Politik

Europas Banken werden ihre faulen Kredite nicht los

Lesezeit: 1 min
10.07.2014 01:31
Wegen des Drucks der EZB und der EBA auf die Banken, ihre Bilanzen zu bereinigen, beginnen die Geldhäuser damit, ihre Kredit-Portfolios abzustoßen. Dies dürfte jedoch kaum gelingen. Sie sitzen auf „notleidenden Krediten“ im Umfang von 1,2 Billionen Euro.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Vor der Finanzkrise war es an der Tagesordnung, die in den Bankenportfolios befindlichen Hypothekenpapiere gewinnbringend von Banken an andere Banken oder Investoren jedweder Couleur zu verkaufen.

Diese Immobilienkredite wurden mitsamt Kreditausfallversicherungen und zusammen mit solventen und zahlungsunfähigen Kreditnehmern in immer neue Schulden-Pakete verpackt, wiederum umverpackt und in neuen Paketen verkauft. Bekanntlich entstand daraus eine enorme Blase, die zum großen Melt-Down führte. Steuerzahler in den meisten westlichen Ländern mussten für die Rettung der beteiligten Banken bluten.

Aufgrund des hohen Drucks der Regulierungsbehörden sind Banken in der Europäischen Union nunmehr dabei, „unerwünschten Kreditportfolios“ im Umfang von etwa 100 Milliarden Euro abzustoßen, wie die Financial Times berichtet.

Etwa 83 Milliarden dieser „Vermögensverkäufe“ wurden inzwischen abgeschlossen oder werden im Lauf des Jahres ausgeführt – gegenüber Transaktionen von 64 Milliarden Euro im Jahr 2013. Dies zeigten Daten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC).

Richard Thompson, Partner im selbigen Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen, sagte, die Summe könne in diesem Jahr rund 100 Milliarden Euro ausmachen. Insgesamt wäre es das Doppelt der Verkäufe seit einem Zeitraum von zwei Jahren.

Der größte Löwenanteil der abgeschlossenen Verkäufe in diesem Jahr umfasste nach angaben der FT irische Immobilienvermögen sowie deutsche und spanische Portfolios mit Gewerbeimmobilien.

Die beschleunigten Verkäufe stellen jedoch laut der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers nur einen Bruchteil der insgesamt 2,4 Billionen „non-core assets“ in den Bilanzen der Banken in Europa dar.

Dennoch scheinen Investoren Gefallen am Kauf von Krediten in der Euro-Zone zu finden. Im Gegenzug möchten die Banken ihre Bilanzen während des Bilanz-Checks der EZB restrukturieren.

Lee Galloway, ein Portfoliomanager bei Pimco, die dieses Jahr fünf Milliarden US-Dollar in einen Fonds zum Ankauf von Bank-Vermögenswerten in den USA und Europa investiert, unterstrich, dass die EU auf halbem Weg eines sieben bis Zehn-Jahres-Zyklus bei den Vermögensverkäufen sei.

Dennoch verlaufen die Konsolidierung respektive der Verkauf der Vermögenswerte eher schleppend.

Während der Großteil der Vermögensverkäufe auch hohe Anteile notleidender Kredite umfasst, gäbe es auch eine Zunahme gesunder Portfolios, sagte ein Mitarbeiter von PwC. Leistungsstarke Darlehen umfassen demnach etwa ein Viertel der Transaktionen, die bisher abgeschlossen wurden oder noch im Gange sind. Diese beträfen etwa 15-20 Prozent des letztjährigen Umsatzes von 64 Milliarden Euro.

Etwa die Hälfte der Kredite im Umfang von 2,4 Billionen Euro, auf denen europäische Banken sitzen – also 1,2 Billionen Euro – sind nach Schätzungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC notleidend. Allein Spanien hält den größten Anteil davon, nämlich 200 Milliarden Euro.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Finanzen
Finanzen Der große Schuldenerlass wirft seinen Schatten voraus
05.06.2023

Angesichts stark steigender Schulden erwarten einige Analysten einen großen Schuldenerlass. Möglich sei, dass dieser global ausfällt....

DWN
Politik
Politik Hat von der Leyen Bulgarien Euro- Beitritt unter „Umgehung der Regeln“ in Aussicht gestellt?
05.06.2023

Ein angebliches Telefonat sorgt in Bulgarien für erhebliche politische Unruhe. Dabei soll EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jeder sechste Industriebetrieb verlagert Jobs und Produktion ins Ausland
05.06.2023

Der Industrieverband BDI schlägt Alarm: Jedes sechste Industrieunternehmen will Jobs und Produktion aus Deutschland abziehen. Die Politik...

DWN
Panorama
Panorama US-Kampfjets fangen Flugzeug nahe Washington D.C. ab
05.06.2023

Ein Kleinflugzeug nähert sich der US-Hauptstadt. Der Pilot reagiert nicht auf Ansprachen. Auch nicht auf Leuchtraketen. Kampfjets des...

DWN
Politik
Politik Grüne Planwirtschaft: Energie-Effizienz-Gesetz wird zum „Wachstumskiller“
05.06.2023

Das Ifo-Institut sieht durch das neue Energie-Effizienz-Gesetz eine Art Wirtschafts-Schrumpfungsprogramm auf uns zurollen. Das eigentliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU-Data-Act: Innovativ und souverän oder eher schädlich?
05.06.2023

Kleinen und mittelständischen Unternehmen werden laut Bestrebungen der EU-Kommission durch den Data Act bessere Wettbewerbsbedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Aufträge für deutsche Maschinenbauer brechen ein
05.06.2023

Deutsche Maschinenbauer haben mit einer anhaltend schlechten Auftragslage zu kämpfen. Nach einer leichten Erholung im Vormonat gab es im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Unternehmen können sich bald für „Klimaschutzverträge“ bewerben
05.06.2023

Mit sogenannten „Klimaschutzverträgen“ will Wirtschaftsminister Habeck Unternehmen subventionieren, die auf eine klimafreundliche,...