Finanzen

Am Ende der Pandemie wird die Einführung des „IMF Coin“ stehen

Lesezeit: 3 min
27.08.2021 10:56  Aktualisiert: 27.08.2021 10:56
Das Ende des Fiat-Geldsystems ist beschlossene Sache. Digitale Zentralbankwährungen bedrohen angeblich den US-Dollar. Doch wahrscheinlicher ist, dass ein digitaler „IMF Coin“ die neue Leitwährung wird.
Am Ende der Pandemie wird die Einführung des „IMF Coin“ stehen
Das Logo des Internationalen Währungsfonds (IWF) an dessen Hauptsitz in Washington, aufgenommen am 18.05.2011. (Foto: dpa)
Foto: Jim Lo Scalzo

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

In der Geschichte des modernen Finanzwesens gab es mehrere Währungsordnungen, vom Goldstandard des 19. Jahrhunderts bis zur aktuellen Fiat-basierten Ära ab 1971. Doch es gibt aktuell ein paralleles Finanzsystem, das von Kryptowährungen geführt wird und den Status des US-Dollars als Reservewährung gefährdet, so Jim Bianco in einem Beitrag von „Bloomberg“.

Mit einem Anteil von 61 Prozent an den globalen Reserven dominiert der US-Dollar derzeit die internationalen Reserven. Das zunehmende Interesse an digitalen Währungen hat einige Experten zu der Annahme veranlasst, dass die Position des US-Dollars durch das digitale Äquivalent einer Fiat-Währung regelrecht „usurpiert“ werden könnte.

Dies ist jedoch keine Selbstverständlichkeit. Digitale Zentralbankwährungen (CBDC), die von Ländern ausgegeben werden, die bereits in der Reservekategorie dominieren, könnte die Landeswährungen noch leistungsfähiger machen und die Nachfrage nach ihnen erhöhen, heißt es in einem Papier des IWF. Mit anderen Worten, ein digitaler Dollar kann genauso mächtig werden wie sein Fiat-Äquivalent, wenn nicht sogar mächtiger.

Der IWF wörtlich: „COVID-19 könnte die globale Wirtschaftslandschaft verändern (…) strategische Verschiebungen bei den Reservebeständen auslösen (…) insbesondere das Aufkommen digitaler Währungen und Fortschritte bei Zahlungssystemen könnten den Übergang zu alternativen und möglicherweise weniger stabilen Konfigurationen von Reservewährungen beschleunigen.“

Die Autoren des IWF-Papiers schreiben, dass eine solche digitale Reservewährung aufgrund der Glaubwürdigkeit mehrerer Zentralbanken, die sie unterstützen, effiziente grenzüberschreitende Zahlungsdienste bieten könnte, was eine schnellere Verarbeitung nach sich ziehen würde.

In einer kürzlich gehaltenen Rede erklärte Mark Carney, Gouverneur der Bank of England, dass die Dominanz des US-Dollars den Rest der Welt und insbesondere die Entwicklungsländer daran hindere, ihre eigene Geldpolitik zu kontrollieren. Er argumentierte, dass Technologie verwendet werden könnte, um die Probleme der US-Dollar-Hegemonie zu lösen. Er warnte jedoch davor, dass die einfache Erstellung einer digitalen Version des US-Dollars das Problem nicht lösen würde.

„Wenn sich etwas ändert, sollte es nicht so sein, dass ein Währungshegemon gegen einen anderen ausgetauscht wird. Jedes unipolare System ist für eine multipolare Welt ungeeignet. Wir tun gut daran, jede Gelegenheit, einschließlich der durch neue Technologien gebotenen, zu überdenken, um ein ausgewogeneres und effektiveres System zu schaffen“, zitiert „American Express“ Carney.

Entscheidend ist jedoch, dass die Zentralbanker, die sich für CBDC einsetzen, eindeutige Gegner von dezentralen Kryptowährungen sind. Aus einem IWF-Bericht geht hervor, dass dezentrale Kryptowährungen wie Bitcoin nicht unbedingt positiv bewertet werden dürfen.

