Politik

Ampel will Zuwanderung von Arbeitswilligen aus Übersee erleichtern

Menschen aus Nicht-EU-Staaten haben es oft schwer, eine Aufenthaltsgenehmigung für Deutschland zu bekommen, um hier zu arbeiten. Das will die Koalition ändern.
21.10.2022 20:27
Aktualisiert: 21.10.2022 20:27
Lesezeit: 2 min

Arbeitssuchende aus dem Ausland sollen künftig leichter rechtmäßig nach Deutschland kommen können. Dafür soll eine sogenannte Chancenkarte eingeführt werden, wie am Freitag aus Regierungskreisen in Berlin verlautete. Das sehen neue Eckpunkte für die Fachkräfteeinwanderung vor, die nun weiter innerhalb der Bundesregierung abgestimmt werden.

Zu den Auswahlkriterien bei der Chancenkarte sollen Qualifikation, Sprachkenntnisse, Berufserfahrung und Deutschlandbezug gehören, so die Eckpunkte. Geschaffen werden solle die Möglichkeit einer zweiwöchigen Probebeschäftigung. Auf diesen Wegen soll auch Bürgerinnen und Bürger aus Nicht-EU-Staaten mit gutem Potenzial ein Aufenthalt in Deutschland ermöglicht werden, die nicht bereits etwa als Fachkräfte anerkannt sind.

Wie bisher soll laut den Eckpunkten aber gelten: „Anerkannte ausländische Fachkräfte bilden (...) das Rückgrat der Erwerbsmigration nach Deutschland.“ Hierbei sollen weiter ein anerkannter Abschluss, ein Arbeitsvertrag und zu Inländern gleichwertige Beschäftigungsbedingungen als Voraussetzungen gelten. Künftig soll man als Fachkraft aber jede anerkannte Beschäftigung ausüben dürfen.

Neben in Deutschland anerkannten Fachkräften und Hochschulabsolventinnen und -absolventen sowie den Menschen mit Potenzial soll eine weitere Gruppe leichter anerkannt werden. Dabei handelt es sich um Menschen mit zweijähriger Erfahrung in dem Beruf, der ausgeübt werden soll. Nötig soll bei ihnen ein Berufs- oder Hochschulabschluss sein, der in dem Land, in dem er erworben wurde, staatlich anerkannt ist. Nicht nötig sein soll hier künftig aber, dass der Abschluss als gleichwertig mit einem Abschluss in Deutschland anerkannt wird.

Insgesamt zielt das geplante Gesetz auf mehr Fachkräfteeinwanderung ab. „Deutschland benötigt branchenübergreifend dringend Fachkräfte“, heißt es in den Eckpunkten. Bereits vergangene Woche hatte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) anlässlich der Verabschiedung einer Fachkräftestrategie im Bundeskabinett der Deutschen Presse-Agentur gesagt, dass die Regierung im Herbst Eckpunkte „für ein moderneres Fachkräfteeinwanderungsgesetz“ vorlegen wolle.

In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD, Grüne und FDP unter anderem angekündigt, neben dem bestehenden Einwanderungsrecht mit der Einführung einer Chancenkarte eine weitere Säule etablieren zu wollen.

„Wir wollen das Einwanderungsrecht deutlich offener und einfacher gestalten“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nun laut einer in Berlin verbreiteten Mitteilung. „Neben den rechtlichen Änderungen wollen wir auch umfassende Begleitmaßnahmen zum Einwanderungsprozess aufsetzen von der Anwerbung der ausländischen Fachkräfte, über die Visaverfahren bis zur Erstintegration in Deutschland.“

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte, sie verbinde mit dem Wort „Fachkräfteeinwanderung“ viele Gesichter von jungen, gut ausgebildeten Menschen, „die ich auf meinen Auslandsreisen getroffen habe“. Heil sagte, die Koalition mache den Weg frei, „um kluge Köpfe und helfende Hände für unseren Arbeitsmarkt zu gewinnen“. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: „Wir wollen, dass Fachkräfte schnell nach Deutschland kommen und durchstarten können.“

Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger ergänzte, gestärkt werde auch die Bildungszuwanderung mit vereinfachten Möglichkeiten, für eine Ausbildung oder ein Studium nach Deutschland zu kommen und hier zu bleiben. (dpa)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Münchener Rück-Aktie: Neue Strategie setzt deutliche Gewinneffekte frei
11.12.2025

Die Münchener Rück-Aktie gewinnt an Tempo – und das aus gutem Grund. Die neue Strategie Ambition 2030 verspricht höhere Gewinne,...

DWN
Politik
Politik Analyse: Putin und Trump spielen im selben Team gegen Europa
11.12.2025

Putin und Trump sprechen plötzlich dieselbe Sprache. Europas Zukunft steht auf dem Spiel, während Washington und Moskau ein gemeinsames...

DWN
Technologie
Technologie Halbleiter-Förderung: Dresden und Erfurt erhalten grünes Licht
11.12.2025

Europa hängt bei Chips weiter an Asien – nun greift die EU zu einem Milliardenhebel. Deutschland darf zwei neue Werke in Dresden und...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB erhöht Druck: Vereinfachte Regeln für Europas Banken
11.12.2025

Die EZB drängt auf einfachere EU-Bankenvorschriften und will kleinere Institute entlasten. Doch wie weit darf eine Reform gehen, ohne...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Institut korrigiert Wirtschaftsprognose: Deutschlands Aufschwung bleibt schwach
11.12.2025

Die neue Wirtschaftsprognose des Ifo-Instituts dämpft Hoffnungen auf einen kräftigen Aufschwung. Trotz Milliardeninvestitionen und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimarisiken: Unternehmen gefährden ihre Umsätze durch schwaches Risikomanagement
11.12.2025

Unternehmen geraten weltweit unter Druck, ihre Klimarisiken präziser zu bewerten und belastbare Strategien für den Übergang in eine...

DWN
Politik
Politik Trump warnt die Ukraine und verspottet Europa. „Am Ende gewinnt der Stärkere“
11.12.2025

US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck auf die Ukraine und attackiert gleichzeitig europäische Staatschefs. Seine Aussagen im...

DWN
Politik
Politik EU erzielt Kompromiss über Nachhaltigkeitsberichterstattung - was das konkret bedeutet
11.12.2025

Nach zähen Verhandlungen einigt sich die EU auf weitreichende Entlastungen bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Doch der Kompromiss...