Politik

Lagebericht Mali: Russland weitet Einfluss mithilfe von Söldnern aus

Lesezeit: 2 min
27.09.2021 11:44
Die malische Regierung versucht, russische Söldner im Kampf gegen Islamisten anzuheuern. Während europäische Truppen ihr Engagement in dem Land reduzieren, baut Russland damit seinen Einfluss deutlich aus.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat bestätigt, dass die malische Regierung Kontakt zur russischen Söldnerfirma Wagner aufgenommen hat. Erste Berichte über einen möglichen Einsatz der Söldner hatten vor einigen Tagen in Deutschland die Debatte über einen möglichen Rückzug der Bundeswehr aus dem Sahel-Land belebt und auch in Frankreich Besorgnis ausgelöst.

„Sie haben sich an eine private Militärfirma aus Russland gewandt“, sagte Lawrow am Samstag am Rande der UN-Vollversammlung in New York. „So, wie ich das verstehe, im Zusammenhang damit, dass Frankreich sein militärisches Kontingent erheblich kürzen möchte, das dort (...) Terroristen bekämpfen sollte.“ Lawrow fügte hinzu: „Damit haben wir nichts zu tun. Dies sind kommerzielle Verträge zwischen einer anerkannten, legitimen Regierung und denen, die ausländische Militärhilfe leisten.“

Mali wird wie andere Länder der Sahel-Zone von bewaffneten Gruppen und Islamistenmilizen bedroht, die zum Teil dem Islamischen Staat (IS) oder Al-Kaida die Treue geschworen haben. Die instabile Regierung wird dabei von ausländischen Truppen unterstützt. Besonders die frühere Kolonialmacht Frankreich ist mit dem Kampfeinsatz „Barkhane“ mit bis zu 5100 Soldaten in der Region aktiv. Die Bundeswehr stellt zwar rund 900 Soldaten für den UN-Stabilisierungseinsatz Minusma und rund 300 Soldaten für den EU-Ausbildungseinsatz EUTM, aber keine Kampftruppen.

Trotz der internationalen Militärhilfe für die Regierung in Bamako sind die Islamistenmilizen in Mali auf dem Vormarsch. Frankreich will seine Militärpräsenz umorganisieren und langfristig auf 2500 bis 3000 Soldaten reduzieren. Die nach einem Putsch in Bamako installierte Übergangsregierung soll sich deshalb - auch mit Blick auf den eigenen Personenschutz - an die russischen Wagner-Söldner gewandt haben. Allerdings bezeichnete sie Berichte darüber als Gerüchte.

Russland und Türkei weiten Einfluss aus

Die Anbahnung von Verträgen mit der Söldnergruppe Wagner spiegelt den gestiegenen Einfluss Russlands in Mali wieder. Auch die Türkei konnte ihre Beziehungen zu dem afrikanischen Land in den vergangenen Jahren ausbauen, berichtet der Blog German Foreign Policy.

Das Portal schreibt mit Blick auf das russische Engagement:

„Die Regierung in Bamako hat bereits im Juni 2019 ein Abkommen mit Moskau geschlossen, das ein gewisses Maß an Militärkooperation vorsieht. Auf russischer Seite ist die Kooperation mit Mali eingebunden in Bestrebungen, die Beziehungen zu den Staaten Afrikas insgesamt zu intensivieren; einen ersten Höhepunkt stellte dabei der Russia-Africa Summit and Economic Forum am 23./24. Oktober 2019 in Sotschi dar. Auf dem Treffen zog der Exekutivsekretär des Zusammenschlusses G5 Sahel (Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger, Tschad), Maman Sambo Sidikou, erstmals öffentlich in Betracht, Russland könne zu gegebener Zeit eine Rolle bei der Stabilisierung des Sahel spielen. Der russische Präsident Wladimir Putin wiederum kündigte an, Moskau wolle künftig enger mit afrikanischen Staaten kooperieren - unter anderem im Anti-Terror-Kampf. Putin fügte damals, anspielend auf die neokoloniale Einflussnahme der westlichen Mächte, hinzu, Russland könne den Staaten Afrikas damit zugleich helfen, "ihre Unabhängigkeit und Souveränität zu schützen.“

Auch die türkische Regierung hatte ihre Aktivitäten in der Region zuletzt verstärkt - beispielsweise im Rahmen eines 2018 abgeschlossenen Rüstungsgeschäfts sowie eines Ausbildungsprogramms für malische Offiziere. Flugverbindungen nach Istanbul bilden die Grundlage für den politischen und wirtschaftlichen Austausch, während die von Turkish Airlines bediente Strecke von Bamako ins saudi-arabische Jeddah Pilgern dienen soll.

In der deutschen Politik mehren sich nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund des desolaten Endes des Afghanistan-Einsatzes hingegen Stimmen, welche eine kritische Überprüfung des Engagements in Mali fordern.


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Flüchtlingswellen und Wirtschaftskrisen: Was ein Zerfall der Levante für Deutschland bedeuten würde
24.11.2024

Die Levante könnte sich zur Achillesferse Europas entwickeln, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem...

DWN
Panorama
Panorama Alarmierende Umfrage: Kriege und Klimakrise belasten Schüler in Deutschland
24.11.2024

Eine neue Umfrage zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Sorgen geplagt. Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär trifft sich in Florida mit Trump
24.11.2024

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird in der Nato von vielen Alliierten mit Sorge gesehen. Schon vor dem Machtwechsel reist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...