Politik

Schwedische U-Boot-Jäger blamiert: Es war Ove, der Fischer

Die Suche nach einem russischen U-Boot vor Stockholm erweist sich im Nachhinein als eine Farce: Ein russischer Spezialkämpfer wurde enttarnt - es handelte sich um einen harmlosen Fischer namens Ove. Eine bewaffnete Einheit flog auf - es war ein Reporter-Team der Zeitung Dagens Nyheter. Trotzdem hat der angebliche russische Überfall dazu geführt, dass die schwedische Armee mehr Geld bekommt. Offenbar, um sich auch gegen Phantome schützen zu können.
25.10.2014 16:03
Lesezeit: 2 min

Das schwedische Militär verbrachte sieben Tage mit der Suche nach einem russischen U-Boot in den Gewässern bei Stockholm. Es sollten 30.000 Inseln durchsucht werden. Am Freitagmorgen wurde die Militär-Aktion abgeblasen. Die Jagd auf ein angeblich russisches U-Boot entpuppte sich als Unsinn.

So veröffentlichten die schwedischen Medien im Zuge der Suchaktion ein Bild von einer „geheimnisvoll schwarz gekleideten Person“, die als mögliches Mitglied der russischen Spezialeinheit Spetsnaz gehandelt wurde. Doch später kam heraus, dass es sich um einen Fischer handelte: Es war Ove, ein einheimischer schwedischer Fischer. Zur selben Zeit soll eigentlich ein niederländisches U-Boot in den Gewässern eine Übung durchgeführt haben.

Die FT berichtet von einer zweiten Posse: Die schwedische Boulevard-Zeitung Expressen berichtete vom Auftauchen „schwer bewaffneter Truppen“ und illustrierte die Invasion mit einem Boot voller Menschen. Diese waren jedoch keine russischen Kämpfer, sondern Reporter vom Konkurrenzblatt Dagens Nyheter, die sich offenbar in Kompanie-Stärke auf die Suche nach dem mysteriösen Feind gemacht hatten.

Bereits zu Beginn der Suche hatte Nesawissimaja Gaseta geargwöhnt, die schwedische Armee wolle mit der scheinbaren Bedrohung zeigen, wie wichtig mehr Geld für die Armee sei.  Johanne Hildebrandt von der Royal Swedish Academy of War Sciences sagte der Zeitung The Local denn auch tatsächlich: „Warum gab es so viele Einschnitte beim Verteidigungshaushalt, wenn das schwedische Hoheitsgebiet mehrfach verletzt wird?“

Der schwedische Verteidigungs-Analyst Peter Mattsson schrieb am Dienstag in der Zeitung SvD NYHETER: „Russland verfügt über die stärksten Motive (...) Wenn es tatsächlich ein russisches U-Boot ist, dann hat Russland sein Ziel erreicht. Russland zielt darauf ab, Schwedens Unfähigkeit zu zeigen, sich vor Unterwasser-Aktivitäten zu schützen. Vor allem Politiker und die Bevölkerung sollen gegen das schwedische Militär aufgebracht werden. Wir nennen das psychologische Kriegsführung.“

Die schwedische Regierung legte am Donnerstag das Haushaltsbudget bis 2019 vor. Es sieht nun eine Erhöhung des Verteidigungs-Etats vor. Am Montag hatte der schwedische Premierminister Stefan Löfven am Höhepunkt der Suche nach dem Phantom seine Entschlossenheit unterstrichen. „Wir müssen unsere Kapazitäten erweitern und mehr für die Verteidigung ausgeben“, zitiert die FT den Premierminister. Schweden wird von einer Mitte-Links-Regierung regiert. Auch die Grünen sind ein Teil der Koalition. Doch diese hatten sich in den vergangenen Monaten für Einschnitte bei der Verteidigung eingesetzt.

Die ehemalige Sprecherin der schwedischen Grünen, Maria Wetterstrand, zog auf Twitter denn auch das Fazit: „Das Budget ist beschlossen, die U-Boot Jagd beendet“.

Jedenfalls war die U-Boot-Jagd der schwedischen Marine die größte Militär-Aktion des Landes seit dem Ende des Kalten Kriegs. Die fast zweitägige PR-Aktion für einen höheren Verteidigungshaushalt hat die schwedischen Steuerzahler 2,2 Millionen Euro gekostet.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...

DWN
Technologie
Technologie KI im Jobmarkt: Die große Lüge von der Objektivität
04.07.2025

Algorithmen sollen neutral entscheiden – doch KI entlarvt sich im Personalbereich als versteckter Türsteher: Diskriminierung,...

DWN
Panorama
Panorama Grillmarkt in der Krise? Holzkohle wird teurer
03.07.2025

Grills verkaufen sich längst nicht mehr von selbst. Nach Jahren des Booms mit Rekordumsätzen schwächelt die Nachfrage. Händler und...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliarden für Dänemark – Deutschland geht leer aus
03.07.2025

Dänemark holt 1,7 Milliarden DKK aus Deutschland zurück – ohne die deutsche Seite zu beteiligen. Ein heikler Deal im Skandal um...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen im Visier: Schweiz plant Enteignung durch Erbschaftssteuer für Superreiche
03.07.2025

Die Schweiz steht vor einem Tabubruch: Kommt die 50-Prozent-Steuer auf große Erbschaften? Die Eidgenossen debattieren über ein riskantes...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Drogeriehandel: Wie dm, Rossmann und Müller den Lebensmittelmarkt verändern
03.07.2025

Drogeriemärkte verkaufen längst nicht mehr nur Shampoo und Zahnpasta. Sie werden für Millionen Deutsche zur Einkaufsquelle für...

DWN
Technologie
Technologie KI-Gesetz: Bundesnetzagentur startet Beratungsservice für Unternehmen
03.07.2025

Die neuen EU-Regeln zur Künstlichen Intelligenz verunsichern viele Firmen. Die Bundesnetzagentur will mit einem Beratungsangebot...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...