Deutschland

Wegen undurchsichtiger Russland-Kontakte: Deutsche Politiker fordern Schwesigs Rücktritt

Lesezeit: 2 min
18.04.2022 19:17  Aktualisiert: 18.04.2022 19:17
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Schwesig gerät wegen ihrer Kontakte zu Russland immer stärker unter Druck. Jetzt fordern die ersten deutschen Politiker ihren Rücktritt.
Wegen undurchsichtiger Russland-Kontakte: Deutsche Politiker fordern Schwesigs Rücktritt
Simone Oldenburg (Linke, l), stellvertretende Ministerpräsidentin, und Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, gehen nach einer Klausurtagung der Landesregierung zu einem Pressetermin. (Foto: dpa)
Foto: Bernd Wüstneck

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Druck auf Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in der „Nord-Stream-2“-Affäre nimmt weiter zu. Nach indirekten Rücktrittsforderungen aus der CDU-Bundestagsfraktion, verlangte der Grünen-Energieexperte im Schweriner Landtag, Hannes Damm, am Ostermontag, dass sich Schwesig ihrer Verantwortung stellen und nach Ostern alle Karten auf den Tisch legen müsse.

„Bisher hat Manuela Schwesig trotz mehrfacher Ankündigung nicht für Transparenz gesorgt“, zitiert die dpa Damm. Die bisher öffentlich gewordenen Dokumente zeichneten jedenfalls ein ganz anderes Bild als Schwesig glauben machen wolle. „Es müssen alle zur Verfügung stehenden Mittel genutzt werden, um den Filz um die SPD-Ministerpräsidentin zu entstricken“, forderte Damm.

Zuvor hatte bereits der CDU-Außenexperte Norbert Röttgen Schwesig nach jüngsten Berichten über ihre Verflechtungen mit Russland den Rücktritt nahegelegt. „Wenn die zuletzt in Medien beschriebenen Sachverhalte zutreffen, dann kann Frau Schwesig nicht im Amt bleiben, das ist völlig ausgeschlossen“, sagte der Bundestagsabgeordnete dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Sonntag). Schwesig habe mit einem russischen Unternehmen gemeinsame Sache gemacht und die Öffentlichkeit anhaltend und bewusst getäuscht, urteilte Röttgen.

Mit Blick auf andere SPD-Politiker wie SPD-Altkanzler Gerhard Schröder fügte er hinzu: „Es ist jetzt die Verantwortung der SPD, diese langjährigen geheimen Verstrickungen mit dem russischen Staat und mit von Russland gelenkten Unternehmen systematisch aufzuarbeiten.“ Die aus dem Bundesland im Nordosten stammende Bundestagsabgeordnete Claudia Müller (Grüne) sagte: „Ich erwarte, dass Frau Schwesig volle Transparenz herstellt und sich ehrlich mit ihrer bisherigen Russland-Politik auseinandersetzt.“

Die Oppositionsfraktionen von CDU, Grünen und FDP im Schweriner Landtag hatten vergangene Woche mitgeteilt, dass im Mai ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss zu den langjährigen Kontakten Schwesigs und der SPD zum russischen Staatskonzern Gazprom eingesetzt werden soll. Er soll auch die Umstände der Gründung und Arbeit der mit Millionen aus russischen Gasgeschäften finanzierten Stiftung für Klima- und Umweltschutz Mecklenburg-Vorpommern aufklären. Die Stiftung war Anfang 2021 ins Leben gerufen worden und sollte helfen, die Pipeline Nord Stream 2 trotz US-Sanktionsdrohungen fertig zu stellen.

Die FDP-Fraktion warnte die rot-rote Landesregierung mit Blick auf den Untersuchungsausschuss bereits vor einem Verschwinden relevanter Unterlagen. „Wir möchten keine negativen Überraschungen erleben, dass die gewünschten Informationen spätestens ab dem 24.02. (Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine) plötzlich gelöscht oder anderweitig vernichtet wurden“, sagte Fraktionschef René Domke. Die Landesregierung müsse nun im Interesse des Landes und auch ihrem eigenen gegenüber dem Parlament größtmögliche Transparenz zeigen.

Die FDP erwarte, dass auch „alle Terminkalender, E-Mails, Briefe, Faxe, SMS, WhatsApp- und andere Messenger-Nachrichten sowie Gesprächsprotokolle und -vermerke der Landesregierung spätestens dem PUA zur Klimaschutzstiftung M-V offenzulegen sind“. Sie seien bereits jetzt zu sichern. Domke unterstellte der rot-roten Landesregierung um Schwesig „ein zweifelhaftes Verfassungsverständnis, wenn sie der Presse offenbar fast 1000 Seiten Informationen zur Klimastiftung M-V zuspielt, diese aber jedenfalls offiziell dem Landtag vorenthält“.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Yulin Delegation - Erfolgreich veranstaltetes Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen in Berlin

Am 25. April 2024 organisierte eine Delegation aus der chinesischen Stadt Yulin ein erfolgreiches Wirtschafts- und Handelsaustauschtreffen...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...

DWN
Finanzen
Finanzen Hohes Shiller-KGV: Sind die Aktienmärkte überbewertet?
27.04.2024

Bestimmte Welt-Aktienmärkte sind derzeit sehr teuer. Diese sind auch in Indizes wie dem MSCI World hoch gewichtet. Manche Experten sehen...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...