit einem Kursziel von 99,30 Euro fest. Analyst David Adlington betonte, dies sei bereits die vierte Gewinnwarnung innerhalb von zwei Jahren. Die Erwartungen für 2025 dürften nun um bis zu 35 Prozent beim Ergebnis je Aktie sinken. Jefferies zeigte sich etwas zuversichtlicher. Analyst James Vane-Tempest beließ die Bewertung auf „Buy“ mit 66,80 Euro Kursziel, betonte aber die Bedeutung konkreter Maßnahmen für Vertrauen und Wachstum. Bernstein Research dagegen blieb mit „Underperform“ und einem Ziel von 31,50 Euro skeptisch und verwies auf strukturelle Probleme sowie hohe Verschuldung. Insgesamt steht die Gerresheimer-Aktie unter erheblichem Druck, da Anleger auf glaubwürdige Fortschritte warten.
BaFin-Prüfung sorgt für zusätzlichen Druck
Neben den enttäuschenden Geschäftszahlen belasten weitere Faktoren die Gerresheimer-Aktie. Bereits vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die Finanzaufsicht BaFin eine Prüfung des Konzernabschlusses zum 30. November 2024 eingeleitet hat. Dabei geht es um mögliche Verstöße gegen Rechnungslegungsregeln. Das Unternehmen erklärte, es arbeite vollumfänglich mit der Behörde zusammen. Diese Nachricht sorgte für zusätzlichen Druck auf den Gerresheimer-Aktienkurs und schwächte das Vertrauen der Anleger weiter.
Die jüngste Gewinnwarnung ist nach Angaben des Unternehmens auf eine schwächere Nachfrage im Bereich Pflege- und Schönheitsprodukte zurückzuführen. Diese Entwicklung belastet nicht nur Gerresheimer, sondern auch andere Konsumgüterhersteller. Zwar erwartet das Unternehmen für das vierte Quartal durch Produktionsanläufe im Bereich Drug-Delivery-Systeme eine leichte Verbesserung, doch insgesamt bleibt die Lage angespannt.
Seit Jahresbeginn hat die Gerresheimer-Aktie bereits rund 50 Prozent an Wert verloren. Vom Rekordhoch bei 122,90 Euro im August 2023 ist sie aktuell etwa 75 Prozent entfernt. Damit gehört die Aktie zu den größten Verlierern im MDAX. Laut Daten von Mediobanca vom 3. Oktober beträgt die Leerverkaufsquote 8,4 Prozent – ein weiteres Zeichen für den anhaltenden Pessimismus am Markt.
Gerresheimer-Aktie: Maßnahmen zur Stabilisierung
Um gegenzusteuern, hat Gerresheimer ein umfassendes Spar- und Transformationsprogramm angekündigt. Ziel ist es, Kosten zu senken, die Effizienz zu steigern und den freien Cashflow zu verbessern. Ein neu geschaffenes Transformation Office, das direkt dem Finanzvorstand unterstellt ist, soll die Umsetzung koordinieren. Zu den Maßnahmen zählen eine selektivere Investitionsplanung, Optimierungen im globalen Produktionsnetzwerk sowie operative und vertriebliche Verbesserungen.
Ein Blick auf die ersten neun Monate 2025 zeigt zunächst ein Umsatzplus von 14,6 Prozent auf über 1,68 Milliarden Euro. Dieses Wachstum verdankt Gerresheimer jedoch ausschließlich der Übernahme des italienischen Konzerns Bormiolo Pharma im Dezember 2024. Ohne diesen Sondereffekt ergibt sich ein organischer Rückgang um 1,8 Prozent. Auch die bereinigte EBITDA-Marge stieg zwar rechnerisch um 7,2 Prozent, sank jedoch organisch um 7,5 Prozent – ein klares Indiz für die operative Schwäche.
Vertrauen erschüttert, Chancen auf Stabilisierung bei Gerresheimer-Aktie bleiben
Die wiederholte Senkung der Gerresheimer-Prognose und die schwachen Gerresheimer-Zahlen haben das Vertrauen der Anleger schwer erschüttert. Dennoch könnten die eingeleiteten Maßnahmen mittelfristig zu einer Stabilisierung führen. Entscheidend wird sein, ob es dem Unternehmen gelingt, die Profitabilität nachhaltig zu steigern und die Nachfrage wieder anzukurbeln.
Kurzfristig bleibt die Gerresheimer-Aktie jedoch ein Risikopapier. Der Gerresheimer-Aktienkurs befindet sich weiterhin in einem klaren Abwärtstrend, und viele Investoren halten sich zurück. Auf der Watchlist bleibt die Aktie trotzdem – denn falls das Transformationsprogramm greift und die Gerresheimer-Zahlen im kommenden Jahr überzeugen, könnte die Stimmung langsam wieder drehen.