Unternehmen

Krise in Italien: Konkurse und viele Suizide von Unternehmern

Die Krise kehrt nach Italien zurück: Im Jahr 2013 schlossen in Italien jeden Tag rund 54 Unternehmen. Besonders tragisch: Die Zahl der Suizide von Unternehmern in kleinen und mittleren Betrieben steigt dramatisch. Die meisten verzweifeln wegen ihrer Schulden.
29.05.2014 01:01
Lesezeit: 1 min

Während der Norden Europas die schwierigsten Momente der Wirtschaftskrise schon seit einigen Jahren überwunden hat, kommt aus Italien eine alarmierende Meldung: Laut einer Statistik haben 2013 über 119 Menschen den Selbstmord als Ausweg aus Arbeitslosigkeit, Schuldenlast und Konkursen gewählt.

„Die Produktionskosten steigen und auch meine zehn Angestellten muss ich bezahlen. Da aber die Nachfrage zurückgegangen ist, muss ich die Fliesen zu einem geringeren Preis verkaufen“, erklärt Domenico Aurelia (Name von der Redaktion geändert), der eine kleine Fliesen-Fabrik bei Rom betreibt. „Falls die Bank mir keinen Kredit mehr gewährt, stehe ich vor dem Aus!“

Domenicos Situation ist keine Ausnahme, als Ausweg sehen viele nur noch den Selbstmord. Laut einer Statistik des Forschungsinstituts der privaten Universität „Link Campus Università“ in Rom haben in den ersten zehn Monaten vergangenen Jahres mehr als 119 Menschen Selbsmord begangen. Fast die Hälfte (45,4 %) der Selbstmörder sind Unternehmer des Klein- und Mittelstandes, die ihr Lebenswerk schwinden sehen und aus Angst ihre Würde zu verlieren, lieber sterben wollen.

Gründe für den Suizid sind laut Statistik die allgemeine Wirtschaftskrise (66,4 % der Selbstmörder), der Verlust des Arbeitsplatzes (21,8 %), die unüberwindbaren Schuldenberge (10,1 %) und schließlich der Bankrott des Unternehmen selbst. „Alleine im April hat sich fast jeden Tag ein Mensch das Leben genommen“, erklärt Nicola Ferrigni, verantwortlicher Leiter der Studie.

Bestätigt wird der Sozialpolitik-Dozent der Uni in Rom durch die Vereinigung aller regionalen, italienischen Handelskammern „Unioncamere“ und die neuste Studie von Cribis D&B, einem auf Businessdaten spezialisierten Forschungsinstitut des CRIF: 2013 haben jeden Tag rund 54 Unternehmen geschlossen, zwei pro Stunde. Das sind 14 Prozent mehr als 2012, 54 Prozent mehr als 2009. In den vergangenen fünf Jahren sind insgesamt 59.570 Unternehmen von der wirtschaftlichen Landkarte Italiens verschwunden. Ein steigender Trend, der 2013 seinen traurigen Höhepunkt erreicht hat, als alleine schon zwischen Oktober und Dezember 4.257 Konkurse gemeldet wurden. Das sind 14 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2012 und 34 Prozent mehr als im Jahr 2009. „Obwohl man 2013 eine leichte Erholung der Wirtschaft bemerken konnte, sind die stetigen Konkursmeldungen besorgniserregend“, erklärt Marco Preti, Geschäftsführer von Cribis D&B. Fraglich ist, wie lange noch vor allem die Klein- und Mittelstandunternehmen unter diesen schwierigen Bedingungen produzieren können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die gemäßigte Haltung der US-Notenbank (Fed) verhilft XRP zu einem Kurs von 3,20 US-Dollar. DOT Miners bieten Anlegern stabile Renditen.

Institutionelle Fonds treiben die XRP-Preise in die Höhe. Das Green Mining von DOT Miners bietet Anlegern einen neuen Weg für stabile...

 

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ist die neue Flamingo-Rakete der Gamechanger? Ukrainische Angriffe lösen Benzinkrise in Russland aus
26.08.2025

Russland erlebt die schwerste Benzinkrise seit Jahren: Preise explodieren, Tankstellen rationieren, und selbst auf der Krim gibt es...

DWN
Finanzen
Finanzen Nvidia-Aktie: Eine Sache darf jetzt nicht scheitern
26.08.2025

Die Nvidia-Aktie hat Anlegern Traumrenditen beschert – doch das Wachstum muss anhalten, um die Bewertung zu rechtfertigen. Drohen...

DWN
Politik
Politik Bürgergeld statt Vollzeitarbeit: Ehrliche Arbeit lohnt sich nicht mehr in Deutschland - Warum eine Reform überfällig ist
25.08.2025

Bürgergeld-Bezieher haben laut einer Studie im Schnitt 500 Euro weniger im Geldbeutel als jemand, der in Deutschland Vollzeit arbeitet....

DWN
Finanzen
Finanzen Fed-Zinsentscheid: Jerome Powell signalisiert erste Bereitschaft zu Zinssenkung
25.08.2025

Die US-Notenbank sendet neue Signale: Arbeitsmarkt schwächt sich ab, Trumps Zölle treiben die Preise – Fed-Chef Jerome Powell deutet in...

DWN
Politik
Politik Polens Machtkampf: Präsident und Premier prioriseren die Stellung Polens, der drittgrößten Streitkräfte innerhalb der NATO, neu
25.08.2025

Polen gehört zu den größten Unterstützern der Ukraine – doch in Washington blieb der Platz der Nation leer. Während Präsident...

DWN
Technologie
Technologie Social-Media-Sucht: Minister setzt auf differenzierte Maßnahmen statt Verbote
25.08.2025

Angesichts wachsender Sorgen über die intensive Nutzung digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche hat NRW-Medienminister Nathanael...

DWN
Panorama
Panorama US-Amerikaner wegen mutmaßlicher Spionage für China in Koblenz angeklagt
25.08.2025

Die Bundesanwaltschaft hat Anklage gegen einen US-Staatsbürger erhoben, der auf einem Militärstützpunkt in Deutschland tätig war. Dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft IG Metall: Kündigungswelle bei Porsche-Batterietochter Cellforce droht
25.08.2025

Bei der Porsche-Tochter Cellforce stehen zahlreichen Mitarbeitern nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall Kündigungen bevor. Die Schreiben...