Deutschland

Deutschland 2020: 61-Jähriger Ami aus Nürnberg in High Heels wird zum Instagram-Hit

Der in Deutschland lebende 61-jährige US-Amerikaner Mark Bryan ist auf Instagram aufgrund seines Modestils zu einem Star geworden. Er trägt High Heels und Bleistiftrock.
21.12.2020 11:16
Aktualisiert: 21.12.2020 11:16
Lesezeit: 2 min
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Der Bahnsteig ist sein Laufsteg: Auf dem Weg ins Büro zieht Ingenieur Mark Bryan aus zwei Gründen die Blicke auf sich: High Heels und Bleistiftrock. Dazu trägt er meistens Hemd und Krawatte. Der in Deutschland lebende US-Amerikaner zeigt auch auf Instagram seinen Modestil - und wird dafür von mehr als 250 000 Followern gefeiert.

Niedergelassen hat sich der 61-Jährige vor elf Jahren in einer Kleinstadt zwischen Nürnberg und Stuttgart. Ins Ländle hat es ihn wegen seiner deutschen Ehefrau verschlagen. Sein Arbeitgeber habe kein Problem mit den extravaganten Outfits, sagt Bryan. «Ich bin ja immer noch dieselbe Person.»

Der Ingenieur arbeitet für ein deutsches Robotik-Unternehmen. Doch wieso in so einem ausgefallenem Look? «Ich trage High Heels, weil ich es mag», sagt der Familienvater. Und die Bleistiftröcke trage er einfach, weil man die hohen Schuhe dann besser sehen könne. Was die anderen dazu sagen, interessiere ihn nicht. «Ich nehme mir einfach die Freiheit raus, das anzuziehen, was ich will», so Bryan.

Auf Instagram dokumentiert er seine Looks, öffnet seinen Schuhschrank und erntet viel Beifall dafür. Sein Motto: Sei, wie du bist - auch wenn die Krawatte mal nicht zu den High Heels passt. Immer mehr Menschen seien ihm auf der Plattform gefolgt, so dass er sein Profil irgendwann öffentlich gemacht habe. Erste Modeljob-Angebote folgten schnell.

Vor mehr als drei Jahren entdeckt Bryan seine Vorliebe für hohe Absätze. Mittlerweile habe er mehr als 50 Paar High Heels - blaue, rote, welche im Leo-Look. Glitzer oder schräge Plateau-Absätze sucht man in seiner Auswahl vergeblich. In der kalten Jahreszeit bevorzugt Bryan aber vor allem Stiefel mit Absatz.

Gemütlich seien die Schuhe nicht immer, sagt er. «Deshalb trage ich auch nicht die richtig hohen Stöckelschuhe.» Am wohlsten fühle er sich in Acht-Zentimeter-High-Heels. Zehn Zentimeter seien auch ok. Höher möge er es aber nicht.

Bryan ist 1,80 Meter groß und trägt dabei Schuhgröße 41. «Ich habe ziemlich kleine Füße, weshalb ich gar keine Probleme dabei habe, Schuhe zu finden», sagt er. Seine Familie würde seinen Modestil akzeptieren und ihn unterstützen - mit oder ohne High Heels. Drei erwachsene Kinder haben er und seine Frau jeweils in die Ehe mitgebracht, alle seien schon ausgezogen.

Die Reaktionen auf seinen Look in der Öffentlichkeit seien sehr unterschiedlich. «Frauen lächeln oft und sind offen, Männer schauen meistens einfach weg oder fragen, wie ich in den Schuhen laufen kann.» Viele Leute seien kurz geschockt. «Aber so würde ich auch reagieren, wenn ich zum Beispiel jemanden mit grünen Haaren sehen würde», sagt Bryan. Blöde Kommentare würden eigentlich nur von Jugendlichen kommen.

Die «Verweiblichung» von Männern durch Kleidung oder Schminke sei immer noch negativ belegt, sagt Änne Söll, Professorin für Kunst der Moderne mit Schwerpunkt in der Kultur- und Geschlechtergeschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Damit bleibe für viele Männer der Rock weiterhin tabu.

Aktuell würden traditionelle Männlichkeitsbilder sogar ein Comeback feiern, so die Geschlechterforscherin. Beispiel seien der russische Präsident Wladimir Putin oder auch US-Präsident Donald Trump. «Der Ingenieur im Rock und High Heels wird noch für einige Jahre eine Ausnahmeerscheinung bleiben.»

Bryans Vorliebe für High Heels teilen auch andere Männer. Im Forum «Männer auf hohen Absätzen» tauschen sich Hunderte von ihnen regelmäßig aus. Auch auf Facebook gibt es entsprechende Gruppen. Im Fernsehen hat wohl Choreograph Jorge González die hohen Treter salonfähig gemacht. Als Laufsteg-Trainer machte er sich durch Heidi Klums TV-Show «Germany's Next Topmodel» einen Namen.

Bryan versteht sein Outfit als Gesellschaftskritik im Kleinen. «Kleidung und Schuhe sollten nicht definieren, zu welchem Geschlecht man gehört», sagt er. Er fühle sich nicht anders, wenn er in hohen Schuhen und Rock unterwegs sei. «Ich bin immer noch ein Mann.»

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