Unternehmen

Zalando setzt auf nachhaltige Produkte und schraubt Prognose nach oben

Lesezeit: 2 min
14.10.2020 15:55  Aktualisiert: 14.10.2020 15:55
Nicht alle Firmen leiden unter der Pandemie: Der Onlinehandel beispielsweise profitiert sogar davon, weil die Kunden verstärkt übers Netz einkaufen. Zalando hat nun eine neue wichtige Maßnahmen umgesetzt.
Zalando setzt auf nachhaltige Produkte und schraubt Prognose nach oben
Ein Paket des Berliner Onlinehändlers. (Foto: dpa)
Foto: Bodo Marks

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Berliner Onlinehändler Zalando ist derzeit an den deutschen Börsen eine gefragte Aktie, die ein Rekordhoch erreicht hat. Das Unternehmen hat im dritten Quartal wegen der Pandemie seine Geschäfte im riesigen Ausmaß verbessert und sofort seine Prognosen fürs Gesamtjahr nach oben geschraubt. „Die Marktidee des Tages“, titelt der Börsen-Fachdienst „Wall Street Online“. Die Publikation von „Finanzen100“ spricht von „einer spannenden Aktie“, und „Onvista“ spekuliert, ob der Händler nicht schon bald den Lieferdienst „Delivery Hero“ aus dem Dax verdrängt.

Und jetzt präsentiert das Unternehmen eine weitere wichtige Information, mit der es an den Aktienmärkten punkten könnte. So hat Zalando sein Geschäft mit nachhaltigen Waren ausgebaut – und zwar weit mehr als verdoppelt. Der Händler bietet nun insgesamt 60.000 Artikel an – zu Jahresanfang waren es noch 27.000 gewesen.

„Unsere Kunden kaufen seit Anfang des Jahres ganz klar verstärkt nachhaltige Mode”, sagt Rubin Ritter, Zalando Co-CEO. „In einer aktuellen Umfrage gaben 34 Prozent unserer Kunden an, dass ihnen in Anbetracht der Coronavirus-Pandemie Nachhaltigkeit wichtiger geworden ist. Dieses Umdenken ist eine Chance für positive Veränderung und macht deutlich, dass sich die Modeindustrie neu definieren muss. Zusammen mit unseren Partnern wollen wir diese Veränderung vorantreiben und es unseren Kunden noch einfacher machen, nachhaltige Entscheidungen zu treffen.”

Zur Einordnung: Der Händler, der im zweiten Quartal einen Erlös von bis zu 1,9 Milliarden Euro erzielt hat, bietet nach eigenen Angaben rund 600.000 Produkte an. Die Modehändler und Textilproduzenten versuchen seit geraumer Zeit, ihren Fokus verstärkt den Verkauf von nachhaltigen Waren zu legen – ähnlich wie Zalando. Das Thema ist schon geraumer Zeit in den internationalen Medien und beschäftigt die Politiker, aber auch die Unternehmen.

So haben allein im September 21 Mode-Firmen unterschiedliche Initiativen gestartet – beispielsweise die Luxusmarke Kenzo. Der Edelbrand arbeitet mit der internationalen Umweltorganisation WWF zusammen, um Tiger zu schützen.

Initiative Textilbündnis bewertet Zalando positiv

„Die Pandemie hat das Bewusstsein der Kunden für die Nachhaltigkeit der Waren und der Bedeutung von Sozialstandards in den Lieferketten weiter“, bewertet Jürgen Janssen auf Anfrage der DWN die Maßnahme von Zalando positiv, der Vertreter der Initiative "Textilbündnis". „Unternehmen wie Otto oder Zalando verfügen mit ihren Online-Marktplätzen über einen direkten Zugang zu einer immer größeren Anzahl von Kunden. Sie nutzen diesen Zugang zunehmend auch, um über Nachhaltigkeit zu informieren und nachhaltigere Produkte einen größeren Marktzugang zu ermöglichen“, erklärt Janssen von dem Projekt, dem unter anderem Firmen und Vertreter der Bundesregierung angehören.

Doch das ist für Zalando nicht alles: Denn grundsätzlich laufen die Geschäfte des Händlers wegen der Pandemie derzeit sehr gut. So hat das Unternehmen im zweiten Quartal seinen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBIT) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf maximal 130 Millionen Euro vergrößert – also fast verzwanzigfacht.

Onlinehändler hebt Prognose für 2020 an

Darüber hinaus hob das Berliner Unternehmen seine Prognose fürs Gesamtjahr an. Es rechnet nun mit einem Wachstum des Bruttowarenvolumens (Gross Merchandise Volume, GMV) von 25 bis 27 Prozent, einem Umsatzwachstum von 20 bis 22 Prozent, sowie einem bereinigten EBIT zwischen 375 bis 425 Millionen Euro. Zuletzt ging Zalando im Rahmen der am 15. Juli veröffentlichten Prognose von einem GMV-Wachstum von 20 bis 25 Prozent, einem Umsatzwachstum von 15 bis 20 Prozent und einem bereinigten EBIT zwischen 250 bis 300 Millionen Euro aus.

Der Erfolg von Zalando motivierte auch die kleinere Konkurrenz: So erklärte der Onlinehändler von Handtaschen Fashionette, dass das Unternehmen noch im laufenden Jahr den Schritt auf das Frankfurter Parkett wagt.

„Der Börsengang ist der nächste logische Schritt, um unsere Marke noch bekannter zu machen und unser Geschäftsmodell auf andere europäische Länder auszuweiten“, zitiert der Fachdienst „Internet World“ den Firmenboss Daniel Raab.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Studie: Immer mehr Menschen heben Geld im Supermarkt ab
17.04.2024

Geldabheben beim Einkaufen wird in den Supermärken immer beliebter. Für Händler könnten die zunehmenden Bargeldauszahlungen jedoch...

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Eurozone fällt auf 2,4 Prozent
17.04.2024

Im Herbst 2022 erreichte die Inflation in der Eurozone ein Höchststand von mehr als zehn Prozent, jetzt gibt es den dritten Rückgang der...