Politik

Iran umgeht mit neuer Öl-Pipeline die Straße von Hormuz

Lesezeit: 2 min
28.01.2021 11:33
Der Iran wird bald eine neue Pipeline in Betrieb nehmen, die die Straße von Hormuz umgeht, um vom Golf von Oman aus über den Indischen Ozean Öl nach China und Asien zu exportieren.
Iran umgeht mit neuer Öl-Pipeline die Straße von Hormuz
Das Goreh-Jask-Pipeline-Projekt umgeht die Straße von Hormuz. (DWN/Google Maps)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das geopolitisch bahnbrechende Goreh-Jask-Pipeline-Projekt hat in der vergangenen Woche mit dem Beginn der Offshore-Verlegung von Rohren einen großen Fortschritt erzielt. Die Implementierung dieses Vorgangs leitet die erste Phase der Offshore-Entwicklung des Jask Oil Terminal ein. Nach Angaben der „Pars Oil and Gas Company“ wird dieser Offshore-Abschnitt der frühen Produktionsphase des Projekts mit dem Bau von zwei Offshore-Pipelines mit einer Länge von rund zwölf Kilometern und einem einzigen Bojenliegeplatz mit Zusatzausrüstung beginnen. Insgesamt sei die frühe Produktionsphase des Jask Oil Terminal Development-Projekts zu 70 Prozent abgeschlossen, sodass das Projekt Ende März in Betrieb genommen werden könnte, so „Oilprice.com“.

Nach Abschluss dieser ersten Phase der Verlegung von Offshore-Pipelines wird die Goreh-Jask-Pipeline mit vollständigen Pumpversuchen beginnen, um ihre Kapazität zur Übertragung von 350.000 Barrel pro Tag (bpd) leichtem, schwerem und ultraschwerem Rohöl durch die 1.100 Kilometer lange Pipeline, die vom Goreh-Ölterminal in der nordwestlichen Provinz Bushehr bis zum Meer von Oman führt, auszuschöpfen. Der anfängliche Schwerpunkt der Öltransferkette entlang der Goreh-Jask-Pipeline wird auf dem riesigen Ölfeldcluster in der Region West Karoun liegen, auf dem derzeit die Pläne zwischen dem Iran und China zur Förderung der kurzfristigen Ölförderung über die kommenden 25 Jahre liegen.

Der Startpunkt der Übertragungsroute in dieser ersten Phase ist die Pumpstation West Karoun, der Mittelpunkt ist die Pumpstation Omidieh und die Endstufe sind die Terminals Bahregan und Jask. Das Öl wird nach seiner Ankunft in Jask in einem der 20 Lagertanks gelagert, in denen jeweils 500.000 Barrel Öl gelagert werden können. In der ersten Phase (insgesamt 10 Millionen Barrel) kann es später auf sehr große Rohölfrachter (VLCCs) verladen werden – vom Golf von Oman ins Arabische Meer und dann weiter in den Indischen Ozean. Es ist jedoch geplant, die Kapazität zu erweitern, um den weiteren regelmäßigen Versand verschiedener Ölzusatz- und petrochemischer Produkte zu ermöglichen, die insbesondere in Asien nachgefragt werden. Über die technischen Details des Goreh-Jask-Pipeline-Projekts hinaus ist der entscheidende Punkt, dass die Pipeline dem Iran eine weitere Methode ermöglicht, mit der er große Mengen Öl exportieren kann, ohne den US-Sanktionen zum Opfer zu fallen.

„Das logistische Modell, das der Iran derzeit hat, ist unter den gegenwärtigen Umständen nicht nachhaltig. Rund 90 Prozent seines gesamten Exportöls werden derzeit auf der Insel Kharg verladen. Die meisten verbleibenden Ladungen werden über Terminals auf Lavan und Sirri abgewickelt – ein offensichtliches und leichtes Ziel für die USA und ihre Stellvertreter, den iranischen Ölsektor und damit seine Wirtschaft zu lähmen“, zitiert „Oilprice.com“ Hossein Azimi, Direktor der „Pars Oil and Gas Company“.

Noch bevor die US-Sanktionen im Mai 2018 erneut verhängt wurden, war das Kharg-Terminal nicht ideal für Tanker, da die Enge der Straße von Hormuz dazu führt, dass sie extrem langsam durch die Straße fahren müssen, was bedeutet, dass die Transitkosten steigen. Positiv für den Iran ist, dass eine riesige Ölspeicherkapazität, die nur eine kurze direkte Seereise von Pakistan entfernt ist und dann weiter nach China führt.

Die Goreh-Jask-Pipeline ist zusammen mit der Entwicklung eines neuen Ölexportterminals in Jask ein strategisches Projekt für den Iran. Mit der neuen Pipeline können täglich bis zu eine Million Barrel Rohöl von Goreh in der Golfstadt Bushehrport zu einem neuen Ölterminal in Jask im Meer von Oman transportiert werden. Es wird dem Iran ermöglichen, die Straße von Hormuz für seine Ölexporte zu umgehen. Die staatliche iranische Petroleum Engineering and Development Company (PEDEC) setzt das Projekt im Rahmen eines BOT-Vertrags (Build-Operate-Transfer) mit ihrer Muttergesellschaft National Iranian Oil Company (NIOC) um. Das Eigentum an dem Projekt wird auf NIOC übertragen nach 18 Betriebsjahren. Das Ölpipeline- und Terminalprojekt wird in zwei Phasen mit einer geschätzten Investition von 1,8 Milliarden US-Dollar entwickelt, die auch 750 Millionen US-Dollar für den Bau eines Ölexportterminals auf Jack Island umfasst, berichtet „NS Energy“.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Dr. Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...