Deutschland

Container-Umschlag im Hamburger Hafen bricht ein

Die Umsätze in Deutschlands wichtigstem Hafen brechen stark ein, Reedereien melden schlechte Aussichten.
02.03.2023 10:00
Lesezeit: 2 min

Der Hamburger Hafen hat im Januar vor allem aufgrund der Sanktionen gegen Russland deutlich weniger Container umgeschlagen als im Vorjahresmonat. „Im Januar 2022 herrschte noch kein Krieg in der Ukraine“, sagte ein Sprecher von Hafen Hamburg Marketing am Mittwoch. Erst danach seien die Umschlagzahlen mit Russland, welches bis dahin der viertstärkste Handelspartner im Containerverkehr des Hamburger Hafens gewesen sei, drastisch gefallen. Hierdurch seien auch die von größeren auf kleinere Schiffe umverteilten Mengen zurückgegangen. „Diese Effekte finden im Jahresvergleich starken Ausdruck - insbesondere auch, da der Januar 2022 ein vergleichsweise starker Januar war.“

Rückgänge wegen Sanktionen

Genaue Zahlen nannte der Sprecher nicht. Einen Bericht des Hamburger Abendblatts, wonach der Containerumschlag im Hamburger Hafen im Januar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 26,6 Prozent eingebrochen sei, wollte er nicht kommentieren. Der Hafen veröffentliche keine monatlichen Umschlagergebnisse. Dass der Januar beziehungsweise das erste Quartal eines Jahres hierbei eher verhalten beginne, sei seit Jahren eine Tatsache: „Auch in diesem Jahr war der Umschlag verhalten und rückläufig.“

Die Zeitung bezog sich auf ein vertrauliches Papier von Hafen Hamburg Marketing, das an die wichtigsten Manager des Hafens gegangen sei. Demnach sei der Containerumschlag von 812 574 auf 596 591 Standardcontainer (TEU) gefallen. Dass der Gesamtumschlag im Hafen um nur 14 Prozent zurückgegangen sei, liege daran, dass es bei Massengut wie Getreide, Erzen und Mineralölprodukten einen sprunghaften Anstieg gegeben habe.

Die CDU-Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft warf der rot-grünen Regierungskoalition vor, an den schlechten Zahlen schuld zu sein. „Die Hafenpolitik von SPD und Grünen ist gescheitert“, sagte Fraktionschef Dennis Thering. Der Hafen brauche bessere Wettbewerbsbedingungen, geringere Kosten und Planungssicherheit. „Der Hafen bedeutet für unsere Stadt Arbeitsplätze und Wohlstand und für unser Land Versorgung mit lebenswichtigen Gütern und Energie“, so der CDU-Wirtschaftsexperte Götz Wiese. Angesichts des Dilettantismus des Senats in der Hafenpolitik lachten sich Rotterdam und Antwerpen ins Fäustchen.

Hapag-Lloyds Gewinn schrumpft

Nach den Rekordgewinnen der vergangenen Jahre erwartet Deutschlands größte Containerreederei Hapag-Lloyd einen rasanten Rückgang. Für das laufende Jahr stellte die Hamburger Traditionsreederei einen Betriebsgewinn (Ebit) in einer Spanne zwischen zwei und vier Milliarden Euro in Aussicht, nach 17,5 Milliarden Euro 2022. Angesichts des andauernden Krieges in der Ukraine und weiterer geopolitischer Konflikte sowie der Auswirkungen der Inflation sei die Prognose jedoch mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. „Wir sind ordentlich in das laufende Geschäftsjahr gestartet, aber die Konjunktur hat sich abgekühlt und ein deutlicher Ergebnisrückgang bleibt unausweichlich“, erklärte Konzernchef Rolf Habben Jansen am Donnerstag. Deshalb werde Hapag-Lloyd flexibel am Markt agieren und die Kosten im Blick behalten. Der Schifffahrtskonzern arbeitet außerdem an einer neuen Strategie bis zum Jahr 2030.

Im vergangenen Jahr hatte Hapag-Lloyd den Gewinn dank stark gestiegener Frachtpreise fast verdoppelt. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 63 (2021: 35) Euro je Anteilsschein erhalten. Allein der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne, einer der reichsten Deutschen, kassiert damit 3,3 Milliarden Euro. Die gleiche Summe geht an den südamerikanischen Großaktionär CSAV.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN-Wochenrückblick

Weniger E-Mails, mehr Substanz: Der DWN-Wochenrückblick liefert 1x/Woche die wichtigsten Themen kompakt und Podcast. Für alle, deren Postfach überläuft.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

DWN
Panorama
Panorama Tresor-Coup in Gelsenkirchen: 3.200 Schließfächer aufgebrochen, Beute von 30 Millionen Euro
30.12.2025

"Wir wollen rein", skandiert eine aufgebrachte Menge vor der Sparkassenfiliale in Gelsenkirchen. Doch die Polizei riegelt ab. Was zum...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neun von zehn Haushaltshilfen werden schwarz beschäftigt
30.12.2025

Fast vier Millionen Haushalte setzen auf Schwarzarbeit – warum viele die Anmeldung umgehen und wie viel Geld dabei wirklich fließt.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Generation Z: Warum Sinnhaftigkeit zur neuen Währung im Job wird
30.12.2025

Führungskraft? Nein danke. Für die Generation Z zählt im Beruf längst nicht mehr die steile Karriere, sondern Sinn, Freiheit und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lebensmittelpreise 2025: Butter billiger, Schokolade teurer
30.12.2025

2025 wurden Verbraucher bei Lebensmitteln kräftig durchgeschüttelt. Butter fiel im Preis deutlich, während Schokolade, Rinderhack und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Alarm: Deutschland hat die höchsten Unternehmenssteuern der G7
30.12.2025

Deutschland gilt als Hochsteuerland – nun belegen es die Zahlen. Eine große Mehrheit der Unternehmen empfindet Steuern und Abgaben als...

DWN
Politik
Politik Angriff auf Putin? USA kritisieren Ukraine, versenken zugleich weiter Schiffe vor Venezuela
30.12.2025

Ein angeblicher Drohnenangriff auf eine Residenz von Wladimir Putin bringt neue Unruhe in die festgefahrenen Gespräche über den...

DWN
Panorama
Panorama Rätsel um Verschwinden des Fluges MH370: Eine neue Suche nach Antworten beginnt
30.12.2025

Was passierte mit Flug MH370? Das Verschwinden der Boeing 777 zählt zu den Mysterien der Luftfahrtgeschichte. Ab dieser Woche soll noch...

DWN
Politik
Politik Kontaktgebühr gegen Ärzte-Hopping? Kassenärzte-Chef für Gebühr bei Praxisbesuch
30.12.2025

Wie sind steigende Milliardenkosten für die medizinische Versorgung zu begrenzen? Vorschläge von Ärzten und Kliniken zielen auf die...