Wirtschaft

Trotz Corona: Nachfrage nach Porsche und Ferrari bleibt stark

Porsche und Ferrari haben diese Woche ihre Werke wieder eröffnet. Im Gegensatz zur Konkurrenz fahren die Luxushersteller bisher deutlich besser durch die Krise.
10.05.2020 12:00
Lesezeit: 3 min
Trotz Corona: Nachfrage nach Porsche und Ferrari bleibt stark
Der Fußballspieler Leonardo Bonucci trifft am Sportzentrum von Juventus Turin ein. Nach einer rund zweimonatigen Zwangspause dürfen Fußballclubs der Serie A am 11. Mai mit Einzeltrainings beginnen. (Foto: dpa) Foto: Fabio Ferrari

Am Montag hat Porsche nach sechs Wochen Pause wegen der Virus-Pandemie die Produktion in seinen beiden Werken Zuffenhausen und Leipzig wieder gestartet. Die Wiederaufnahme der Produktion erfolgte nach behördlichen Vorgaben und in Abstimmung mit dem Betriebsrat. Seit Ende März hatte die Produktion geruht, auch weil es wegen der Unterbrechung von Lieferketten zu Engpässen bei verschiedenen Bauteilen gekommen war. "Jetzt ist der passende Zeitpunkt, optimistisch nach vorne zu schauen und die Arbeit wiederaufzunehmen", sagte letzte Woche Produktionschef Albrecht Reimold.

Der Optimismus bei Porsche scheint berechtigt. Der Umsatz der VW-Tochter ist im ersten Quartal leicht gestiegen. Damit fährt der Sportwagenhersteller bisher deutlich besser durch die Corona-Krise als die meisten anderen Autohersteller wie zum Beispiel Daimler. Laut dem Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen wird der Automobilverkauf dieses Jahr wegen der Corona-Krise um fast 20 Prozent einbrechen, und gerade die deutschen Autobauer und somit die ganze Bundesrepublik werden seiner Ansicht nach davon schwer getroffen werden.

Auch wenn der Umsatz von Porsche im ersten Quartal leicht gestiegen ist, ganz ungeschoren kommen die Stuttgarter nicht durch die Corona-Krise. So ist der Betriebsgewinn um 34 Prozent auf 600 Millionen Euro zurückgegangen. Die Rendite ist auf 9,5 Prozent gesunken - gegenüber etwa 15 Prozent in den vergangenen Jahren. Und Porsche hat im ersten Quartal nur etwas mehr als 53.000 Fahrzeuge ausgeliefert, was einen leichten Rückgang um 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal bedeutet. Trotzdem hat Porsche seinen Mitarbeitern auch in diesem Jahr eine Prämie in Höhe von zusätzlich 9.700 Euro gezahlt.

Noch besser kommt bisher der Konkurrent Ferrari durch die Corona-Krise, wie Bloomberg berichtet. Die Nachfrage nach den italienischen Sportwagen, die zu den teuersten Automobilen der Welt gehören, ist nach Angaben des Herstellers kaum beeinträchtigt. Das Auftragsbuch sei "stark" gefüllt, trotz der Corona-bedingten siebenwöchigen Werksschließungen in Italien, die einen Produktionsausfall von rund 2.000 Fahrzeugen bedeuten könnten, sagte am Montag Antonio Picca Piccon, der Finanzchef von Ferrari. Die Auslieferungen sind im ersten Quartal sogar um rund 5 Prozent gestiegen.

Zwar hat Ferrari seine Gewinnprognose für 2020 gesenkt, da man den Druck durch Corona auch hier zu spüren bekommt. Doch bereits für die zweite Jahreshälfte sagt das Unternehmen einen Aufschwung voraus. Wie Porsche so hat auch Ferrari am Montag seine Standorte Maranello und Modena wieder in Betrieb genommen und plant, noch diese Woche wieder volle Produktion zu erreichen. Um den Produktionsrückstand wenigstens zu 50 Prozent aufzuholen, sollen die Mitarbeiter von Ferrari nun auch samstags arbeiten und ihren Sommerurlaub verkürzen, sagte Finanzchef Antonio Picca Piccon.

"Beweise aus der vorangegangenen Finanzkrise deuten darauf hin, dass die Nachfrage robust bleiben sollte", sagt der Analyst Michael Dean. Das Hauptrisiko besteht seiner Ansicht nach darin, dass die Produktion wieder eingestellt werden könnte, wenn es in Italien eine zweite Welle von Corona-Infektionen geben sollte. Die italienische Regierung unter Premierminister Giuseppe Conte unternimmt derzeit die ersten Schritte zu einer allmählichen Wiedereröffnung der Wirtschaft des Landes, nachdem diese wegen Corona für fast zwei Monate zum Stillstand gebracht worden war.

