Politik

Sparkassen-Präsident: Kein Grund zur Sorge um Absicherung deutscher Spareinlagen

Lesezeit: 2 min
15.09.2015 01:33
Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), sieht für die deutschen Spareinlagen keine Gefahr: Die Mittel zur Absicherung werden im Falle einer Bankenpleite in einem anderen Land „weiterhin unvermindert für die deutschen Ersparnisse zur Verfügung stehen“. Fahrenschon mahnt, dass die EU „sehr behutsam mit diesem sensiblen Thema“ umgehen müsse.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die Pläne der fünf EU-Präsidenten für eine gemeinsame europäische Einlagensicherung stoßen auf den entschiedenen Widerstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Welche Gefahren sehen Sie?

Georg Fahrenschon: Das Vertrauen der deutschen Sparer in die Sicherheit ihrer Einlagen ist hoch. Das gilt speziell auch jetzt, wo alle Sicherungseinrichtungen in Deutschland nach den neuen, EU-weit einheitlichen Regelungen arbeiten. Die Mehrheit der Bundesbürger will jedoch, dass die Systeme auch weiterhin in nationaler Hand bleiben. 63 Prozent fühlen sich mit den derzeitigen, nationalen Systemen sicherer als mit einem etwaigen europäischen System. Dieses Vertrauen wollen wir bewahren. Deswegen fordern wir, die Brandschutzmauern zwischen den Sicherungssystem in der EU zu erhalten.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Die Deutsche Kreditwirtschaft kritisiert, dass „einige wichtige EU-Staaten noch keine Gelder angespart haben“. Erhöht dies das Risiko für die deutschen Banken?

Georg Fahrenschon: Der Starttermin für die neuen Regelungen zur Einlagensicherung war der 3. Juli 2015, und nicht alle Staaten waren rechtzeitig am Start. EU-Präsident Juncker hat in seiner Rede über die Lage der Union selbst eingeräumt, dass die Situation in den verschiedenen Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich sei. Bis zur vollständigen Umsetzung haben die Institute noch zehn Jahre Zeit. Wir denken daher, dass am Anfang einer zehnjährigen Umsetzungsphase nicht der richtige Zeitpunkt für eine neue Diskussion über mögliche Veränderungen ist. Die Umsetzung der Richtlinie hat jetzt oberste Priorität.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sehen Sie aktuelle Risiken im europäischen Bankensektor? Wenn nämlich alles gut laufen würde, wäre eine gemeinsame Einlagensicherung ja nur eine langfristige Vorsorge.

Georg Fahrenschon: Wir haben Vertrauen in die neue EU-Bankenaufsicht, die ja erst kürzlich mit ihren Stresstests den Sektor auf Herz und Nieren geprüft hat. Insofern können wir die Eile bei der neuerlichen Diskussion um die Einlagensicherung auch nicht nachvollziehen. In jedem Fall muss gesichert bleiben, dass die Mittel, die wir für die Sicherheit der Kundeneinlagen in der Sparkassen-Finanzgruppe zurückgelegt haben, auch ausschließlich dafür eingesetzt werden. Warum sollten mit dem Geld Sparer in anderen Ländern entschädigt werden? Weder sie noch ihre Institute haben je einen Cent dazu beigetragen. Auf ihre Geschäftspolitik haben wir keinerlei Einfluss. Nein, Verantwortung und Haftung müssen nach wie vor in einer Hand bleiben. Sonst setzt die EU völlig falsche Anreize zum Trittbrettfahren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Sie warnen, dass die Beteiligung der deutschen Kreditinstitute an der Einlagensicherung die „Finanzmarktstabilität in Deutschland nachhaltig untergräbt“. Gibt es demnach erhebliche Risiken in anderen Ländern?

