In gewisser Weise entspricht die Gründung einer Super League im europäischen Fußball, an der nur die reichsten und mächtigsten Fußball-Clubs teilnehmen dürfen, der aktuellen Entwicklung im Rahmen der „Great Reset“-Initiative. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten hatten zuvor in ihrem Beitrag „Korporatokratie: ,Great Reset‘ wird Mittelschicht und Mittelstand ausradieren“ mit Verweis auf das „Ludwig Mises Institute“ ausgeführt: „Steigerung des Wohlstands für die Wenigen, ,wirtschaftliche Gleichheit‘ unter reduzierten Bedingungen (...) für den Rest.“
In weiteren Beiträgen ging es darum, dass im Verlauf der Pandemie die Großkonzerne mächtiger werden, während der Mittelstand weitgehend wegbricht (HIER). Der einzige Bekannte im Sportgeschäft, der diesen Trend auch im Fußball erkannt hatte, ist der ehemalige deutsche Nationalspieler Fredi Bobic.
Eintracht Frankfurts Ex-Sportvorstand Fredi Bobic hat seine Kritik an der möglichen Einführung einer neuen Super League im Fußball bereits im Jahr 2019 bekräftigt. „Leider geht es hier mehr um Politik als um Sport. Wie können wir noch höhere Gelder garantieren? Wie können die Großen noch größer werden? Der Mittelstand bricht langsam weg. Man muss aufpassen, dass man es nicht übertreibt. Wir sollten wieder mehr über Fußball reden. Denn auch der Fußballfan wird irgendwann sagen: Das mache ich nicht mehr mit”, sagte Bobic dem Fachmagazin Kicker. Bobics Verweis auf den „Mittelstand“ im europäischen Fußball spricht Bände. Denn diese Entwicklung zeigt sich eben nicht nur im Fußball, sondern vor allem auch in der freien Wirtschaft des bekannten Unternehmertums.
„Man gewinnt den Eindruck, dass sich die internationale Fußballelite absetzen will. Das gefällt mir nicht, was ich da lese und höre. Das ist undurchsichtig, da geht es zu viel um Politik und Geschäft. Wir von den Clubs aus der zweiten Reihe werden wenig gefragt, wenn die Verbände in Hinterzimmern entscheiden“, hatte Bobic im Gespräch mit der Zeit kritisiert.
Pressestimmen zur Super League
Zur geplanten Gründung einer europäischen Super League für Top-Fußballclubs meint die Londoner „Times“: „Die European Super League ist nur der jüngste Schritt in einer seit langem andauernden Kampagne europäischer Topclubs, um einen immer größeren Anteil am Finanztopf des Fußballs zu ergattern. Hinzu kommt, dass einige der Beteiligten kaum als Spitzenclubs zu bezeichnen sind: Arsenal ist Neunter in der Premier League, Tottenham hat noch nie die Champions League oder die Premier League gewonnen (...) Ob die Spitzenverbände dieses Sports, die Premier League, die Football Association, die Fifa und die Uefa, Vereine aus ihren Wettbewerben ausschließen können, wird zweifellos vor Gericht entschieden werden. Aber es gibt nichts, was die nationalen Verbände davon abhalten könnte, Spieler bestimmter Clubs nicht für ihre Nationalmannschaften aufzustellen. Das würde die Verlockung, die diese abtrünnigen Vereine für Spieler darstellen, stark mindern. Vor allem aber sind da die Fans, die wahren Hüter der Magie des Fußballs, ohne deren Unterstützung die neue Liga nicht erfolgreich sein kann. Wenn jemand diese Clubs davon überzeugen kann, dass sie einen schweren Fehler begangen haben, dann sind das sicherlich sie.“
„The Sun“: „Wer außer den Milliardären selbst denkt, dass eine bedeutungslose ,Super League‘ – die die Champions League, die Premier League und unsere unteren Ligen zerstören würde, ganz zu schweigen von denen in Spanien und Italien - eine gute Idee ist?“
„Corriere della Sera“: „Es bedurfte einer Revolution im Fußball, um eine einheitliche Reaktion aus Europa auszulösen, geschlossen in der Verurteilung einer Spaltung durch die neugeborene Super League. Gewollt ist diese von zwölf der reichsten Clubs, zum Nachteil aller anderen Mannschaften, so vieler kleiner und großer Städte, von Gemeinden und vor allem der Tradition.“
„La Vanguardia“: „Dass wirtschaftliche Gründe im Vordergrund stehen, zeigt auch der Anstieg der Kurse der beteiligten englischen Clubs an der Wall Street und die von Juventus an der Mailänder Börse. Diese Vereine versuchen seit Jahren, einen halbgeschlossenen Wettbewerb im Stil der NBA zu schaffen, der ihnen Geld und finanzielle Stabilität garantiert.“
„El Mundo“: „Die Super League ist die Reaktion der großen Teams, die die meiste Aufmerksamkeit und das meiste Einkommen generieren, auf eine Situation, die sie als unfair empfinden. Sie beklagen, dass sie als diejenigen, die am meisten zu den nationalen Ligen und zur UEFA beitragen, weder im gleichen Verhältnis bezahlt werden noch an der Erstellung eines Spielplans teilnehmen. Unter der Führung von Real Madrid fördern sie jetzt eine halbgeschlossene Meisterschaft, an der derzeit zwölf Gründungsclubs - sechs britische, drei italienische und drei spanische - mit garantierter Teilnahme unabhängig von ihren sportlichen Ergebnissen.“
„De Standaard“: „Die Chefs von zwölf Top-Fußballteams aus Spanien, England und Italien bilden seit gestern den meistgehassten Club Europas. Mit ihrem dreisten Plan, einen neuen Wettbewerb – die Super League – aus dem Boden zu stampfen, ziehen sie den Groll der Fußballföderationen, der nationalen Verbände, der übrigen Clubs, ihrer eigenen Anhänger und der Politik auf sich. Soviel Geldgier ist beispiellos, so der allgemeine Tenor (...) Aber es steht so gut wie fest, dass der Fußball auf dem Weg zu einem kommerziellen Modell nach amerikanischem Vorbild ist.“