Finanzen

Katar-Krise belastet Börsen: Anleger suchen Sicherheit

Lesezeit: 2 min
06.06.2017 12:42
Die Krise am arabischen Golf zieht weitere Kreise. Anleger suchen Schutz bei Gold und Staatsanleihen.
Katar-Krise belastet Börsen: Anleger suchen Sicherheit

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

+++Werbung+++

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der Streit des Emirats Katar mit seinen arabischen Nachbarn hat Investoren am Dienstag weltweit aufgeschreckt. Gleichzeitig wuchs wegen des nahenden "Super-Donnerstag" die Anspannung. An diesem Tag wird das britische Unterhaus neu gewählt, die Europäische Zentralbank (EZB) berät über ihre Geldpolitik und eine Anhörung des geschassten FBI-Chefs James Comey könnte den politischen Druck auf US-Präsident Donald Trump erhöhen.

Vor diesem Hintergrund gingen Investoren auf Nummer sicher und machten Kasse, sagte Analyst David Madden vom Online-Broker CMC Markets. Dax und EuroStoxx50 verloren jeweils knapp ein Prozent auf 12.712 beziehungsweise 3555 Punkte. Einige Anleger griffen zu den als sicher geltenden Bundesanleihen und drückten die Rendite der zehnjährigen Titel auf ein Sieben-Wochen-Tief von 0,252 Prozent. Die „Antikrisen-Währung“ Gold war mit 1293,67 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) zeitweise so teuer wie zuletzt vor knapp zwei Monaten.

Am Montag hatten unter anderem Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten ihre Verbindungen zu Katar gekappt. Sie beschuldigen das Emirat, Terror-Organisationen zu unterstützen. Katar weist die Anschuldigungen zurück. „Dass mehrere Golf-Staaten so plötzlich die Beziehungen mit Katar abbrechen, kam völlig unerwartet“, sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Die Aktienbörse Katars fiel am Dienstag auf ein Eineinhalb-Jahres-Tief von 8965,61 Punkten und büßte damit binnen zwei Tagen rund zehn Prozent ein. An der Osloer Börse gaben Norsk Hydro 1,3 Prozent nach. Der norwegische Aluminium-Hersteller ist an einer Aluhütte in Katar beteiligt. Die British Airways-Mutter IAG, Großaktionärin von Qatar Airways, büßte in London 0,7 Prozent ein.

Unter Druck geriet auch der Ölpreis. Die Sorte Brent aus der Nordsee gab zeitweise ein Prozent auf 49 Dollar je Barrel (159 Liter) nach. Börsianern zufolge befürchten Anleger, dass die kürzlich verlängerte Förderbremse nun zur Disposition stehe. Oystein Berentsen, Geschäftsführer des Ölhändlers Strong Petroleum, bezeichnete diese Spekulationen als unbegründet. "Das Opec-Abkommen steht und es ist unwahrscheinlich, dass sich das wegen der Spannungen mit Katar ändert."

Unterdessen bereiteten widersprüchliche Umfragen zum Ausgang der Großbritannien-Wahl Investoren Kopfschmerzen. Während einige Demoskopen einen Sieg der Konservativen um Premierministerin Theresa May prognostizierten, sagten andere den Tories einen Verlust ihrer absoluten Mehrheit voraus. Bei einem klaren Votum für May werde diese bei den Brexit-Verhandlungen voraussichtlich kompromissbereiter auftreten, sagte Analystin Katrin Löhken vom Bankhaus Sal. Oppenheim. „Ein völlig unerwarteter Wahlausgang, insbesondere ein 'hung parliament' ohne klaren Wahlgewinner, würde den Brexit-Zeitplan ordentlich durcheinanderwirbeln und die Wahrscheinlichkeit eines ungeordneten Austritts erhöhen.“ Das Pfund Sterling notierte am Dienstag kaum verändert bei 1,2903 Dollar.

Als sicher gilt an der Börse, dass die EZB die Aussichten für die Konjunktur optimistischer beurteilen wird. Zudem werde sie wohl keine Zinssenkungen mehr in Aussicht stellen, schrieb Bayern LB-Analyst Manuel Andersch in einem Kommentar. Die von manchen erhofften Signale für eine weitere Drosselung der EZB-Wertpapierkäufe seien dagegen nicht zu erwarten. Der Euro stagnierte bei 1,1253 Dollar.

Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel dagegen auf ein Sieben-Monats-Tief von 96,534 Punkten. US-Senatoren wollen vom ehemaligen FBI-Chef Comey unter anderem wissen, ob Präsident Trump ihn gedrängt hat, die Ermittlungen wegen angeblicher Russland-Kontakte von Trumps Wahlkampfteam fallenzulassen. Sollte sich dieser Vorwurf erhärten, halten selbst republikanische Abgeordnete ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump für denkbar.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...