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Corona-Ticker: IWF bereitet Geldgeber auf neue Finanzkrise mit Schuldenschnitten vor

Lesezeit: 4 min
29.06.2020 10:56  Aktualisiert: 29.06.2020 10:56
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Corona-Ticker: IWF bereitet Geldgeber auf neue Finanzkrise mit Schuldenschnitten vor
Gita Gopinath. (Foto: dpa)
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Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellt sich angesichts der Corona-Pandemie auf neue Schuldenkrisen ein. Ärmere Länder würden "mehr Schuldenstundungen brauchen, in einigen Fällen vielleicht auch Schuldenschnitte", sagte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel.

Um sich auf den internationalen Kreditmärkten frische Schulden zu besorgen, müssen Entwicklungs- und Schwellenländer inzwischen höhere Finanzierungskosten in Kauf nehmen. Dutzende Staaten haben daher bereits beim IWF Notkredite beantragt, um ihre Gesundheitssysteme zu stärken und die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie abzufedern. Der IWF kündigte Mitte April zudem Schuldenerleichterungen für 25 der ärmsten Länder an, darunter etwa Afghanistan, Haiti, Mali, Mosambik, der Kongo und der Jemen.

Auch die führenden Industriestaaten der G7-Gruppe erklärten damals, sie würden den Schuldendienst für die ärmsten Länder wegen der Corona-Krise für eine begrenzte Zeit aussetzen. Voraussetzung sei aber die Beteiligung aller G20-Staaten, hieß es in einer Mitteilung des US-Finanzministeriums nach einem Telefonat der G7-Minister und Zentralbankchefs. Damit müsste unter anderem auch China zustimmen, das zuletzt Kredite an viele Entwicklungsländer vergeben hat. Auch der IWF-Topf für Nothilfen solle aufgestockt werden, hieß es weiter.

Die Bundesregierung in Berlin signalisierte ebenfalls Zustimmung für eine Aufstockung des IWF-Katastrophenfonds CCRT. «Wir werden die Initiative auch diesmal finanziell unterstützen», hieß es am Dienstag aus Kreisen des Finanzministeriums. Bei weiteren Maßnahmen stehe die Bundesregierung dem IWF ebenfalls zur Seite.

Um den wachsenden Schuldenstand Deutschlands sorgt sich Gopinath indes nicht. "Deutschland hat den nötigen finanziellen Spielraum – auch weil die Politik den Schuldenstand in der Vergangenheit niedrig gehalten hat", sagt Gopinath. Im Streit über das geplante 750-Milliarden-Hilfspaket der EU plädiert sie dafür, den Krisenländern nicht nur Kredite, sondern auch direkte Transfers zukommen zu lassen. "Es ist wichtig, dass ein erheblicher Teil des Pakets aus Zuschüssen besteht statt aus Krediten, sonst fördert es die wirtschaftliche Erholung nicht."

Weitere Meldungen

16.20 Uhr - Nach dem Bundestag hat am Montag auch der Bundesrat dem zweiten Corona-Steuerhilfegesetz zugestimmt. Damit kann unter anderem die Mehrwertsteuersenkung wie geplant zum 1. Juli in Kraft treten. Außerdem wurde damit endgültig der Familienbonus in Höhe von 300 Euro pro Kind beschlossen.

15.20 Uhr - Die nordrhein-westfälische Landesregierung will den nach dem Ausbruch des Corona-Virus in einem Schlachthof verhängten "Lockdown" im Kreis Gütersloh um eine Woche verlängern. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens dort sollen als Vorsichtsmaßnahme zunächst anhalten, sagt Ministerpräsident Armin Laschet. Der Lockdown im ebenfalls betroffenen Kreis Warendorf werde mit dem Ablauf am Dienstag nicht verlängert.

09.53 Uhr - Die Coronavirus-Krise sei für Großbritannien eine Katastrophe gewesen, sagt der britische Premierminister Boris Johnson. "Das war ein absoluter Albtraum für das Land, und das Land hat einen tiefen Schock erlitten", sagt der konservative Politiker "Times Radio". Die Regierung schulde all jenen, die gestorben seien und gelitten hätten, eine genaue Prüfung dessen, was schiefgelaufen sei. Jetzt sei aber nicht die richtige Zeit, um Fehltritte zu untersuchen.

