Technologie

Norwegen und Deutschland jetzt mit dickem Stromkabel verbunden

Der Energieaustausch über NordLink soll die Versorgungssicherheit sowohl für das deutsche als auch das norwegische Stromnetz erhöhen und den Austausch erneuerbarer Energien zwischen den Ländern erhöhen.
27.05.2021 16:05
Lesezeit: 2 min

Verbraucher müssen nach Einschätzung der Bundesregierung auch nach Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken keinen Blackout fürchten. Zudem dürften durch den immer breiteren Mix an erneuerbaren Energien und den milliardenschweren Ausbau der Stromnetze in Europa langfristig die Strompreise sinken - zum Vorteil der Verbraucher in Privathaushalten und Industrie.

"Die Energiewende wird insgesamt günstiger und preiswerter für den Verbraucher, wenn sie europäisch ist, weil wir nur in ganz wenigen Ausnahmefällen eine Situation haben, dass nirgendwo der Wind weht und die Sonne scheint und die Wasserkraft nicht verfügbar ist", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) am Donnerstag bei der offiziellen Eröffnung der Stromleitung "Nordlink" zwischen Deutschland und Norwegen. "Das heißt, wir brauchen weniger Reservekapazitäten, wir brauchen weniger fossile Kapazitäten und das wird sich nicht sofort, aber langfristig in der Entwicklung der Strompreise deutlich bemerkbar machen."

Die rund zwei Milliarden Euro teure Stromtrasse zwischen dem schleswig-holsteinischen Wilster und dem norwegischen Tonstad verbindet erstmals die Strommärkte beider Länder und gilt als wichtiger Baustein der Energiewende. Sie ermöglicht Norwegen den Zugang zu deutschem Windstrom und im Gegenzug Deutschland den Zugang zu Strom aus den gewaltigen norwegischen Wasserkraftwerken. Damit können sogenannte "Dunkelflauten" besser ausgeglichen werden - Zeiten in denen wetterbedingt weniger Wind- und Sonnenstrom zur Verfügung steht. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem "Meilenstein für die moderne Energieversorgung in Europa - modern, weil wir die europäische Kooperation und die Integration unserer Strommärkte stärken".

Altmaier sagte, mit dem Start von "Nordlink" werde zum ersten Mal der Nachweis erbracht, dass mit Erneuerbaren Energien eine sichere Stromversorgung rund um die Uhr möglich ist. "Die Erneuerbaren schaffen es, das Stromnetz aus eigener Kraft stabil zu halten, das ist etwas, was weltweit Beachtung findet." Deutschland zähle beim Strom zu den Weltmeistern bei der Versorgungssicherheit.

"Wir hatten im letzten Jahr nur im Durchschnitt 13 Minuten Stromausfall, andere Länder haben viele Stunden Stromausfall innerhalb eines Jahres", sagte Altmaier, "obwohl wir Atomkraftwerke abschalten, obwohl wir Kohlekraftwerke abschalten". Schon heute wird in Deutschland mehr Strom aus Wind (2020: 25,6 Prozent) als aus Kohle (24,8 Prozent) gewonnen. Atomkraft kommt nur noch auf 12,1 Prozent.

Beim Ausbau der Stromnetze mahnte Merkel mehr Tempo an. "Nordlink" alleine löse Deutschlands Energie- und Netzprobleme nicht. Norddeutschland müsse besser mit Süddeutschland verbunden werden. Dann erst könne "Nordlink" seine ganze Kraft entfalten. "Daran müssen wir sehr viel schneller arbeiten." Beim Leitungsausbau "wird man in nächster Zeit noch einmal über Beschleunigungen nachdenken müssen." Es sei zu überlegen, ob Gerichtsinstanzen eingespart werden können und die Bevölkerung schneller mit einbezogen werden kann. "Hier haben wir noch große Hindernisse zu überwinden", sagte Merkel.

Die Bundesregierung hatte vor kurzem unter dem Druck des Klimaurteils des Bundesverfassungsgerichts ein neues Klimaschutzgesetz mit ehrgeizigeren Zielen auf den Weg gebracht. Danach soll Deutschland 2045 nur noch so viele klimaschädliche Gase ausstoßen, wie wieder gebunden werden können - fünf Jahre früher als geplant. Für die Stromerzeugung heißt das: Noch schneller weg von den fossilen Brennstoffen Kohle und Gas, hin zu "grünem Strom" zum Beispiel aus Sonne, Biomasse und vor allem Wind. Für Altmaier steht damit auch fest, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien noch schneller vorangetrieben werden muss.

"Der Norden ist quasi schon fast autark mit erneuerbarem Strom und im Süden wird er dringend gebraucht", sagte Altmaier. Der Bedarfsplan werde entsprechend angepasst werden müssen. "Für mich ist ganz klar, es wird in der nächsten Wahlperiode (nach der Bundestagswahl im Herbst) eine Novelle geben müssen und dann werden wir dem höheren Bedarf Rechnung tragen."

Die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg betonte die Notwendigkeit eines sicheren Zugangs zu Energie. Für das skandinavische Land ist das besonders wichtig, weil dort elektrische Energie fast ausschließlich aus Wasserkraft gewonnen wird. Gleichzeitig müssten ehrgeizige Ziele in der Klimakrise erreicht werden. "Wir müssen dieses global bewältigen über die Ländergrenzen hinweg."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Der deutsche Markt konzentriert sich auf neue Optionen für XRP- und DOGE-Inhaber: Erzielen Sie stabile Renditen aus Krypto-Assets durch Quid Miner!

Für deutsche Anleger mit Ripple (XRP) oder Dogecoin (DOGE) hat die jüngste Volatilität am Kryptowährungsmarkt die Herausforderungen der...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrplicht trotz Wirtschaftsflaute? Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
05.07.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen KI-Schäden: Wenn der Algorithmus Schaden anrichtet – wer zahlt dann?
05.07.2025

Künstliche Intelligenz entscheidet längst über Kreditvergaben, Bewerbungen oder Investitionen. Doch was passiert, wenn dabei Schäden...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in Germany: Duale Berufsausbildung - das deutsche Erfolgsmodell der Zukunft
05.07.2025

Die duale Berufsausbildung in Deutschland gilt als Erfolgsmodell: Dieses System ermöglicht jungen Menschen einen direkten Einstieg ins...

DWN
Panorama
Panorama Was Autofahrer über Lastwagen wissen sollten – und selten wissen
05.07.2025

Viele Autofahrer kennen das Gefühl: Lkw auf der Autobahn nerven, blockieren oder bremsen aus. Doch wie sieht die Verkehrswelt eigentlich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung 2024: Mit diesen 8 Steuertipps können Sie richtig viel Geld rausholen
05.07.2025

Viele Menschen drücken sich vor der Steuererklärung, weil diese manchmal etwas kompliziert ist. Doch es kann sich lohnen, die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaftskriminalität: Insider-Betrug kostet Millionen - Geschäftsführer haften privat
05.07.2025

Jede zweite Tat geschieht im eigenen Büro - jeder fünfte Schaden sprengt die fünf Millionen Euro Marke. Wer die Kontrollen schleifen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Microsoft kippt den Bluescreen, doch das wahre Problem bleibt
05.07.2025

Microsoft schafft den berühmten „Blauen Bildschirm“ ab – doch Experten warnen: Kosmetische Änderungen lösen keine...

DWN
Panorama
Panorama So bleiben Medikamente bei Sommerhitze wirksam
05.07.2025

Im Sommer leiden nicht nur wir unter der Hitze – auch Medikamente reagieren empfindlich auf hohe Temperaturen. Doch wie schützt man...