Dass die Hersteller von hochwertigen Autos wie Porsche und Ferrari so gut durch die letzte Finanzkrise gekommen sind, erklärt sich unter anderem auch dadurch, dass die großen Zentralbanken der Welt mit ihren massiven Wertpapierkäufen und Zinssenkungen die Ungleichheit weiter verschärft haben. Während die Reallöhne der Arbeitnehmer kaum gestiegen sind, haben die Besitzer von Finanzanlagen, die in der Regel zu den Vermögenderen gehören, teils erhebliche Gewinne verzeichnet. Hochwertige und entsprechend teure Autos verkauften sich daher überdurchschnittlich gut. 

Zwar verzeichnet auch Ferrari Auftragsstornierungen wegen der Corona-Krise, vor allem in den USA und in Australien, "aber nichts, was wir als alarmierend empfinden würden", sagte der Vorstandsvorsitzende Louis Camilleri am Montag vor Analysten. Weniger Formel-Eins-Rennen, darunter viele Rennen ohne Fans, würden zudem die Sponsorengelder und andere Einnahmen schmälern, sagte er. Ferrari erwartet einen Aufschwung bereits in der zweiten Jahreshälfte, der sogar zu einem schnelleren Umsatz- und Gewinnwachstum führen könnte als im gleichen Zeitraum 2019.

Im letzten Jahr hat Ferrari erstmals mehr als 10.000 Fahrzeuge innerhalb eines Jahr verkauft, und im ersten Quartal dieses Jahres hat man bereits 2.728 Einheiten verkauft. Der Autohersteller, der von der Investmentgesellschaft Exor der Familie Agnelli kontrolliert wird, hat für das erste Quartal einen bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen in Höhe von 317 Millionen Euro gemeldet. Der Umsatz belief sich auf 932 Millionen Euro. Diese Ergebnisse zeigen "eine starke Widerstandsfähigkeit", sagte Massimo Vecchio, ein Analyst des italienischen Kreditinstituts UBI Banca.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Biotech-Unternehmen wandern aus: Europa verliert 13 Mrd. Euro an die USA
25.11.2025

Europas Biotech-Branche steht an einem Wendepunkt, weil zentrale Finanzierungsquellen immer seltener im eigenen Markt zu finden sind....

DWN
Politik
Politik Lawrow zu Europa: "Ihr hattet eure Chancen, Leute"
25.11.2025

Europa habe seine Chance verspielt, den Ukrainekonflikt politisch zu entschärfen, behauptet Russlands Außenminister Lawrow – und setzt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt 2030: Diese Fachkräfte werden in fünf Jahren gebraucht
25.11.2025

Automatisierung, KI und Klimawandel verändern den globalen Arbeitsmarkt rasant. Bis 2030 entstehen Millionen neuer Jobs, doch viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase: Experten warnen vor wachsenden Risiken am Markt
25.11.2025

Die Finanzmärkte stehen unter spürbarer Spannung, während Anleger die Dynamik rund um künstliche Intelligenz bewerten. Doch weist die...

DWN
Finanzen
Finanzen Doppelbesteuerung Rente: Ob Sie betroffen sind und was Sie tun können!
25.11.2025

In Deutschland müssen auch Rentner ihre Rente versteuern, weil Renten als Einkünfte gewertet werden, obwohl Arbeitnehmer bereits im...

DWN
Politik
Politik Georgiens Krise: Welche Machtverschiebung Europa jetzt alarmieren sollte
25.11.2025

Ein Land am Schwarzen Meer verliert seine demokratischen Sicherungen, während die Regierung Kritiker verfolgt und neue Allianzen mit...

DWN
Politik
Politik Insa-Umfrage aktuell: AfD bleibt in Sonntagsfrage vor Union
25.11.2025

Die aktuelle Insa-Umfrage zeigt eine AfD auf Rekordkurs - und eine Union, die langsam näher rückt. Gleichzeitig bröckelt das Tabu-Image...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft tritt auf der Stelle
25.11.2025

Die deutsche Wirtschaft tritt weiter auf der Stelle, während Exporte sinken und Verbraucher sparen. Ökonomen hoffen zwar auf eine...