„Derzeit sind Krypto-Assets zu volatil und zu riskant, um eine große Bedrohung für Fiat-Währungen darzustellen. Darüber hinaus genießen sie aus Sicht der Bürger nicht das gleiche Vertrauen wie Fiat-Währungen: Sie wurden von berüchtigten Fällen von Betrug, Sicherheitsverletzungen und Betriebsstörungen heimgesucht und mit illegalen Aktivitäten in Verbindung gebracht (…) Einige Krypto-Assets wie Bitcoin weisen im Prinzip ein begrenztes Inflationsrisiko auf, da das Angebot begrenzt ist. Es fehlen ihnen jedoch drei wichtige Funktionen, die stabile Währungsregime erfüllen sollen: Schutz vor dem Risiko einer strukturellen Deflation, die Fähigkeit, flexibel auf vorübergehende Schocks auf die Geldnachfrage zu reagieren und damit den Konjunkturzyklus zu glätten, und die Fähigkeit, als Kreditgeber zu fungieren“, heißt es in dem IWF-Bericht aus dem Jahr 2016.

Allerdings arbeitet das IWF an einer mächtigen Lösung, um das weltweit marode Fiat-Geldsystem auszuhebeln. Aus einer exklusiven DWN-Analyse geht hervor, dass im neuen Währungssystem nach der Pandemie der „IMF Coin“ eingeführt wird.

„Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass in den kommenden zwei Jahren ein digitaler ,IMF Coin‘ (auch ,SDR Coin‘ genannt), der durch Gold gedeckt sein könnte, als neue Weltleitwährung eingeführt wird. Das Verhältnis zwischen den anstehenden weltweiten Insolvenzen und einer möglichen Einführung des ,IMF Coins‘ sollte in diesem Zusammenhang genau beobachtet werden. Allerdings sollte auch verstanden werden, dass es nicht zur Abschaffung des US-Dollars kommen wird. Stattdessen könnte voraussichtlich ein durch Gold gedeckter US-Dollar zum Einsatz kommen. Der ,IMF Coin‘ könnte dann an diesen goldgedeckten Dollar gebunden sein, um seine Rolle als digitale Leitwährung einzunehmen. Alle anderen digitalen Währungen der internationalen Notenbanken müssten dann an den ,IMF Coin‘ gekoppelt werden. Während die Umsetzung des digitalen ,IMF Coins‘ als Leitwährung sehr wahrscheinlich ist, ist die Frage um die Golddeckung jedoch umstritten“, heißt es in der Analyse.

Die IWF-Chefin Kristalina Georgieva führt am Ende einer Mitteilung über den „Great Reset“ aus: „Ich möchte mit einem Beispiel aus der Vergangenheit schließen. William Beveridge legte mitten im Zweiten Weltkrieg 1942 seinen berühmten Bericht vor, in dem er projizierte, wie Großbritannien das angehen sollte, was er die ,fünf riesigen Übel‘ nannte. Dieser berühmte ,Beveridge Report‘ führte nach dem Krieg zu einem besseren Land - einschließlich der Schaffung des National Health Service, der heute in Großbritannien so viele Menschenleben rettet. Zu dieser Zeit wurde auch meine Institution, der IWF, gegründet - auf der Bretton Woods-Konferenz. Jetzt ist also der Moment gekommen, um die Seite umzublättern - und alle Kraft zu nutzen, die wir haben. Im Falle des IWF verfügen wir über eine finanzielle Kapazität von einer Billion Dollar und ein enormes politisches Engagement. Das ist der Moment, um zu entscheiden, dass die Geschichte darauf als ,Great Reset‘ und nicht als ,Great Reversal‘ zurückblicken wird. Und ich möchte sagen - laut und deutlich -, dass das beste Denkmal, das wir für diejenigen errichten können, die bei der Pandemie ihr Leben verloren haben, darin besteht, eine Welt zu schaffen, die grüner, intelligenter und gerechter ist.“


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...