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Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen geht deutlich zurück

Lesezeit: 2 min
18.01.2023 09:16  Aktualisiert: 18.01.2023 09:16
In Zeiten steigender Zins- und Materialkosten geht die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohnungen zurück. Zudem hagelte es zuletzt immer mehr Stornierungen.
Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen geht deutlich zurück
Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen ist deutlich zurückgegangen. (Foto: dpa)

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In Zeiten steigender Zins- und Materialkosten werden deutlich weniger Baugenehmigungen für neue Wohnungen erteilt. Trotz des herrschenden Wohnungsmangels in Deutschland sank die entsprechende Zahl im November um 16,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 24.304, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Von Januar bis November gaben die zuständigen Ämter damit grünes Licht für insgesamt 321.757 Wohnungen. Dies waren 5,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Bauten enthalten.

Die Baubranche sitzt zwar noch auf dicken Auftragspolstern. Allerdings hagelte es zuletzt immer mehr Stornierungen. Die Bauindustrie blickt daher pessimistisch auf 2023 und erwartet einen realen Umsatzrückgang für das laufende Jahr von etwa sechs Prozent. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) geht zugleich davon aus, dass die Ziele der Bundesregierung für den Wohnungsbau in diesem Jahr bei weitem nicht erreicht werden. Realistisch sei es, dass rund 250.000 Wohnungen fertiggestellt würden, sagte HDB-Präsident Peter Hübner jüngst. Damit sei man weit entfernt von den 400.000 Wohnungen, die Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) einst in Aussicht gestellt habe.

"Zu den Hauptgründen zählen die erheblich verteuerten Wohnungsbaukredite, stark gestiegene Baukosten sowie die Rückführung der Neubauförderung des Bundes", sagte Ludwig Dorffmeister, Branchenexperte beim Münchner Forschungsinstitut Ifo. Die Auftragsbestände in Deutschland fielen bereits den fünften Monat in Folge. Notwendige Neuaufträge blieben aus. "Für private Bauherren und Wohnungsunternehmen haben sich die Rahmenbedingungen drastisch verschlechtert." Dennoch dürften die negativen Folgen dieser Entwicklung wegen der langen Realisierungszeiten vorerst nur bedingt auf die Bauaktivitäten durchschlagen.

In Europa ergibt sich laut Ifo-Institut ein ähnliches Bild. Hier habe sich der Ausblick für den Wohnungsbau nach zwei sehr guten Jahren deutlich eingetrübt. Im Zeitraum 2023 bis 2024 werde die Bautätigkeit um insgesamt fast drei Prozent abnehmen und erst 2025 wieder leicht zulegen. "In den meisten europäischen Ländern dürfte allerdings der zurückliegende Energiepreisschock dazu führen, dass mehr in die Wohnungsbestände investiert wird", so Dorffmeister.

Die stärksten Impulse in der Branche dürften vom Tiefbau ausgehen. Hier wirkten sich Investitionen in die Energieversorgung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur positiv aus. Die erwarteten Wachstumsraten für das Teilsegment bezifferte das Ifo-Institut auf 2,9 Prozent 2023, in den beiden Jahren danach dann noch 1,8 beziehungsweise 2,2 Prozent. Die größten Zuwächse würden für Italien, Norwegen, die Slowakei und Polen erwartet. Nur in Finnland werde der Markt schrumpfen. (Reuters)


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