Wirtschaft

Flugsicherung warnt vor Engpässen im europäischen Luftraum

Es ist noch nicht einmal Ostern und am europäischen Himmel wird es bereits eng. Neben dem Ukraine-Krieg gibt es weitere Gründe, warum die Flugsicherungen weniger Jets leiten können als gedacht.
21.03.2022 15:54
Lesezeit: 1 min

Bereits vor Beginn der ersten großen Reisewelle des Jahres hat die Deutsche Flugsicherung vor möglichen Flugverspätungen gewarnt. Ursache seien Engpässe in den Lufträumen der Nachbarländer Frankreich und Polen, wie die bundeseigene Gesellschaft am Montag in Langen bei Frankfurt berichtete. Polen hat zivile Überflüge wegen des Ukraine-Kriegs bereits von der russischen Grenze weg in Richtung Deutschland verlagert.

In der Zentrale Reims installiere die französische Flugsicherung DSNA im April ein neues Kontrollsystem und arbeite wie in solchen Fällen üblich zunächst mit reduzierten Verkehrsmengen, berichtete die Deutsche Flugsicherung (DFS). Schon seit Monaten laufen die Planungen, wie ein Großteil des Verkehrs in den deutschen Luftraum verlagert werden kann. Die Einschränkungen sollen nach dpa-Informationen im April 30 Prozent weniger Flüge über Ost-Frankreich bedeuten und erst Ende Juli wieder die alte Kapazität erreichen. In dem Gebiet verlaufen viele Routen zu Mittelmeerzielen.

Zusätzlich droht bei der zivilen Flugsicherung Pansa in Polen ein unerwarteter Personalengpass, wie die europäischen Fluglotsengewerkschaften berichteten. Neben den bereits vorhandenen Luftraumeinschränkungen wegen des Ukraine-Kriegs drohe bereits zum Monatsende das Ausscheiden von knapp 50 Lotsen. Sie wollen um bis zu 70 Prozent abgesenkte Tarifgehälter nicht akzeptieren, berichtete am Montag der Vize-Vorsitzende der Gewerkschaftskoordination ATCEUC, Volker Möller.

Insgesamt wollten rund 180 der 204 Lotsen an Tower und Center Warschau das neue Tarifwerk ablehnen. Möller machte Pansa-Chef Janus Janiszewski für den drohenden Personal-Aderlass verantwortlich. Dem Vernehmen nach sollen sich bereits etliche zivile polnische Fluglotsen bei der Deutschen Flugsicherung beworben haben.

Ein Personalengpass in Warschau könnte direkte Auswirkungen auch auf den deutschen Luftraum haben, wenn über ganz Polen keine zivilen Überflüge mehr möglich wären, sondern nur noch Direktverkehre von und nach Warschau, sagte Möller. Insbesondere Flüge aus Skandinavien würden dann nach Deutschland umgeleitet. Die Lage ist Gegenstand europäischer Abstimmungsgespräche.

Europaweit wird für den ab Ende März beginnenden Sommerflugplan mit einem starken Anstieg des Luftverkehrs gerechnet. Nach dem gewaltigen Verkehrseinbruch wegen der Corona-Pandemie in den Jahren 2020 und 2021 erwartet die Luftverkehrsbranche für den Sommerflugplan ab Anfang April deutliche Verkehrszuwächse im gesamten europäischen Luftraum.

Die DFS sieht sich trotz coronabedingter Ausbildungsprobleme personell gut vorbereitet. So haben die Lotsen in den vergangenen beiden Jahren weniger gearbeitet als vereinbart und müssen diese Zeiten nun nacharbeiten. Die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) sieht hingegen Personalprobleme im Center Bremen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Deutsche Bank gegen Verband der Familienunternehmer: Mietvertrag gekündigt auf Grund der Einladung eines AfD-Politikers
26.11.2025

Der Verband „Die Familienunternehmer“ lädt einen AfD-Politiker ein – entgegen der politisch gewollten Brandmauer der etablierten...

DWN
Panorama
Panorama Eilmeldung Washington DC: Schüsse nahe dem Weißen Haus - Zwei Nationalgardisten tot
26.11.2025

In der Nähe des Weißen Hauses in Washington sind zwei Nationalgardisten von einem Schützen angeschossen worden. Sie erlagen ihren...

DWN
Politik
Politik Bündnis Sahra Wagenknecht: AfD unterstützt Neuauszählung der Bundestagswahl
26.11.2025

An gerade mal 9.500 fehlenden Stimmen scheiterte im Februar der Einzug des BSW in den Deutschen Bundestag. Seitdem fordert die Partei eine...

DWN
Politik
Politik Grüngasquote für Energiewende: Mehr Umweltschutz und mehr Kosten für Industrie und Verbraucher
26.11.2025

Die schwarz-rote Regierung plant eine Quote, um die schleppende Wasserstoffwirtschaft und Energiewende in Deutschland weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz bei GOVECS – das Ende der elektrischen Schwalbe
26.11.2025

Das Münchner Unternehmen Govecs stellt unter dem Namen der in der DDR populären Moped-Marke seit einigen Jahren Elektroroller her. Nun...

DWN
Politik
Politik Chatkontrolle: EU-Staaten setzen auf freiwillige Maßnahmen statt Pflichtkontrollen
26.11.2025

Die EU ringt seit Jahren darum, wie digitale Kommunikation geschützt und zugleich besser überwacht werden kann. Doch wie weit sollen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarz Group plant Lidl-Rechenzentrum: Milliardenprojekt für Deutschlands KI-Infrastruktur
26.11.2025

Die Großinvestition der Schwarz Group verdeutlicht den wachsenden Wettbewerb um digitale Infrastruktur in Europa. Doch welche Bedingungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobs wandern nach Südamerika: Faber-Castell will 130 Stellen in Deutschland streichen
26.11.2025

Hohe Kosten und eine schwache Nachfrage: Der fränkische Schreibwarenhersteller will Fertigung nach Südamerika verlagern und dafür...