Wirtschaft

Energiekrise zwingt Österreichs Skigebiete zum Sparen

In der Energiekrise soll auch die für Österreich wichtige Tourismusbrache beim Verbrauch kürzer treten. Das betrifft etwa Flutlicht, Sitzheizung und Warmwasser.
29.10.2022 10:20
Aktualisiert: 29.10.2022 10:20
Lesezeit: 3 min

Teurere Skipässe, langsamer fahrende Gondeln, kein Flutlicht auf den Skipisten, keine Sitzheizung am Sessellift, kein Warmwasser auf den Toiletten - das alles könnte Skiurlaubern in Österreich in diesem Winter blühen. Denn in der Energiekrise soll auch die für das Land wichtige Tourismusbrache beim Verbrauch kürzer treten.

"Wir sind von Seiten des Landes aufgefordert worden, mindestens zehn Prozent an Energie zu sparen", sagt Erich Egger, Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft und Vorstand der Schmittenhöhebahn in Zell am See, zur Nachrichtenagentur Reuters. "Das ist vorerst rein freiwillig, aber wenn es knapp wird, müssen auch wir unseren Beitrag leisten."

Um Anreize zum Energiesparen zu schaffen, hat Österreichs konservativ-grüne Regierung den staatlichen Stromkostenzuschuss für Unternehmen an Auflagen geknüpft. Um in den Genuss der Förderung zu kommen, dürfen etwa im Außenbereich keine Heizpilze aufgestellt werden. Auch die Sitzheizung auf den Skiliften muss ausgeschaltet bleiben. Wenige Wochen vor Saisonstart in den Skigebieten wollen die Betriebe die Urlaubsfreude der Gäste aber nicht zu sehr trüben. "Je weniger wir machen müssen, umso lieber ist es uns. Wir wollen unseren Gästen ja einen schönen Aufenthalt in den Bergen bieten", sagt Egger. Das Schlimmste wäre, wenn Teile von einem Skigebiet aus dem Betrieb genommen werden müssten. "Das wäre eine Katastrophe."

Skifahren ist wichtiger Wirtschaftsfaktor

Skifahren hat in Österreich nicht nur eine lange Tradition, sondern ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Der Anteil des Wintersports am gesamten Bruttoinlandsprodukt liegt bei rund 4,1 Prozent - und damit der Größenordnung des Einzelhandels, der öffentlichen Verwaltung oder der unternehmensbezogenen Dienstleistungen.

Der Strombedarf aller Seilbahnen macht mit 750 Gigawattstunden dagegen nur rund 1,2 Prozent des Strombedarfs von Österreich aus. "Die Seilbahnen bauen sehr umfassend auf die Gewinnung erneuerbarer Energien, Öl spielt de facto kaum noch eine Rolle", sagt Franz Hörl, Tiroler ÖVP-Abgeordneter und Verbandsobmann der Seilbahnen bei der Wirtschaftskammer. Das Sparpotenzial hält er für gering, denn die Skigebiete seien nicht die großen Stromfresser.

Die Seilbahnbranche hat laut Hörl in den vergangenen zehn Jahren bereits ein Fünftel des Energieverbrauchs eingespart und der Betrieb laufe zu beinahe 100 Prozent mit heimischen Ökostrom. "Wir prüfen gemeinsam mit Experten weitere Möglichkeiten, aber unser Grundsatz bleibt, dass wir keine gravierenden Einschnitte in der Angebotsqualität durchführen möchten", sagt Hörl. Laut der für Tourismus zuständigen Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler versucht die Branche so zu sparen, dass man es als Gast kaum merkt. "Die Hotels schauen sich an, zu welcher Tageszeit man welche Saunen einschaltet oder ob die Lüftung in der Küche von der ersten Minute an laufen muss", nennt die konservative Politikerin Beispiele.