Georg Fahrenschon: Solange von der EU-Aufsicht keine Warnungen kommen, haben wir keinen Grund zu einer solchen Annahme. Wir warnen ganz grundsätzlich davor, die Leistungsfähigkeit unserer Sicherungssysteme durch Transfers in andere Länder zu schwächen. Denn wenn es eine Bankenpleite in einem anderen Land gibt, dann ist es doch für den deutschen Sparer beruhigend zu wissen, dass die Mittel zur Absicherung seiner Ersparnisse weiterhin unvermindert für den Fall der Fälle zur Verfügung stehen!

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Unser Eindruck ist, dass die EU eine gewisse Eile an den Tag legt. Sie verlangen, dass zuerst alle Staaten die entsprechenden EU-Regeln umsetzen müssten - davor sei es müßig, über die Beteiligung Deutschlands zu sprechen. Ist die Einlagensicherung der deutschen Banken heute bereits wasserdicht?

Georg Fahrenschon: In Deutschland gibt es keinerlei Verzögerung bei der Umsetzung der entsprechenden Regelungen.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Aus unserer Sicht sind die Positionen der Deutschen Kreditwirtschaft und der EU unvereinbar. Sind Sie für eine Ausnahme-Regelung für Deutschland?

Georg Fahrenschon: Solange noch keine Vorschläge der EU-Kommission öffentlich vorgestellt wurden, macht es keinen Sinn, über solche Optionen zu spekulieren.

Deutsche Wirtschafts Nachrichten: Müssen sich die deutschen Sparer Sorgen um ihr Geld machen?

Georg Fahrenschon: Nein, sie brauchen sich keine Sorgen um die Absicherung ihrer Spareinlagen zu machen. Und ich bedauere sehr, dass die Diskussion aus Brüssel diese Frage wieder hochbringt. Ich wünsche mir sehr, dass Brüssel sehr behutsam mit diesem sensiblen Thema umgeht.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Politik
Politik Ist Amerika die nächste Sowjetunion? Ein Blick auf Parallelen und Unterschiede
08.12.2024

Im Jahr 1987 veröffentlichte der Historiker Paul Kennedy seinen einflussreichen Bestseller Aufstieg und Fall der großen Mächte, der sich...

DWN
Panorama
Panorama Der Trump-Clan: Von Kai bis Kimberly - wer im Trump-Universum welche Rolle spielt
08.12.2024

Donald Trump steht kurz vor seiner Rückkehr ins Weiße Haus, doch anders als in seiner ersten Amtszeit wird es keine offiziellen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Überstundenzuschläge für Teilzeit: Gericht stärkt Arbeitnehmerrechte
08.12.2024

Ein neues Grundsatzurteil des Bundesarbeitsgerichts setzt ein wichtiges Zeichen für Arbeitnehmer in Teilzeit: Überstundenzuschläge...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: Der Kunstinvestor - wie Sie erfolgreich in Kunst investieren
08.12.2024

Kunst kann vieles sein: berührend, provokativ, dekorativ. Oder eben eine Banane, die alle drei Tage verfault. 6,2 Millionen Dollar – ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: US-Börsen in Kauflaune - Gold erhält Support von Zentralbank
08.12.2024

Noch ist Donald Trump nicht in politischer Verantwortung, aber die Pläne zur bevorstehenden ersten Zollrunde liegen bereits auf dem Tisch....

DWN
Technologie
Technologie Autonomes Fahren in Deutschland: Bundesregierung plant flächendeckenden Regelbetrieb
08.12.2024

Die Bundesregierung treibt die Umsetzung des autonomen Fahrens in Deutschland voran: Bis 2028 soll der weltweit größte Betriebsbereich...

DWN
Panorama
Panorama Künstlicher Weihnachtsbaum oder Natur? Die überraschenden Zahlen einer YouGov-Studie
08.12.2024

Der Weihnachtsbaum ist ein Symbol der Weihnachtszeit - und in vielen Haushalten liegen auch in diesem Jahr die Geschenke darunter. Eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerfreie Einkünfte: Das Ausschöpfen des Sparerfreibetrags macht mehr denn je Sinn
08.12.2024

In Kürze dürften „Vorsätze für das neue Jahr“ wieder Hochkonjunktur haben. Unter steuerlichen Aspekten bietet sich mit Blick auf...