Politik

Sanfter Zwang: Roboter bringt Menschen Klavierspielen bei

Lesezeit: 2 min
02.02.2015 11:22
Ein neuer Roboter-Arm kann einem Menschen das Zeichnen oder Klavierspielen beibringen. Er wird an Handgelenk und Finger angebracht und zwingt den Lernenden zu präzisen Bewegungen. Die Methode basiert auf dem Prinzip der Wiederholung.
Sanfter Zwang: Roboter bringt Menschen Klavierspielen bei

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eine neue Maschine, die an den Arm eines Menschen angebracht wird, kann seinem Träger das Zeichnen beibringen. Der Proband muss den Arm locker lassen. Die Maschine führt die Bewegungen von Arm, Ellenbogen, Handgelenk und Finger voll automatisch aus.

Das Gerät trägt den Namen Teacher soll den Lernprozess beschleunigen, indem es den Menschen zu fest vorgeschriebenen Bewegungsabläufen zwingt. Die übermittelten Fähigkeiten reichen vom Zeichnen bis hin zum Spielen eines Musikinstruments, sagt Entwickler Saurabh Datta. Die Maschine stellt eine neue Anwendung der sogenannten Wearables dar und korrigiert die Bewegungen des Menschen mit eigenen Bewegungen und haptischen Signalen.

Die Lernmethode basiert auf dem Prinzip der Wiederholung. Wenn man einen Bewegungsablauf zum ersten Mal ausführt, ist es fast unmöglich, die gleiche Bewegung exakt beim zweiten oder den darauf folgenden Malen zu wiederholen. Der Roboter von Datta zwingt den Lernenden jedoch dazu. Die Theorie besagt, dass Bewegungsabläufe perfektioniert werden, die mindestens 10.000 Mal wiederholt werden. Dabei ist es wichtig, dass die Wiederholungen so exakt wie möglich ausgeführt werden, damit die Ausführung so präzise wie möglich in das „Bewegungsgedächtnis“ überführt werden kann. Der Teacher-Roboter garantiert dafür, dass die Bewegungen sauber ausgeführt werden. Die Wahrscheinlichkeit ist daher groß, dass der Mensch die Bewegungen schneller und präziser merken kann und folglich schneller lernt.

Dabei ist das Gedächtnis für Bewegungen und motorische Fertigkeiten dem Magazin Spektrum zufolge abhängig von der Komplexität der Bewegungsaufgaben. Das heißt, Aufgaben der Spurenverfolgung wie einfache Zeichenaufgaben werden sehr schnell gelernt, während Zielbewegungen wie zum Beispiel beim Spielen einer Gitarre oder eines Klaviers schon nach wenigen Sekunden ungenauer reproduziert werden.

Der Prototyp des Teachers sollte seinem Träger zeigen, wie er die Tasten beim Piano anschlagen soll. Dabei wurde der Roboter-Arm am Handgelenk befestigt und ein einzelner Finger zusätzlich mit einem kleinen motorisierten Gelenk fixiert. Probanden berichteten, dass sie das Gefühl, von der Maschine zu einer Bewegung gezwungen zu werden, nach kurzer Zeit störte.

Dem Entwickler geht es jetzt darum, herauszufinden, wie man die „Methode des sanften Zwangs“ optimieren kann, so dass der oder die Lernende stets die Kontrolle behält. Dabei muss Datta noch einige Probleme lösen: Wenn Probanden den Teacher tragen, verspannen sich die Muskeln des Arms nach einiger Zeit, was zu negativen Resultaten führt. Zudem wollten die Probanden in solchen Situationen immer die Kontrolle über das Gerät zurückgewinnen. Künftig soll es Datta zufolge intuitiv möglich sein, die Kontrolle der Maschine abzugeben und wieder anzunehmen, wann immer man will.

Das Potenzial der Maschine ist jedoch sehr groß. Wer zeichnen lernen möchte, braucht wohl künftig nur noch das gewünschte Bild in die Software laden – und schon geht es los. Der entscheidende Unterschied zur Vollautomatisierung ist, dass der Mensch mit der Zeit in der gewünschten Fähigkeit besser wird. Das bedeutet, dass „wir besser darin werden, ein Befähigungs-Instrument zu entwickeln, anstatt nur Service-Roboter“, so der Entwickler. „Solche Systeme erlauben es uns, die Dinge selbst besser zu machen und uns selbst zu verbessern, anstatt dass uns alles von Maschinen abgenommen wird.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Sunak in Berlin: Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
24.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef sieht Zinssenkungspfad unklar und plädiert für digitalen Euro
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...