Politik

Syrien: Sicherheitszone blockiert ‚Landbrücke‘ des Iran zum Mittelmeer

Die geplante Sicherheitszone im Norden Syriens befindet sich exakt auf der Route der letzten iranischen Landroute ans Mittelmeer.
17.01.2019 17:18
Lesezeit: 3 min

Die kürzlich angekündigte Sicherheitszone entlang der türkischen Grenze zu Syrien wird - sollte sie realisiert werden - den vom Iran geplanten Zugang zum Mittelmeer blockieren. Sie wird sich nach Angaben des Präsidentensprechers İbrahim Kalın zudem unter türkischer Kontrolle befinden.

Die Sicherheitszone wird sich nach Angaben des Präsidentensprechers İbrahim Kalın unter türkischer Kontrolle befinden. Sie umfasst die Gebiete nördlich von Raqqa und nördlich von al-Hasaka. Zudem umfasst sie Sarrin, den Norden von Ayn Issa, Suluk über Ras al-Ayn, den Norden von Tell Tamer, Darbasiya, Amuda, Qamishli, Wardiyah, Tell Hamis, Al-Qahtaniya, Al-Yarubiyah und Al-Malikiya. Die nördlichen Städte Shuyukh Tahtani, Ayn al-Arab (Kobani), Tell Abyad, Al-Darbasiya, Amuda, Al-Qahtaniya, Al-Jawadiyyah und Al-Malikiyah würden vollständig in die Sicherheitszone fallen. Die Linie im Westen beginnt am Ufer des Sajur-Flusses im Osten von Manbidsch, während das Zentrum von Manbidsch außerhalb der 32-Kilometer-Zone liegt.

Die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die von den Milizionären der PKK/PYD dominiert werden, erklärten nach Angaben des englischsprachigen Diensts von Reuters am Mittwoch, sie seien bereit, dabei zu helfen, eine Sicherheitszone im Nordosten Syriens zu schaffen. Die SDF hoffe, Vereinbarungen mit der Türkei zu treffen um die Stabilität in der Grenzregion zu gewährleisten.

Nicht nur die USA, sondern auch die Türkei, Russland und Israel haben kein Interesse daran, dass der Iran seine Präsenz in Syrien ausbaut. Der Türkei kommt es darauf an, den nördlichen Teil von Nordost-Syrien (östlich des Euphrats) zu kontrollieren, um ihre territoriale Integrität und Sicherheit zu gewährleisten.

Am 17. Mai 2018 hatte Putin gesagt, dass sich die ausländischen Truppen nach den jüngsten Siegen der syrischen Armee aus Syrien zurückziehen sollten. Als Putins Syrien-Gesandter Alexander Lawrentjew um eine Klarstellung gebeten wurde, sagte er, der Präsident bezog sich auf "türkische, amerikanische, iranische und Hisbollah-Soldaten".

Als Antwort darauf erklärte das iranische Außenministerium, dass niemand die iranischen Streitkräfte aus Syrien herausdrängen könne und dass sie bleiben würden, bis Assad sie förmlich auffordert, zu gehen, berichtet Tasnim. Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua berichtete über eine Entscheidung des der syrischen Regierung, wonach ein Rückzug iranischer Streitkräfte und alliierter schiitischer Milizen aus der Deeskalationszone nahe der israelischen und jordanischen Grenze geduldet werde.

Für Teheran sei Russlands Kehrtwende eine Überraschung gewesen, die heftige Reaktionen und eine Debatte darüber ausgelöst hat, ob man Moskau noch trauen kann, berichtet The Middle East Eye (MEE).

Eshagh Dschahangiri, Erster Vizepräsident des Iran, sagt in einem aktuellen Interview mit euronews zur Frage, ob Russland und die Türkei versuchen würden, die Rolle der Iraner in Syrien zu schwächen: "Nein. Ich denke nicht, dass andere Staaten die Präsenz des Iran in Syrien einschränken können. Der Iran wird seine Präsenz in Syrien fortführen, solange die syrische Regierung dies benötigt".

Iranische Landbrücke über Nordsyrien

Ankara und Moskau kooperieren mit Teheran im Rahmen des Friedensgespräche von Astana. Allerdings bleibt unklar, ob der Iran seine Präsenz in Syrien noch finanzieren kann. Die Errichtung einer Landbrücke über Nordsyrien ans Mittelmeer kann nur mit einer langfristigen militärischen Präsenz durchgeführt werden, die finanzielle Lasten nach sich zieht. Aufgrund der US-Sanktionen gegen den Iran und dem Wertverfall des Iranischen Rial kann eine militärische Präsenz nicht langfristig finanziert werden.

Die zweite Alternative zur Errichtung einer iranischen Landbrücke wurde von den USA an der irakisch-syrischen Grenze bei Al-Qaim und Abu Kamal gekappt. BasNews berichtet, dass die USA in der Nähe der irakischen Stadt Al-Qaim in der westlichen Provinz Anbar einen neuen Stützpunkt eröffnen wollen. Durch Al-Qaim nach Abu Kamal verläuft die Autobahn M4, die als Route für die iranische Landbrücke hätte dienen können.

Die dritte Alternative zur Errichtung einer iranischen Landbrücke wurde von den USA an der jordanisch-syrischen Grenze gekappt. Diese sollte über den Al Waleed-Grenzübergang in die syrische Stadt Al Tanf und dann ans Mittelmeer führen. Doch in Al Tanf befindet sich ebenfalls ein US-Stützpunkt, der die Route auf der Autobahn M2 kontrolliert.

Die vierte und schwächste Alternative zur Errichtung einer irakisch-syrischen Landbrücke wurde ebenfalls gekappt. Diese sollte durch die Provinz Anbar und über Ost-Syrien bis ans Mittelmeer führen. Doch auf der Route befinden sich zwei US-Stützpunkte (Ain al-Assad und Habbaniya). Diese Alternative sollte auf irakischem Boden durch Bagdad führen. Am Internationalen Flughafen Bagdad befinden sich die US-Stützpunkte Camp Victory und Camp Taji.

In Salahaddin befindet sich der Stützpunkt Balad, der zuvor Camp Anaconda genannt wurde. In Kirkuk befindet sich der Stützpunkt K1 und in Mossul der Stützpunkt Kajara. Die letzten beiden Stützpunkte der USA befinden sich auf dem Flughafen von Erbil und Harir im Norden des Irak.

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