09.44 Uhr - In Russland melden die Behörden 6719 festgestellte Neuinfektionen. Das ist der geringste tägliche Zuwachs seit dem 29. April. Insgesamt liegt die Zahl der ermittelten Ansteckungen nun bei 641.156. Die Zahl der Todesfälle steigt in den vergangenen 24 Stunden um 93 auf 9166.

09.10 Uhr - Die EU legt nach spanischen Angaben bis spätestens Dienstag eine Liste der Covid-19-sicheren Länder vor. Die Liste werde 15 Staaten umfassen, in die man nach epidemiologischen Kriterien sicher reisen könne, sagt die spanische Außenministerin Arancha Gonzalez Laya dem Hörfunksender Cadena SER. Die Coronavirus-Pandemie lasse im größten Teil Europas nach.

08.39 Uhr - Bayerns Ministerpräsident Markus Söder warnt vor zu viel Lässigkeit im Umgang mit dem Coronavirus. "Testen ist das eine, weiter Abstand halten das andere", sagt der CSU-Politiker im ZDF-Morgenmagazin. "Da tun sich ja einige schwer." Man dürfe nicht glauben, dass alles wieder normal sei. Beim Konjunkturpaket, das im Bundestag beraten wird, lobt Söder die Fülle der Maßnahmen. Die zeitweise Senkung der Mehrwertsteuer sei ein Instrument, um die Konjunktur wieder anzukurbeln. "Ich glaube allerdings, dass der wichtigste Konjunkturimpuls am Ende mehr Sicherheit ist."

06.55 Uhr - Chinas Militär hat grünes Licht erhalten für die Nutzung eines Covid-19-Impfstoffkandidaten. Das teilt die Firma Cansino Biologics mit, die gemeinsam mit der Forschungseinheit der Armee für die Entwicklung verantwortlich ist. Klinische Studien hätten gezeigt, dass der Impfstoffkandidat Ad5-nCoV sicher und in gewissem Umfang effizient sei. Ad5-nCoV ist einer von acht Impfstoffkandidaten, die von chinesischen Firmen entwickelt und die für Tests an Menschen zugelassen wurden.

04.55 Uhr - Die Zahl der bestätigten Infektionen in Deutschland steigt um 262 auf 193.761, wie aus Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervorgeht. Die Zahl der Todesfälle steigt um vier auf 8961.

04.22 Uhr - Australien verzeichnet den größten Anstieg neuer Fälle seit etwa zwei Monaten. Der Bundesstaat Victoria gibt 75 neue Infektionen in den vergangenen 24 Stunden bekannt. Zwar fehlen zunächst Zahlen aus mehreren anderen Landesteilen. Der Anstieg ist jedoch schon jetzt der größte in Australien seit dem 11. April. Victoria erwägt nun die Wiedereinführung von Beschränkungen wie ein Abstandsgebot, sagen Gesundheitsbehörden. Die Maßnahmen waren ab Mai gelockert worden.

03.21 Uhr - Angesichts weiter steigender Infektionszahlen nimmt Kalifornien einige Lockerungen zurück. Gouverneur Gavin Newsom ordnete für sieben Landkreise - darunter Los Angeles - die Schließung von Bars an. Dies gelten in den USA als häufige Infektionsherde. Am Freitag schlossen Texas und Florida gleich alle Bars. Kalifornien ist mit fast 40 Millionen Einwohnern - grob halb so viele wie Deutschland - der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat.

00.50 Uhr - In Brasilien wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums in den vergangenen 24 Stunden 30.476 neue Infektionen und 552 weitere Todesfälle verzeichnet. Insgesamt gebe es damit mehr als 1,34 Millionen bekannte Fälle und 57.622 Todesfälle.

23.58 Uhr - Nach Daten der Nachrichtenagentur Reuters hat die weltweite Zahl der bekannten Todesfälle durch die Pandemie die Schwelle von 500.000 überschritten. Demnach sterben gegenwärtig mehr als 4700 Menschen pro Tag an Covid-19, wie aus den Daten vom 01. bis zum 27. Juni hervorgeht.


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