Politik

Syrien greift Beobachterposten der Türkei an, tötet einen Soldaten

Diversen Medienberichten zufolge soll die syrische Armee in der Provinz Idlib einen türkischen Beobachterposten angegriffen haben. Dabei soll ein türkischer Soldat getötet worden sein.
28.06.2019 16:44
Lesezeit: 2 min
Syrien greift Beobachterposten der Türkei an, tötet einen Soldaten
Der 10. Beobachterposten der Türkei in Syrien. (Grafik: Syria Live Map/DWN)

Am Donnerstag soll bei einem Mörser- und Granatenangriff auf einen türkischen Beobachterposten in der syrischen Provinz Idlib ein türkischer Soldat ums Leben gekommen sein. Drei weitere Soldaten sollen verletzt worden sein, meldet der englischsprachige Dienst von Reuters. Bei dem Gefallenen handelt es sich um Unteroffizier Adem Tunç, berichtet die Zeitung Sabah.

Das türkische Verteidigungsministerium meldet über den Kurznachrichtendienst Twitter: “Nach dem gestrigen Angriff des Regimes auf unseren Beobachterposten Nr. 10 in Idlib, bei dem einer unserer Soldaten getötet und weitere drei verletzt wurden, wurden im Gegenzug verschiedene Stellungen des Regimes durch unsere bewaffneten Unterstützungskräfte getroffen.”

Bei den “Unterstützungskräften” handelt es sich um Söldner-Verbände der National Liberation Front (NLF) und der Freien Syrischen Armee (FSA), die beide von der internationalen Gemeinschaft und Russland als “moderate Rebellen” eingestuft werden. Die NLF und die FSA haben ein kurzes Video veröffentlicht, in dem zu sehen ist, wie von einem Fahrzeug mit einem montierten Raketenwerfer der Klasse BM-21 9K51 Grad Angriffe gegen angebliche Stellungen der SAA ausgeführt werden. Das Video wurde von der türkischen Zeitung Yeni Şafak publik gemacht. 

Zuvor wurde der russische Militärattache in das türkische Verteidigungsministerium einbestellt, berichtet Haber 365. Über den Gesprächsinhalt des Besuchs liegen den Medien keine Informationen vor. Russland hält sich bedeckt. Das russische Verteidigungsministerium hat bisher keine Mitteilung zum Vorfall in Idlib veröffentlicht. Das syrische Verteidigungsministerium hat ebenfalls keine Mitteilung veröffentlicht. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur SANA hat den Vorfall nicht kommentiert.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag hat das türkische Militär über Kırıkhan bis in die Grenzstadt Reyhanlı gepanzerte Personentransporter (ZPT) mit Kommandoeinheiten verlegt. Nach offiziellen Angaben sollen die Kommandoeinheiten als unterstützende Kräfte die Grenze zu Syrien sichern, so CNN Türk.

Der UN-Sonderbeauftragte für Syrien, Geir Pedersen, teilt in einer Mitteilung mit: “Auch Berichte über einen engen militärischen Austausch zwischen der syrischen Regierung und türkischen Beobachtungsposten geben Anlass zu großer Sorge. Sie erinnern uns daran, dass es sich bei Idlib nicht nur um ein humanitäres Problem oder nur um Syrien handelt, sondern um ein potenzielles Pulverfass für eine regionale Eskalation (...) Ich bekräftige nachdrücklich den Appell des Generalsekretärs an Russland und die Türkei, die Situation unverzüglich zu stabilisieren.”

Die Pressestelle des Europarats zitiert EU-Außenamtschefin Federica Mogherini: “Die EU ist zutiefst besorgt über die Lage im Nordwesten Syriens, insbesondere in den Provinzen Idlib und Nordhama. Nach mehr als acht Jahren des Konflikts leidet die syrische Bevölkerung weiterhin unter wahllosem Beschuss, Luftangriffen, Bombenangriffen und Angriffen. Militärschläge der syrischen Regimetruppen - unterstützt von Russland - haben Flüchtlingslager, Schulen und Gesundheitseinrichtungen zerstört, die die sichersten Orte sein sollten. Mehr als 230 Zivilisten haben ihr Leben verloren, mehr als 330.000 sind in nur sechs Wochen geflohen und drei Millionen weitere sind weiterhin gefährdet.”

Auf die seit Jahren durch die verschiedenen Söldnergruppen in Syrien verursachten Todesopfer und Schäden geht Mogherini zwar ein, allerdings wieder in Bezug zu den Aktivitäten der Regierung: „Die bestehende Präsenz und die Aktivitäten der von der UN identifizierten Terroristengruppen in der Gegend tragen zum Leid der Zivilbevölkerung bei und sind ein ernstes Problem. Doch der Kampf gegen terroristische Gruppen kann Verstöße gegen das internationale Menschenrecht nicht rechtfertigen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Hitzestress am Arbeitsplatz: Mehr Krankmeldungen bei Extremtemperaturen
02.07.2025

Extreme Sommerhitze belastet nicht nur das Wohlbefinden, sondern wirkt sich zunehmend auf die Arbeitsfähigkeit aus. Bei Hitzewellen...

DWN
Politik
Politik Europa vor dem Zerfall? Ex-Premier Letta warnt vor fatalem Fehler der EU
02.07.2025

Europa droht, zum Museum zu verkommen – oder zum Spielball von Trump und China. Italiens Ex-Premier Letta rechnet ab und warnt vor dem...

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...