Finanzen

Russland versetzt den USA im Ölpreis-Konflikt den ersten Schlag

Hinter dem massiven Einbruch der Ölpreise steht die geopolitische Rivalität zwischen Russland auf der einen und den USA und Saudi-Arabien auf der anderen Seite. Der von Russland herbeigeführte Preiseinbruch dürfte ein Schlag gegen die US-Frackingindustrie gewesen sein.
09.03.2020 11:04
Aktualisiert: 09.03.2020 11:04
Lesezeit: 2 min

Schwarzer Montag am Ölmarkt: Zum Wochenauftakt sind die Ölpreise heftig abgestürzt. Nach gescheiterten Verhandlungen führender Ölstaaten über eine Drosselung der Fördermenge zur Stabilisierung der Ölpreise gab es den stärksten Einbruch seit fast 30 Jahren. Zudem belastet die Coronavirus-Krise immer mehr. Am Montagmorgen büßten Rohöl aus der Nordsee und Rohöl aus den USA um jeweils mehr als ein Viertel ein.

Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 33,51 US-Dollar. Damit lag der Preis 11,76 Dollar oder knapp 26 Prozent unter dem Niveau vom Freitagabend. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI sackte um 11,59 Dollar oder 28 Prozent auf 29,69 Dollar ab. Marktbeobachter sprachen vom stärksten prozentualen Einbruch am Ölmarkt seit dem Golfkrieg 1991. Damals waren die Ölpreise nach der irakischen Invasion in Kuwait zunächst rasant gestiegen. Als sich am Ölmarkt aber keine Engpässe gezeigt hatten, waren die Notierungen schnell gefallen.

Die Ölpreise sind zum Wochenauftakt auf den tiefsten Stand seit Anfang 2016 zurückgefallen. In der Spitze rutschte der US-Ölpreis bis auf 27,34 Dollar und der für Brent-Öl auf 31,02 Dollar ab

Als Ursache für den Einbruch gelten die gescheiterten Verhandlungen des Ölkartells Opec mit den in der sogenannten Opec+ zusammengefassten Förderländern wie Russland. Am vergangenen Freitag konnten sich die Verhandlungspartner der Opec+ - für alle Beobachter überraschend - auf keine neue Vereinbarung einigen. Selbst eine Verlängerung der bestehenden Förderbeschränkung fehlte in der Abschlusserklärung der beteiligten Staaten.

Darüber hinaus scheint der Streit zwischen Saudi-Arabien und Russland über die künftige Fördermenge weiter zu eskalieren. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf namentlich nicht genannte Insider berichtet, könnte Saudi-Arabien die Fördermenge in den kommenden Monaten erhöhen. Demnach könnte die Fördermenge des führenden Opec-Landes bis auf eine neue Rekordmarke von zwölf Millionen Barrel pro Tag erhöht werden, hieß es weiter. Das könnte andere Ölstaaten wie Russland ebenfalls provozieren, über eine höhere Fördermenge nachzudenken.

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Montag unter Berufung auf namentlich nicht genannte Teilnehmer der russischen Delegation bei den Verhandlungen der Opec+ in Wien berichtete, sei die Abkehr Russlands von dem Ölkartell auch als "Kampfansage an die Vereinigten Staaten zu verstehen". In den vergangenen Monaten hatten demnach neue Sanktionen aus Washington für Unmut in der russischen Regierung gesorgt. Unter anderem wurde auf die im Februar verhängten Strafmaßnahmen der USA gegen eine Tochtergesellschaft der russischen Rosneft verwiesen.

Der durch die Entscheidung Moskaus ausgelöste Ölpreisverfall dürfte auch Folgen für die amerikanische Förderung durch die Fracking-Methode haben , sagte Julian Lee, Rohstoffexperte der Nachrichtenagentur Bloomberg. Bei dieser Methode wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien unter hohen Druck in Gesteinsschichten gepresst, um so Öl zu gewinnen. Sie ist vergleichsweise kostspielig und rentiert sich nur bei eher hohen Preisen - bei dem aktuellen Niveau könnten viele der massiv überschuldeten Unternehmen ihre Förderung in dem Bereich einstellen.

Das die Geldgeber nervös werden, lässt sich an den Kursverlusten für Anleihen wichtiger US-Frackingunternehmen zeigen:





Außerdem belastet nach wie vor die Sorge vor den wirtschaftlichen Folge der Coronavirus-Krise die Ölpreise. Derzeit werden zahlreiche Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft nach unten revidiert, was auch zu einer geringeren Nachfrage nach Rohöl führen dürfte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Panorama
Panorama Sprit ist 40 Cent teurer an der Autobahn
03.07.2025

Tanken an der Autobahn kann teuer werden – und das oft völlig unnötig. Eine aktuelle ADAC-Stichprobe deckt auf, wie groß die...

DWN
Politik
Politik Brüssel kapituliert? Warum die USA bei den Zöllen am längeren Hebel sitzen
03.07.2025

Die EU will bei den anstehenden Zollverhandlungen mit den USA Stärke zeigen – doch hinter den Kulissen bröckelt die Fassade. Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA dominieren die Börsen
03.07.2025

Die Börsenwelt bleibt fest in US-Hand, angeführt von Tech-Giganten wie Nvidia und Apple. Deutsche Unternehmen spielen nur eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Pokémon-Karten als Geldanlage: Hype, Blase oder Millionen-Geschäft?
03.07.2025

Verstaubte Karten aus dem Kinderzimmer bringen heute tausende Euro – doch Experten warnen: Hinter dem Pokémon-Hype steckt eine riskante...

DWN
Finanzen
Finanzen Politische Unsicherheit: Warum Anleger jetzt Fehler machen
03.07.2025

Trumps Kurs schürt Unsicherheit an den Finanzmärkten. Wie Anleger jetzt kühlen Kopf bewahren und welche Fehler sie unbedingt vermeiden...

DWN
Politik
Politik Keine Stromsteuersenkung: Harsche Kritik der Wirtschaftsverbände
03.07.2025

Die Strompreise bleiben hoch, die Entlastung fällt kleiner aus als versprochen. Die Bundesregierung gerät unter Druck, denn viele Bürger...

DWN
Politik
Politik USA drosseln Waffenhilfe – Europa unter Zugzwang
03.07.2025

Die USA drosseln die Waffenhilfe für Kiew. Europa muss die Lücke schließen. Wie geht es weiter?

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Sanierung bleibt trotz Rekordminus auf Kurs
03.07.2025

Baywa steckt tief in den roten Zahlen – doch der Sanierungsplan bleibt unangetastet. Der traditionsreiche Konzern kämpft mit Altlasten,...