Skifahren wird teurer

Fest steht, wer seinen Winterurlaub in der Alpenrepublik verbringen will, muss tiefer in die Tasche greifen. Wegen der Explosion der Energiekosten wurden die Preise für Liftkarten und Hotels nach oben geschraubt. "Unsere Energiekosten haben sich im Jahresvergleich mehr als verdoppelt", sagt Klaus Hofmann, Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV). Besonders betroffen sind Hotels mit großen Sauna- und Poollandschaften.

"Landesweit werden die Preise für Skipässe zwischen sechs und zehn Prozent angehoben, also durchschnittlich etwa die Höhe der Inflation", sagt Hörl. Im größten zusammenhängenden Skigebiet des Landes mit den Orten St. Anton, St. Christoph, Stuben, Lech und Zürs kostet die Tageskarte nun 67 Euro statt bisher 61 Euro. In Salzburg müssen Skifahrer und Snowboarder mit Steigerungen von bis zu elf Prozent rechnen, sagte Seilbahnen-Sprecher Egger. Eine Tageskarte für die Skigebiete Zell am See, Kaprun, Saalbach-Hinterglemm und Leogang-Fieberbrunn kostet in der Hauptsaison 66 Euro.

Ansturm deutscher Urlauber

Auf die Nachfrage dürfte sich das aber kaum auswirken. Die von der Corona-Pandemie geschwächte Branche blickt durchaus zuversichtlich auf die Saison. "Es wird mit einem Ansturm aus Deutschland über Weihnachten und Silvester gerechnet", sagt Lisa Weddig, Geschäftführerin der Marketing-Organisation Österreich Werbung. Reiseveranstalter würden berichten, dass die Buchungen über dem Vorjahr lägen und manche Regionen bereits über den Jahreswechsel ausgebucht seien. Spärlich seien hingegen bisher die Buchungen für die zweite Winterhälfte, da viele noch abwarten würden.

Laut einer von Österreich Werbung in Auftrag gegebenen Studie, im Zuge derer 10.500 Menschen in mehreren Ländern befragt wurden, ist die Urlaubslaune gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Insgesamt würden 17 Millionen Menschen ihren Urlaub in Österreich planen - was über dem Vor-Corona-Niveau von 16,4 Millionen Ankünften liegt.

"In Österreich sagt jeder zweite, dass er im Inland einen Winterurlaub machen will und jeder fünfte Deutsche, der einen Urlaub plant, will ihn im Nachbarland verbringen", so Weddig. In dem bei Wintersportlern beliebten Bundesland Tirol blickt man optimistisch auf die Saison. "Die Menschen haben weiterhin Lust auf Winterurlaub in den Bergen", sagt Tirol-Werbung-Chefin Karin Seiler. "Die Nachfrage ist vorhanden."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Resilienz als strategischer Imperativ: Carlsberg und Davos-Forum fordern neue Unternehmenslogik
15.06.2025

Krisen, Krieg, KI und Klimawandel: Carlsberg und das Weltwirtschaftsforum rufen Unternehmen auf, Resilienz nicht als Reaktion, sondern als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der ESG-Betrug: Wie Konzerne Moral simulieren
15.06.2025

Konzerne feiern Nachhaltigkeit, während ihre Bilanzen eine andere Sprache sprechen. Zwischen Greenwashing, Sinnverlust und Bürokratie:...

DWN
Panorama
Panorama Leben auf einem Eismond? - Astrobiologe auf Spurensuche
15.06.2025

Dicke Eiskruste und bis zu minus 200 Grad - klingt nicht gerade angenehm. Warum der Saturnmond Enceladus auf der Suche nach außerirdischem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kritik oder Mobbing? Wie Sie den feinen Unterschied erkennen
15.06.2025

Mobbing beginnt oft harmlos – mit einem Satz, einem Blick, einer E-Mail. Doch wann wird aus Kritik systematische Zermürbung? Dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt
15.06.2025

Was kann Deutschland gut? Diese Frage mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, fast schon trivial. Doch in einer Zeit, in der das Land...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
15.06.2025

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club...

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...