Finanzen

IWF erhöht Anteil von Dollar und Yuan bei Sonderziehungsrechten

Lesezeit: 2 min
17.05.2022 14:00
Während Dollar und Yuan an Gewicht zulegen, verlieren die drei anderen im Korb der Sonderziehungsrechte vertretenen Währungen an Bedeutung.
IWF erhöht Anteil von Dollar und Yuan bei Sonderziehungsrechten
US-Dollar und Renminbi. (Foto: dpa)
Foto: Adrian Bradshaw

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Der Internationale Währungsfonds (IWF) erhöht die Gewichtung von US-amerikanischem Dollar und chinesischem Renminbi (Yuan) in seinem Korb der internationalen Sonderreserven namens Sonderziehungsrechte und signalisiert damit einen gestiegenen Einfluss für die Währungen Chinas und der USA in der globalen Finanzwelt, wie aus einer offiziellen Mitteilung des Fonds vom 14. Mai hervorgeht.

Bei der regelmäßigen Überprüfung der sogenannten Sonderziehungsrechte (SZR) stieg die Gewichtung des Dollars von 41,7 Prozent auf 43,38 Prozent und die des Yuan von 10,92 Prozent auf 12,28 Prozent.

Umgekehrt sank dadurch die Gewichtung der drei anderen im SZR-Korb vorhandenen Währungen: der Anteil des Euro fiel von 30,93 Prozent auf 29,31 Prozent, der des Yen von 8,33 Prozent auf 7,59 Prozent und der des britischen Pfunds von 8,09 Prozent auf 7,44 Prozent.

Dem IWF orientieren sich die aktualisierten Gewichtungen an der Bedeutung und Volumina der Währungen hinsichtlich der Handels- und Finanzmarktentwicklungen zwischen den Jahren 2017 bis 2021.

Warum der Yuan an Bedeutung gewinnt

Chinas Yuan wurde im Jahr 2016 erstmals in den SZR-Währungskorb aufgenommen - ein Schritt, der die Bemühungen des Landes unterstrich, seine Währung zu einer weltweit akzeptierten Handelswährung aufzubauen.

Lesen Sie dazu: China macht Schanghai zum Versuchslabor für die Globalisierung des Yuan

Es sind die maßgeblichen ökonomischen Triebkräfte, die der fortschreitenden Internationalisierung des Yuan zu Grunde liegen. Chinas Wirtschaft wuchs in den vergangenen Jahren nicht nur deutlich - noch bedeutsamer ist die Tasache, dass der Anteil des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gemessen am weltweiten BIP zunimmt. Entfielen im Jahr 2012 noch rund 11 Prozent der Leistung der gesamten Weltwirtschaft auf China, so waren es im Jahr 2021 rund 18 Prozent.

Das Land erwirtschaftet darüber hinaus seit vielen Jahren beträchtliche Handelsüberschüsse, ist ein integraler Bestandteil der globalen Lieferketten und ist für viele Länder im „Globalen Süden“ inzwischen zum wichtigsten Handelspartner aufgestiegen. Im Zuge dieses expandierenden Handels zirkulieren auch immer mehr Renminbi in Übersee, die dort in Form von Devisenreserven als Kapitalpolster dienen.

Die Regierung in Peking forciert seit einigen Jahren die kontrollierte Öffnung chinesischer Anlage- und Finanzmärkte für ausländische Investoren, was ebenfalls zur stärkeren Gewichtung im SZR-Korb beigetragen haben dürfte. Der IWF erkennt diese finanzpolitische Öffnung als Faktor für seine Entscheidung an, wenn er schreibt: „Die Direktoren erkennen den im Bereich der Finanzmarktreformen erreichten Erfolg auf breiter Basis an und rufen zu weiteren Anstrengungen auf, um den Onshore-Markt für Renminbi weiter zu öffnen und zu vertiefen.“

Eine weitere Internationalisierung des Yuan eher hemmen dürften hingegen die derzeit schwelende Krise im Immobiliensektor sowie die „Politik der zwei Kreisläufe“, deren konkrete Ausgestaltung ausländische Geschäftsleute vielfach nicht genau einschätzen können.

Was sind Sonderziehungsrechte?

Sonderziehungsrechte dienen als internationale Währungsreserven, welche die bestehenden Währungsreserven der IWF-Mitgliedsländer ergänzen. SZR stellen keine Währung dar, sondern dient als „Rechnungseinheit“ für den IWF und andere internationale Organisationen. Sonderziehungsrechte können zudem in die sie konstituierenden Währungen umgetauscht werden.

Der IWF aktualisiert die Zusammensetzung des SDR-Korbes alle fünf Jahre. Um in den Korb aufgenommen zu werden, muss eine Währung bestimmte Kriterien für den Export und eine freie Verwendung erfüllen. Das Exportkriterium ist erfüllt, wenn das Emissionsland IWF-Mitglied ist und die Währung zu den fünf wichtigsten Vermögenswerten weltweit gehört. Das andere Kriterium ist erfüllt, wenn die Währung weitgehend für Zahlungen verwendet und auf den Hauptmärkten gehandelt wird.

Die nun beschlossenen Änderungen in der Zusammensetzung werden am 1. August wirksam. Im Jahr 2027 steht dann die nächste Revision des SZR-Korbes an.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen US-Aktien sind heiß gelaufen: Warum immer mehr Analysten den europäischen Aktienmarkt in den Blick nehmen
22.11.2024

Vermögensverwalter Flossbach von Storch sieht zunehmend Risiken für US-Aktien. Nach der jüngsten Rekordjagd an den US-Börsen verlieren...

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...