Deutschland

Kosten für Uniper-Rettung laufen aus dem Ruder

Die Kosten für die Rettung des Gas-Importeurs steigen. „Es geht um nicht weniger als einen erheblichen Teil von Deutschlands Gasrechnung, der nun aus Steuermitteln bezahlt wird“, sagt der Konzernchef.
23.11.2022 16:09
Aktualisiert: 23.11.2022 16:09
Lesezeit: 2 min
Kosten für Uniper-Rettung laufen aus dem Ruder
Wirtschaftsminister Habeck: die Rettung des Gas-Importeurs Uniper wird immer teurer. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Die Rettung des taumelnden Gasriesen Uniper wird für den deutschen Staat teurer als zuletzt angenommen. Neben den bereits bekannten Rettungsplänen solle ein genehmigtes Kapital in Höhe von bis zu 25 Milliarden Euro durch die Ausgabe neuer Aktien gegen Bar- und/oder Sacheinlagen geschaffen werden, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Damit solle das durch weitere Verluste in 2022, 2023 und 2024 geschwächte Eigenkapital teilweise wiederhergestellt werden. Mitsamt der bereits angekündigten oder laufenden Maßnahmen könnte die Rettung des größten deutschen Gasimporteurs bis zu 51,5 Milliarden Euro kosten.

Die mit dem Bund vereinbarten Kapitalmaßnahmen würden die Unsicherheit für das Unternehmen und die Kunden beenden, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach. „Es geht um nicht weniger als einen erheblichen Teil von Deutschlands Gasrechnung, der nun aus Steuermitteln bezahlt wird – und nicht, wie ursprünglich geplant, über eine Gasumlage.“ Ohne diese Entlastung wäre eine noch höhere Kostenwelle unweigerlich auf die Kunden, darunter zahlreiche Stadtwerke, zugekommen. „Durch die staatliche Stützung kann Uniper seine Kunden weiterhin zu den vor dem Krieg vertraglich vereinbarten Konditionen mit Gas beliefern.“

Lesen Sie dazu: Von Werk- zu öffentlichen Wärmehallen: Marc Friedrich zur drohenden De-Industrialisierung

Uniper macht seit Monaten hohe Verluste, weil der Konzern teuren Ersatz für ausbleibende Gaslieferungen aus Russland besorgen muss. In den ersten neun Monaten diese Jahres hatten die Düsseldorfer einen Verlust von 40 Milliarden Euro angehäuft.

Das Preisschild für den Staat wird immer teurer. Neben den jetzt genannten bis zu 25 Milliarden Euro kommen Kreditlinien der Staatsbank KFW in Höhe von 18 Milliarden Euro hinzu, die zum Teil schon gezogen wurden. Zudem soll der Staat acht Milliarden Euro für eine Kapitalerhöhung aufbringen und 500 Millionen Euro für den Erwerb der Uniper-Anteile, die beim finnischen Mutterkonzern Fortum liegen. Die Summe von 51,5 Milliarden Euro könnte allerdings niedriger ausfallen, wenn der Energieriese wieder auf die Beine kommt und Kredite zurückbezahlt.

Die Uniper-Aktionäre solle am 19. Dezember auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Pläne abstimmen. Ein ebenfalls für diesen Tag geplantes Aktionärstreffen, auf dem der Vorstand die hohen Verluste erklären wollte, sei abgesagt worden. Das Management werde auch so über die Lage berichten. Uniper gehe davon aus, dass bis zur Hauptversammlung die Genehmigungen der EU-Kommission vorliegen werden.

Uniper und Fortum hatten sich im September auf ein Rettungspaket verständigt. Dies sieht eine Barkapitalerhöhung im Volumen von acht Milliarden Euro zu einem Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre vor, die ausschließlich vom Bund gezeichnet werden soll. Zudem soll der Bund für 1,70 Euro je Aktie die von Fortum gehaltenen Uniper-Anteile erwerben. Dabei soll es auch bleiben. Uniper sollte von der damals geplanten Gasumlage profitieren, die jedoch wenig später zurückgezogen wurde.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Russlands Desinformationskampagnen: Wie Europa gegen Putins Trolle kämpft
06.12.2025

Europe wird zunehmend Ziel digitaler Einflussoperationen, die gesellschaftliche Stabilität, politische Prozesse und wirtschaftliche...

DWN
Immobilien
Immobilien Baufinanzierung Zinsen: Entwicklung des Bauzinses 2025 - und wie es 2026 weitergeht
06.12.2025

Nachdem die Zinsen – darunter der Bauzins – in Deutschland seit 2019 eine gewisse Schieflage erreicht haben, scheint nun Ruhe...

DWN
Finanzen
Finanzen Marktausblick 2026: Internationale Aktien und Small-Cap-Aktien sind am besten positioniert
06.12.2025

KI treibt Teile der Weltwirtschaft nach vorn, während andere Branchen stolpern. Gleichzeitig locken Staaten mit neuen Ausgabenprogrammen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schiene unter Druck: Expertenrunde soll Bahnverkehr stabilisieren
06.12.2025

Wegen anhaltender Probleme im Zugverkehr arbeitet eine neue Taskforce an kurzfristigen Lösungen für mehr Pünktlichkeit und Stabilität...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Automobilindustrie erholt sich: Nachfrage kehrt zurück
06.12.2025

Die europäischen Neuzulassungen ziehen spürbar an und signalisieren eine langsame, aber stabile Erholung der Automobilindustrie. Doch...

DWN
Technologie
Technologie Bidirektionales Laden in Schweden: E-Autos und Solaranlagen bieten neue Energie für Haushalte
06.12.2025

In Schweden entwickelt sich eine neue Form der dezentralen Energieversorgung, bei der Haushalte Strom selbst erzeugen und intelligent...

DWN
Politik
Politik Benelux-Einigung: Wie ein radikaler Zusammenschluss Europa herausfordern würde
06.12.2025

Mitten in einer Phase wachsender geopolitischer Spannungen nehmen belgische Politiker eine Vision wieder auf, die lange undenkbar schien...

DWN
Politik
Politik Trumps US-Sicherheitsstrategie und die Folgen für Europa
05.12.2025

Donald Trumps neue US-Sicherheitsstrategie rückt Europa ins Zentrum – allerdings als Risiko. Das 33-seitige Papier attackiert...