Deutschland

Konsumstimmung bricht ein, Bürger meiden größere Anschaffungen

Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist im harten Lockdown eingebrochen. Die GfK-Marktforscher prognostizieren in ihrem Konsumklima-Barometer für Februar einen Rückgang auf minus 15,6 Punkte.
27.01.2021 08:58
Aktualisiert: 27.01.2021 08:58
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Verlängerter Lockdown, höhere Mehrwertsteuer, Sorge um den Job: Die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist angesichts einer schwierigen Lage in der Corona-Pandemie eingebrochen. Die Nürnberger GfK-Marktforscher prognostizieren in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Konsumklima-Barometer für Februar einen Rückgang um 8,1 auf minus 15,6 Punkte. Schlechter war die Stimmung zuletzt im vergangenen Juni. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf minus 7,9 Punkten erwartet. "Die Schließung von Gastronomie und weiten Teilen des Handels Mitte Dezember 2020 hat die Konsumneigung ähnlich hart getroffen wie beim ersten Lockdown im Frühjahr des vergangenen Jahres", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl.

Dies zeigt sich insbesondere bei der Bereitschaft der Bürger zu größeren Anschaffungen wie Möbel, Computer und Autos: Das entsprechende Barometer brach in der Januar-Umfrage unter 2000 Verbrauchern regelrecht ein - und zwar um 36,6 Punkte auf null Zähler. "Sparen statt konsumieren lautet vorerst wohl die Devise", sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. Das sieht sein Kollege Andreas Scheuerle von der DekaBank ähnlich. "Der Lockdown im Einzelhandel, anhaltend hohe Neuinfektionen und das Aufkommen der Mutationen - all das spielte für den Einbruch des Konsumklimas sicherlich eine wichtige Rolle", sagte Scheuerle.

Er wies noch auf ein anderes Detail hin. "Der Sturzflug der Anschaffungsneigung bei einem gleichzeitig nur geringen Rückgang der Konjunkturerwartungen legt nahe, dass für einen guten Teil der Stimmungseintrübung auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer mitverantwortlich war", sagte Scheuerle. Seit Jahresbeginn gilt wieder der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent, nachdem ihn die Bundesregierung im vergangenen Jahr zeitlich begrenzt auf 16 Prozent gesenkt hatte. Sie wollte damit den Konsum inmitten der Corona-Krise ankurbeln. Das sorgte offenbar für eine vorgezogene Nachfrage, die nun fehlt.

Die kürzlich beschlossene Verlängerung der harten Maßnahmen für den Lockdown ließen zudem die Hoffnungen auf eine zügige Verbesserung der Verbraucherlaune schwinden, sagte der GfK-Experte. Mit Blick auf das Konsumklima stünden im ersten Quartal dieses Jahres "schwierige Zeiten bevor", warnte Bürkl. Für eine nachhaltige Erholung sei es notwendig, dass die Infektionszahlen stärker als bislang zurückgingen, damit die Maßnahmen spürbar gelockert werden könnten. Die für dieses Jahr von vielen erhoffte Erholung werde noch etwas auf sich warten lassen.

Durch die Verlängerung des harten Lockdowns bis Mitte Februar sei zudem die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es in den betroffenen Branchen zu einer Pleitewelle kommen könne, erklärte Bürkl. Dies erhöhe die Sorge einer Reihe von Beschäftigten vor Verlust des Arbeitsplatzes. Die Angst vor Jobverlust wiederum belaste die Einkommensaussichten. Ergebnisse einer aktuellen GfK-Umfrage zeigen zudem: Rund vier von fünf Bundesbürgern sind der Meinung, dass Covid-19 für Deutschland eine große beziehungsweise sehr große Bedrohung darstellt. Das ist der höchste Wert, der seit Beginn der Erhebungen Mitte April 2020 gemessen wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen US-Investoren strömen zu EARN Mining Cloud Mining und erzielen über 1.000 XRP pro Tag

Onchain-Daten zeigen, dass große Investoren bei einem XRP-Anstieg auf 3,10 US-Dollar Gewinne mitgenommen haben. Adressen mit Beständen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Amazon fährt Investitionen in Deutschland hoch
18.09.2025

Amazon baut seine Dominanz in Deutschland massiv aus. Milliarden fließen in neue Standorte, Cloud-Infrastruktur und Künstliche...

DWN
Politik
Politik USA liefern wieder Waffen mit europäischem Geld
18.09.2025

Die USA nehmen Waffenlieferungen an die Ukraine wieder auf – doch diesmal zahlt Europa. Für Deutschland könnte das teuer und politisch...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienmarkt Deutschland: Käufer kehren zurück, Zinsen steigen
18.09.2025

Der deutsche Immobilienmarkt lebt wieder auf. Mehr Käufer greifen zu, doch steigende Bauzinsen bremsen die Euphorie. Während die...

DWN
Politik
Politik Fed senkt Leitzins: Trump drängt auf geldpolitischen Kurswechsel
18.09.2025

Die US-Notenbank senkt erstmals seit Ende 2024 den Leitzins – ein Schritt, der tief in die innenpolitische Auseinandersetzung hineinragt....

DWN
Finanzen
Finanzen Inflation in Deutschland: Wieso sich so viele Deutsche Geld für Lebensmittel leihen
18.09.2025

Brot, Milch, Schulden: Mehr als die Hälfte der unter 50-Jährigen greift für Alltagsausgaben zum Kredit – oft bei der Familie. Wer...

DWN
Politik
Politik Draghi-Report: Ohne gemeinsame EU-Schulden verliert Europa gegen alle
18.09.2025

Ein Jahr nach seinem wegweisenden Draghi-Report warnt Mario Draghi vor einer dramatisch verschlechterten Lage der EU. Der ehemalige...

DWN
Finanzen
Finanzen Topmanager erwarten Trendwende bei Börsengängen
17.09.2025

Nach Jahren der Flaute sehen Topmanager eine Trendwende am Markt für Börsengänge. Warum Klarna den Wendepunkt markieren könnte und was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Solar-Krise: Solarfirma Meyer Burger schließt Standorte - 600 Beschäftigten gekündigt
17.09.2025

Rettung geplatzt: Warum auch Investoren keinen Ausweg für den insolventen Solarmodul-Hersteller Meyer Burger sehen und was jetzt mit den...