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IEA: Erneuerbare Energien sind schon bald größte Stromerzeugungsquelle

Lesezeit: 2 min
30.01.2023 08:52
Die Internationale Energieagentur hat mit Blick auf die Zukunft von alternativen Energieformen ein äußerst optimistisches Szenario veröffentlicht. Demnach sollen regenerative Energie bis 2025 den Löwenanteil der Stromerzeugung ausmachen.
IEA: Erneuerbare Energien sind schon bald größte Stromerzeugungsquelle
Die Solarenergie-Branche weltweit boomt. Der Krieg in der Ukraine hat den Umstieg auf erneuerbare Energien stark vorangetrieben. (Foto: dpa)
Foto: Marius Becker

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Dem Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, zufolge werden alternative Energieformen bis Anfang 2025 zur größten Quelle der Stromerzeugung weltweit werden. Birol geht davon aus, dass die Welt zwischen den Jahren 2022 und 2027 doppelt so viel Kapazität an alternativen Energien aufbauen wird wie in den fünf Jahren zuvor.

Besonders die Solarenergie-Branche boome, hauptsächlich weil Russlands Krieg in der Ukraine zu einer massiven Energiekrise geführt hat und viele Länder den Umstieg auf erneuerbare Energien deshalb zuletzt stark beschleunigt haben. Der Umfang an Strom aus Sonnenenergie werde voraussichtlich bis zum Jahr 2027 jenen übersteigen, welcher aus der Verfeuerung von Kohle generiert werde, sagte Birol in einem Financial Times-Interview.

Lieferketten-Diversifizierung

Viele Länder trieben nicht nur den Ausbau der alternativen Energieformen voran, um ihre Klimaziele zu erreichen, sondern auch, um Lieferketten für alternative Energiequellen außerhalb von China zu diversifizieren. „Zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt herrscht ein starker Wettbewerb um die Spitzenposition, wenn es um das nächste Kapitel in diesem Sektor geht – ob Solar- oder Windenergie, Batterien oder Elektrofahrzeuge,“ so Birol.

Zunehmender Druck, Öl- und Gasströme aus Russland zu ersetzen und lokale erneuerbaren Energien auszubauen, hat dazu geführt, dass die Branche sich für Subventionen eingesetzt hat. So plant die US-Regierung beispielsweise ein 369-Milliarden-US-Dollar-Klimapaket einzuführen, das attraktive finanzielle Anreize für die Solarproduktion enthält.

In dem jüngsten Jahresbericht für erneuerbare Energien schätzt die IEA, dass die weltweite Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien zwischen 2022 und 2027 um 2.400 Gigawatt steigen werde – das entspricht in etwa der heutigen Stromerzeugungskapazität Chinas. Die Organisation erwartet, dass die USA und Indien die Diversifizierung der Lieferketten in der Solarindustrie anführen und Chinas Dominanz dadurch verringern werden.

„Die Solarinvestitionen der beiden Länder sollten zwischen 2022 und 2027 fast 25 Milliarden US-Dollar erreichen, sieben Mal so viel wie in letzten fünf Jahren.“ China wird jedoch mit einem geschätzten Marktanteil von rund 75 Prozent im Jahr 2027 gegenüber 90 Prozent heute ein „dominanter Akteur“ bleiben, so die IEA in ihrem Bericht.

Herausforderungen für die Windbranche

Der Solarboom sollte in den nächsten zwei Jahren an Fahrt gewinnen, so Xabier Viteri Solaun, Direktor für nachhaltige Energien bei Iberdrola, einem der führenden europäischen Unternehmen für erneuerbare Energien. „Solarprojekte können schneller entwickelt und gebaut werden als andere erneuerbare Energien. Wir sehen das neue und bestehende Windparks zunehmend durch Solarkapazitäten ergänzt werden.“

Birol wies jedoch darauf hin, dass trotz des ermutigenden Gesamttrends die europäische Windindustrie vor einer „großen Herausforderung“ stehe. Ursächlich dafür sei die starke Konkurrenz chinesischer und US-amerikanischer Unternehmen sowie Kosten für Rohstoffe und Lieferketten. Er warnte auch vor dem Ersatz fossiler Brennstoffe aus Russland durch neue Öl- und Gasprojekte aus anderen Ländern. Das Angebot sollte stattdessen aus bestehenden Quellen kommen und Schritte unternommen werden, um die Nachfrage zu senken.

Dem IEA-Direktor zufolge befindet sich die Welt in der ersten wirklich globalen Energiekrise. Auf der Singapore International Energy Week vor ein paar Wochen bezog sich Birol dabei insbesondere auf die Märkte für Erdgas und Flüssiggas (LNG): hier würden sich die Preisausschläge und Lieferengpässe im kommenden Jahr noch verschärfen, weil einer hohen Nachfrage ein schwaches Angebot gegenüberstehe.


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