Politik

Machtwechsel stoppt Abbau Seltener Erden auf Grönland

Ein politischer Machtwechsel legt Pläne für einen umfassenden Abbau Seltener Erden auf Grönland auf Eis.
12.04.2021 10:59
Aktualisiert: 12.04.2021 10:59
Lesezeit: 2 min

Auf Grönland bahnt sich ein Regierungswechsel an. Die bisherige Oppositionspartei Inuit Ataqatigiit (IA) ist bei der Parlamentswahl auf der größten Insel der Erde in der vergangenen Wohe stärkste Kraft geworden und kann damit Gespräche über eine neue Regierungskoalition beginnen. Die linke Partei um den 34 Jahre alten IA-Vorsitzenden Múte Bourup Egede erhielt bei der Wahl am Dienstag dank starker Zuwächse 36,6 Prozent der Stimmen, während die bisherige Regierungspartei und traditionell stärkste Kraft Siumut auf 29,4 Prozent kam.

Egede dankte den Grönländern am frühen Mittwochmorgen für ihr Vertrauen. «Das ist eine große Verantwortung, die wir bekommen, aber auch eine große Möglichkeit für uns, Grönlands Zukunft in den nächsten vier Jahren zu zeichnen», sagte er nach Angaben des dänischen Senders DR. Am wichtigsten für seine Partei sei es, zum einen eine anhaltende Wohlfahrtskrise einzudämmen und zum anderen Entwicklung und Wachstum auf der Insel zu erzeugen, ohne dass darunter die Umwelt leide.

Rückschlag für australischen Minen-Konzern

Damit spielte Egede auf den großen Zankapfel an, der die vorherige Regierungskoalition letztlich neben einem internen Machtkampf bei der sozialdemokratischen Siumut zum Scheitern gebracht hatte: Ein in Australien ansässiges Unternehmen plant seit langem, in der Nähe des südgrönländischen Ortes Narsaq radioaktives Uran sowie Seltene Erden zu gewinnen - solche Seltenen Erden werden unter anderem in Laptops, Smartphones und weiteren Elektronikgeräten gebraucht. Dieses Projekt kann Arbeitsplätze und Einnahmen in dreistelliger Millionenhöhe pro Jahr bringen, aber auch Schäden für Umwelt und Gesundheit.

Die Mine in Kvanefjeld ist eine der größten Lagerstätten weltweit für seltene Erden wie Neodym und Uran. «Es wird nicht weitergehen», sagte Egede. Der australische Bergbaukonzern Greenland Minerals hatte im vergangenen Jahr eine vorläufige Genehmigung für das Projekt erhalten. Greenland Minerals und sein chinesischer Partner Shenghe Resources haben bislang mehr als 100 Millionen Dollar investiert. Das seltene Erdelement Neodym wird unter anderem für den Bau von Windkraftanlagen, Elektrofahrzeugen und Kampfflugzeugen verwendet.

In einer jüngsten Meinungsumfrage der Zeitung «Sermitsiaq» war eine Mehrheit der befragten Grönländer gegen das Bergbauprojekt. Die IA will das Projekt stoppen - das beteuerte Egede auch nach dem Wahlausgang. Für eine mehrheitsfähige Regierungskoalition sind 16 der 31 Mandate im Parlament Inatsisartut in der Hauptstadt Nuuk nötig. Die IA erhält nun zwölf Sitze, Siumut zehn. Die zentristische Naleraq als drittstärkste Kraft bekommt vier Sitze, womit die IA mit ihr in einem Zweierbündnis regieren könnte. Auch Naleraq ist gegen das Minenprojekt.

Grund für das Vorziehen der Wahl um ein Jahr war der Zusammenbruch der Koalition des seit 2014 regierenden Sozialdemokraten Kim Kielsen gewesen. Der hatte Ende 2020 den Parteivorsitz an Erik Jensen verloren, der ebenfalls Regierungschef werden wollte. Interessant bei der jetzigen Stimmverteilung: Nach Egede (3380 Stimmen) hat Kielsen (1841) die zweitmeisten Kreuze aller 189 Kandidatinnen und Kandidaten erhalten - und damit mehr als Siumut-Chef Jensen (1186). Insgesamt haben 27 079 der rund 41 000 wahlberechtigten Grönländer ihre Stimme abgegeben - das macht eine Wahlbeteiligung von 65,8 Prozent.

Grönland zählt ebenso wie die Färöer-Inseln offiziell zum Königreich Dänemark, ist aber weitgehend autonom. Aus Kopenhagen wird die Insel jährlich mit mehr als 500 Millionen Euro unterstützt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen NATO-Ostflanke: Drohnenhersteller Quantum Systems unterstützt die Bundeswehr-Brigade in Litauen
22.11.2025

Der deutsche Drohnenhersteller Quantum Systems expandiert nach Litauen und baut dort ein umfassendes Wartungs- und Logistikzentrum für...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Souveränität: Wie Deutschland bei Breitband, 5G und Cloud die Abhängigkeit verringern kann
22.11.2025

Verpasst Deutschland die digitale Zeitenwende? Der Wohlstand von morgen entsteht nicht mehr in Produktionshallen, sondern in...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz-Erfinder warnt: „Meine Schöpfung kann uns vernichten“
22.11.2025

Er gilt als einer der „Väter der Künstlichen Intelligenz“ – jetzt warnt Yoshua Bengio vor ihrer zerstörerischen Kraft. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Škoda-Erfolg und Chinas Einfluss: Was die Abhängigkeit für deutsche Autobauer bedeutet
22.11.2025

Elektromobilität ist längst kein Nischenphänomen mehr, sondern prägt zunehmend den europäischen Massenmarkt. Doch wie gelingt es...

DWN
Panorama
Panorama Weihnachtsmarkt-Sicherheit: Was bringen Beton, Kameras und Co. auf Weihnachtsmärkten wirklich?
22.11.2025

Deutsche Weihnachtsmärkte stehen für Atmosphäre, Tradition und Millionen Besucher. Gleichzeitig wächst die Debatte über Schutz,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ticketsteuer sinkt: Flugbranche verspricht mehr Verbindungen – Passagiere bleiben skeptisch
22.11.2025

Die Bundesregierung will den Luftverkehr mit einer Absenkung der Ticketsteuer ab Mitte nächsten Jahres entlasten. Die Flug- und...

DWN
Politik
Politik New York-Wahl: Was Mamdanis Sieg für Europa bedeutet
22.11.2025

Der Sieg eines radikalen Sozialisten in New York, Deutschlands Stillstand und Polens Aufstieg: Ein Kommentar darüber, wie politische und...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto-Crash: Wie Zinsen und KI die Kryptomärkte unter Druck setzen
21.11.2025

Die jüngsten Turbulenzen an den Kryptomärkten stellen Anleger, Unternehmen und Regulierer gleichermaßen auf die Probe. Welche Kräfte...