Politik

Altmaier sieht wenig Chancen für schnelle Corona-Lockerungen

Wie geht es weiter nach dem 10. Januar? Bis zu diesem Tag ist bisher der harte Corona-Lockdown befristet. Wie es danach aus Sicht des Wirtschaftsministers weitergehen soll.
23.12.2020 10:35
Lesezeit: 2 min
Altmaier sieht wenig Chancen für schnelle Corona-Lockerungen
Peter Altmaier (CDU), Bundesminister für Wirtschaft und Energie, schaut im Plenum auf sein Handy. Auf der Tagesordnung der 118. (Foto: dpa) Foto: Michael Kappeler

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sieht wenig Chancen auf schnelle Lockerungen der massiven Beschränkungen in der Corona-Krise. Der CDU-Politiker deutete eine Verlängerung des harten Lockdowns über den 10. Januar hinaus an. „Solange ganz Deutschland ein riesengroßer Hotspot ist, verbieten sich Lockerungen praktisch von selbst“, sagte Altmaier der Deutschen Presse-Agentur. Er sprach sich außerdem für einen Strategiewechsel im Kampf gegen das Virus aus. Über Weihnachten solle dem Coronavirus möglichst wenig Angriffsfläche gegeben werden.

Der harte Lockdown ist bisher bis zum 10. Januar befristet - Ziel ist das weitgehende Herunterfahren des öffentlichen Lebens in Deutschland. Dazu gehört auch die Schließung vieler Geschäfte. Am 5. Januar wollen Bund und Länder über das weitere Vorgehen beraten.

Altmaier sagte: „Ich wünsche mir, dass wir aus den letzten Monaten eine Lehre ziehen - nämlich dass wir die Maßnahmen, die wir ergreifen, mehr von objektiven Gegebenheiten und weniger von ad-hoc-Entscheidungen abhängig machen.“ Bund und Länder hätten sich darauf verständigt, dass in einer Stadt oder in einem Kreis gehandelt werden müsse, wenn die Inzidenz über einem Wert von 50 pro 100 000 Einwohner in sieben Tagen liege.

„Was wir aber noch nicht beschlossen haben, sind klare Richtlinien was geschieht, wenn die Inzidenz in einem ganzen Bundesland oder in ganz Deutschland über 50, 100, 150 oder über 200 ist“, sagte Altmaier. „Es macht Sinn, wenn man rechtzeitig festlegt, was zu geschehen hat, wenn Schwellenwerte überschritten werden - nicht nur in einzelnen Landkreisen, sondern in ganzen Bundesländern oder bundesweit.“ Dann könne sich jeder darauf einstellen, die Menschen und die Unternehmen. Denn eine der schlimmsten Nebenwirkungen der Pandemie sei die ständige Ungewissheit.

„Unser Alltag wird wohl noch zwei bis drei Monate eingeschränkt sein. Ab Frühsommer wird sich unser privates gesellschaftliches Leben normalisieren“, sagte Altmaier mit Blick auf den bevorstehenden Beginn der Impfungen. „Wir werden zwar noch bis zum nächsten Winter oder darüber hinaus bei bestimmten Gelegenheiten eine Maske tragen müssen. Und es wird noch lange dauern, bis wir Großveranstaltungen, wie wir sie früher kannten, wieder verantworten können. Trotzdem wird das Leben der meisten Menschen ab Frühsommer wieder entspannter.“

Altmaier sagte außerdem, er wünsche sich, dass dieses Weihnachten insgesamt deutlich ruhiger verlaufe, als dies normal der Fall wäre. Weihnachten sei für die allermeisten ein emotional sehr wichtiges Fest. „Umso mehr müssen wir alle überlegen, wie man mit seinen Lieben so feiern kann, dass das Virus möglichst wenig Angriffsfläche hat“, sagte der Minister.

„Das heißt: Genau überlegen, ob man im Einzelfall verantworten kann, liebe Menschen, die man lange nicht gesehen hat, einem beträchtlichen Infektionsrisiko auszusetzen. Dort, wo es nicht unmittelbar geboten ist, sollte man keine langen und weiten Reisen unternehmen und überall dort, wo es Sinn macht, sich auch einmal telefonisch oder per Videoschalte wiedersehen.“ Das müsse aber jeder und jede für sich entscheiden.

Altmaier sagte, es sei bedrückend, dass es seit Anfang November allen Maßnahmen zum Trotz keinen signifikanten Rückgang, sondern einen deutlichen Anstieg der Corona-Fallzahlen gebe. „Das muss sich mit den neuen Maßnahmen, die seit einer Woche in Kraft sind, ändern. Das wird aber nur gelingen, wenn wir alle konsequent unsere Kontakte reduzieren, damit es über Weihnachten und Neujahr nicht zu einer neuen Infektionswelle kommt.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Trump kündigt Erklärung zu Russland an – neue Dynamik oder taktisches Manöver?
11.07.2025

Ein Treffen in Malaysia, neue russische Vorschläge und Trumps Ankündigung einer großen Russland-Erklärung: Zeichnet sich eine Wende im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...