Unternehmen

Lieferengpässe in Industrie sinken sechsten Monat in Folge

Lesezeit: 1 min
30.03.2023 11:10  Aktualisiert: 30.03.2023 11:10
Der Anteil der deutschen Industrieunternehmen, die über Lieferengpässe berichten, ist massiv zurückgegangen. Ökonomen warnen dennoch vor zu viel Optimismus.
Lieferengpässe in Industrie sinken sechsten Monat in Folge
Die deutsche Industrie klagt deutlich weniger über Lieferengpässe. (Foto: dpa)
Foto: Sina Schuldt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die seit Beginn der Corona-Pandemie hartnäckigen Materialengpässe in der deutschen Industrie lösen sich zunehmend auf. Im März berichteten noch 41,6 Prozent der befragten Firmen von Problemen, nach 45,4 Prozent im Februar, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Das ist bereits der sechste Rückgang in Folge und der niedrigste Wert seit rund zwei Jahren.

Zum Vergleich: Im März 2022 lag der Anteil noch bei mehr als 80 Prozent. "Dieser Rückgang wird sich positiv auf die Industrieproduktion in den kommenden Monaten auswirken", sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Aber wir sind immer noch weit entfernt von einer optimalen Versorgung."

Ein grundlegender Abbau der Beschaffungshemmnisse in einigen Schlüsselbranchen der deutschen Industrie habe bisher nicht stattgefunden, warnen die Forscher vor zu viel Optimismus. So berichteten mehr als 60 Prozent der Firmen im Maschinenbau, in der Elektroindustrie und in der Automobilbranche von Engpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten. "Hier hat sicherlich auch ein Gewöhnungseffekt eingesetzt", sagte Wohlrabe. "Die Unternehmen haben gelernt, mit der andauernden Knappheit umzugehen."

"NACH UND NACH ABGEARBEITET"

In der Lederwarenindustrie berichtete dagegen erstmals seit Januar 2020 keinerlei Unternehmen mehr von Materialknappheiten. Im Papiergewerbe sieht es ähnlich aus: Hier waren nur noch 2,4 Prozent von Engpässen betroffen.

Die Probleme haben zu einem Auftragsstau in der deutschen Industrie geführt, weil viele Bestellungen wegen fehlender Rohstoffe und Vorprodukte nicht abgearbeitet werden konnten. Wie dick die Auftragsbücher immer noch sind, zeigt ein Vergleich mit der Vor-Corona-Zeit: Der Bestand lag zu Jahresbeginn um 28,7 Prozent höher als im Januar 2020, wenige Wochen vor Ausbruch der Pandemie, wie das Statistische Bundesamt herausfand.

"Die Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten, die die vergangenen beiden Jahre prägten, haben sich spürbar entspannt", erklärt das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in seinem neuen Ausblick. "Die hohen Auftragsbestände werden nun nach und nach abgearbeitet." Das dürfte die Produktion stützen. (Reuters)

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Gewinngrößen verstehen: Auf welches Ergebnis kommt es in der Analyse wirklich an?
20.04.2024

Für Investoren ist es wichtig, die verschiedenen Kennzahlen rund um das Ergebnis eines Unternehmens zu verstehen. Jede dieser Kennzahlen...

DWN
Politik
Politik ​​​​​​​„Russland kann weder bezwungen noch eingeschüchtert werden.“
20.04.2024

Sergej J. Netschajew, Botschfter der Russischen Föderation in Deutschland, äußert sich im Gespräch mit den Deutschen...

DWN
Politik
Politik EU-Austritt für Deutschland? Der Wissenschaftliche Dienst gibt Aufschluss!
20.04.2024

Seit dem Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) gibt es auch in Deutschland Diskussionen um einen möglichen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...