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Handwerker haben in Deutschland hohe Arbeitsmoral

Mehr als jeder dritte Handwerker war nicht einen einzigen Tag im Jahr krankgeschrieben. Einer Studie zufolge liegen die Fehlzeiten im Handwerk trotz starker körperlicher Belastungen weit unter dem branchenübergreifenden Durchschnitt.
07.05.2014 09:56
Lesezeit: 2 min

Handwerklich Beschäftigte sind oft körperlich stärker gefordert als Angehörige anderer Berufe, dennoch bleiben überdurchschnittlich viele Handwerker das Jahr über ohne krankheitsbedingte Fehlzeiten. Das geht aus Analysen der IKK classic hervor. Dazu wurden die Daten ihrer mehr als 1,6 Millionen berufstätigen Versicherten ausgewertet.

Im vergangenen Jahr überstieg der Krankenstand im Handwerk mit 5,5 Prozent den Vorjahreswert (5,1 Prozent). Aufgrund der körperlich beanspruchenden Arbeiten überrascht es nicht, dass der Krankenstand damit  0,2 Prozent über dem Schnitt aller Arbeitnehmer (5,3 Prozent) lag. Umso erstaunlicher ist, dass 38,5 Prozent der Handwerker nicht einen Tag während des Jahres krankgeschrieben waren (Durchschnitt: 38,0 Prozent). „Handwerker sind mehrheitlich in kleineren Betrieben beschäftigt, in denen man stark aufeinander angewiesen ist. Hier ist es schwer, schnell Ersatz für krankheitsbedingte Ausfälle zu bekommen, sodass das Fehlen von Kollegen gravierende Folgen für die Arbeitsabläufe haben kann“, erklärt Melanie Gestefeld den Grund für die seit Jahren leicht höhere Gesundheitsquote des Handwerks gegenüber dem Durchschnitt.

An der Spitze der Krankheitsursachen standen Muskel- und Skelett-Erkrankungen mit einem Anteil von 25,5 Prozent am Krankheitsgeschehen. Durchschnittlich 4,89 der insgesamt 19,2 Krankheitstage pro Beschäftigten gingen auf ihr Konto. Bei den Angehörigen der Handwerksberufe lag dieser Wert bei 5,62 Tagen von 20,1 krankheitsbedingten Fehltagen.

Der allgemein zu verzeichnende Anstieg psychischer Diagnosen bildet sich im Handwerk etwas abgemilderter im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung ab. Zwar sank der prozentuale Anteil geringfügig, jedoch ist dies im Zusammenhang mit der Erkältungswelle im letzten Jahr zu sehen. Ein Blick auf die tatsächlichen Fehltage zeigt: Nach wie vor steigen die Ausfallzeiten aufgrund psychischer Diagnosen mit 1,88 Krankheitstagen bei den Arbeitnehmern (Vorjahr: 1,82 Tage) und 1,63 Krankheitstagen bei den handwerklich Beschäftigten (Vorjahr: 1,54 Tage).

Die steigende Zahl der psychischen Diagnosen, die älter werdende Belegschaft und der anhaltend hohe Prozentsatz der Muskel- und Skelett-Erkrankungen führen dazu, dass mittlerweile 47,2 Prozent der Fehltage auf Langzeiterkrankungen über 42 Tage zurückzuführen sind (2012: 46,8 Prozent).

Ansätze, den Krankenstand im Unternehmen zu senken, bietet das Betriebliche Gesundheitsmanagement. Mögliche Maßnahmen sind Arbeitsplatzanalysen im Betrieb bis hin zu individuellen Trainings zur Stressbewältigung, Ausgleichssport oder Ernährung.

Dass Arbeitgeber viel für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter, das Betriebsklima und die Arbeitszufriedenheit tun können, wenn sie geeignete Angebote machen, bestätigt eine aktuelle forsa-Umfrage der IKK classic.

Von Maßnahmen ihres Arbeitgebers zur Gesundheitsförderung berichtet gut die Hälfte der Befragten, allerdings bleiben die vorhandenen Angebote noch häufig hinter den Erwartungen zurück.

Ganz oben in der Rangfolge gewünschter Maßnahmen stehen mehr Dialogmöglichkeiten. Regelmäßige Gespräche mit Vorgesetzten, bei denen auch berufliche Probleme angesprochen werden können, wünschen sich 76 Prozent der Arbeitnehmer (im eigenen Betrieb erfüllt sehen diesen Wunsch aber nur 54 Prozent). Vorkehrungen für gesünderes und sicheres Arbeiten, etwa ergonomisch gute Arbeitsplätze, sind für 74 Prozent besonders wichtig (erfüllt: 52 Prozent). 62 Prozent plädieren für Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf (erfüllt: 42 Prozent).

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