Finanzen

Portugals Premier: „Unser Finanz-System ist sicher“

Portugal versucht die Unruhe im Finanzsystem zu beruhigen. Premier Coelho sagte, internationale Investoren müssten sich keine Sorgen um die Stabilität des Finanzsystems machen. Auch die Bank-Kunden können laut Zentralbank ruhig bleiben Die Aktien der Espirito Santo Bank waren am Donnerstag vom Handel ausgesetzt worden.
11.07.2014 16:42
Lesezeit: 2 min

Portugal bemüht sich nach den Negativ-Schlagzeilen über die größte börsennotierte Bank des Landes um Schadensbegrenzung.

Ministerpräsident Pedro Passos Coelho sagte am Freitag, internationale Investoren müssten nicht um die Stabilität des Finanzsystems fürchten. Auch die Kunden des Geldhauses Banco Espirito Santo (BES) könnten ruhig bleiben und müssten sich keine Sorgen um ihre Einlagen machen, ergänzte die Notenbank in Lissabon.

An den Kapitalmärkten waren in dieser Woche Befürchtungen aufgekommen, die Zahlungsprobleme der Gründerfamilie könnten am Ende auch die Bank erfassen, außer Kontrolle geraten und damit den gesamten portugiesischen Finanzsektor in die Krise stürzen. Das wäre ein Rückschlag für das südeuropäische Euro-Land, das gerade erst den europäischen Rettungsschirm verlassen hat und sich wieder über die Kapitalmärkte finanzieren kann.

Auch die EU-Kommission sieht derzeit keinen Grund zur Besorgnis, wie ein Sprecher sagte. Es sei zu erwarten, dass die Probleme zeitnah gelöst würden. Der Internationale Währungsfonds würdigte zwar die Sanierungsfortschritte des Landes, verwies aber auch auf die Verwundbarkeit des dortigen Finanzsystems.

An der Börse in Lissabon schwankte die BES-Aktie stark - fiel zeitweise, legte dann aber knapp sechs Prozent auf 54 Cent zu. Am Donnerstag hatte das Papier 17 Prozent an Wert verloren. Die Krise hatte die Anleger in Europa und Asien verunsichert und die Aktienkurse belastet.

Die Bank teilte in der Nacht zum Freitag mit, ihre Kapitaldecke sei ausreichend dick. Zum Ende des ersten Quartals seien die regulatorischen Mindestanforderungen um gut zwei Milliarden Euro übertroffen worden. Die Summe beinhaltet eine Milliarde Euro, die im Juni durch eine Kapitalerhöhung eingenommen wurde. Damals verlor die gleichnamige Bankiersfamilie die Kontrolle über die Bank. Sie blieb mit einem Anteil von 25 Prozent aber größter Aktionär.

In dieser engen Verflechtung liegt nun für viele Investoren das Problem: Denn das Aktienpaket ist in der Espirito Santo Financial Group (ESFG) gebündelt, die wiederum an die Muttergesellschaft Espirito Santo International (ESI) angedockt ist.

Gegen diese in Luxemburg ansässige Holding ermitteln die Behörden seit einiger Zeit wegen Unregelmäßigkeiten. Laut Medienberichten soll die Gesellschaft über sieben Milliarden Euro Schulden haben, die sie nicht komplett bedienen kann. Finanzkreisen zufolge wird nach wie vor mit Hochdruck an einem Rettungsplan gearbeitet.

Die Banco Espirito Santo zählt zu jenen Großbanken, die künftig von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt werden sollen und ist damit Teilnehmer des laufenden Stresstests. Jede Negativ-Schlagzeile ist hier Gift für das Vertrauen der Anleger. Daher stellte sich inzwischen auch die portugiesische Zentralbank hinter das Institut und erklärte, es stehe solide da.

Die Aktien der Bank und der ESFG waren am Donnerstag nach dem Kurssturz vom Handel ausgesetzt worden. Um Hedgefonds-Wetten auf weiter sinkende Kurse zu verhindern, verbot die britische Börsenaufsicht FCA am Freitag Leerverkäufe mit Aktien des Geldhauses. Weltweit lasteten die Nachrichten aber weiter auf Finanztiteln. Und für Portugal ist es wieder deutlich teurer geworden, sich am Kapitalmarkt Geld zu leihen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Neues Büro finden: Was ist zu beachten und wie vermeidet man kostspielige Fehler bei der Suche?
11.03.2025

Die Firma wächst schneller als erwartet und mit ihr das Personal? Oder die Firmenräumlichkeiten werden nicht mehr benötigt? Je nachdem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wall Street bebt: Trumps Zölle verunsichern Märkte
11.03.2025

Die US-Börsen erleben einen dramatischen Rückschlag: Trumps sprunghafte Zollpolitik und Massenentlassungen schüren Konjunkturängste....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen-Gewinn bricht massiv ein – was heißt das für Wolfsburg?
11.03.2025

Volkswagen steht unter Druck: Der Gewinn schrumpft, China schwächelt, und hohe Umbaukosten belasten das Geschäft. Dennoch zahlt der...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Gespräche: US-Außenminister Rubio setzt auf diplomatische Lösung
11.03.2025

Die Ukraine und die USA wagen einen neuen Anlauf in den Verhandlungen zum russischen Angriffskrieg. US-Außenminister Rubio zeigt sich...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef warnt davor, Haushaltslöcher mit Finanzpaket zu stopfen
11.03.2025

Bundesbankpräsident Joachim Nagel fordert dringend Reformen für mehr Wachstum – und warnt gleichzeitig vor einer bestimmten Nutzung des...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Glasindustrie wird Opfer der Energiewende: Traditionsbetrieb Glashütte Freital insolvent
11.03.2025

Traditionsbetrieb vor dem Aus: Nach 223 Jahren könnte eine sächsische Glasmanufaktur ihre Produktion einstellen. Die hohen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mittelstand gibt auf: Negativrekord an Insolvenzen und kurzfristiger Betriebsschließungen
10.03.2025

So viele mittelständische Betriebe wie noch nie gehen pleite oder erwägen eine Geschäftsaufgabe: Laut einer KfW-Studie stehen mehr als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland wartet auf Aufschwung, erster Hoffnungsschimmer im Maschinenbau
10.03.2025

Die Exportnation Deutschland wartet weiter auf den Aufschwung. Etwas Hoffnung machen eine überraschend starke Industrieproduktion und...