Finanzen

US-Schuldengrenze: Ex-Partner von George Soros wettet gegen den Dollar

Lesezeit: 5 min
07.05.2023 10:00
Stan Druckenmiller, Milliardär und Ex-Manager des legendären Quantum-Hedgefonds von George Soros, wettet gegen den Dollar. Die Gründe sind vielfältig und gehen weit über die Schuldenkrise in den USA hinaus. Die Worte des Investors haben Gewicht, denn kaum jemand hat einen besseren Track Record.
US-Schuldengrenze: Ex-Partner von George Soros wettet gegen den Dollar
Die US-Regierung droht in wenigen Wochen die Schuldengrenze zu überschreiten. Der Dollar ist dadurch unter Druck geraten. (Foto: iStock/Diy13)
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Der Milliardär und Investor Stanley Druckenmiller wettet gegen den US-Dollar. Die Hedgefonds-Legende ist der Meinung, dass aktuell das unsicherste Umfeld für die Finanzmärkte und die Weltwirtschaft in seiner 45-jährigen Karriere ist. In diesem Kontext hat er keine hohe Meinung von der amerikanischen Währungs- und Fiskalpolitik.

Die Wette gegen den Dollar ist im Moment der einzige Trade, von dem der Milliardär vollends überzeugt ist. „Ein Bereich, in dem ich mich wohl fühle, ist meine Short-Position auf den US-Dollar“, sagte Druckenmiller laut Financial Times auf einer Veranstaltung des norwegischen Staatsfonds in Oslo. „Währungstrends dauern in der Regel zwei oder drei Jahre. Wir haben einen langen Aufwärtstrend hinter uns.“

Die zwischenzeitliche Dollar-Hausse hatte der Milliardär komplett verpasst. Der Grund war, dass er sich „nicht dazu durchringen konnte Joe Biden und Jerome Powell (Präsident der US-Zentralbank Federal Reserve, Anm. d. Red.) zu kaufen.“ Das sei wahrscheinlich der größte Fehler seiner Laufbahn gewesen.

Der Aufwärtstrend ist jedenfalls nun seiner Ansicht nach vorbei. Nach der durch aggressive Zinserhöhungen der US-Zentralbank Federal Reserve (Fed) ausgelösten 2022er-Rally hat der Greenback seit den Höchstständen bereits 10 Prozent gegenüber einem Korb führender Währungen abgewertet. Druckenmiller glaubt, dass der relative Wertverlust gerade erst begonnen hat. Der Milliardär vermutet, dass die Notenbanker auf einen wirtschaftlichen Abschwung mit einer neuen Welle von Zinssenkungen reagieren würden – ein Schritt, der üblicherweise eine Währung nach unten zieht, weil Anlagen in diesem Währungsraum unattraktiver werden.

Angst vor Bankenkrise und harter Wirtschaftslandung belastet den Dollar

Druckenmiller sagte auf der Veranstaltung, dass er an eine „harte Landung“ der US-Wirtschaft glaubt und fügte hinzu, dass große Anlageklassen wie Aktien in den nächsten zehn Jahren wahrscheinlich wenig bis gar keine positive Entwicklung aufweisen würden, wobei starke Schwankungen zu erwarten seien. Der Milliardär rechnet fest mit einer Rezession in den USA und hält sich deshalb mit seinen Investments besonders von kleinen und mittelständischen Unternehmen der Old Economy“ fern, die sich seiner Meinung nach besonders schwer tun werden.

Auf den Dollar würde ein solches Szenario Druck nach unten ausüben. In der Finanzszene glaubt nicht nur Druckenmiller an schwierige Zeiten für die US-Währung. „Der Schock für die US-Banken verstärkt die Vorstellung, dass die USA vor anderen großen Volkswirtschaften in eine Rezession geraten könnten, was sich negativ auf den Dollar auswirkt“, so Ebrahim Rahbari, Chef-Währungsstratege der Citigroup, gegenüber der Financial Times.

Laut Daten der "Commodity Futures Trading Commission" (CFTC) haben spekulative Händler ihre Short-Positionen im Dollar seit Mitte März auf 12 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt, was darauf hindeutet, dass viele Hedgefonds auf einen weiteren Rückgang des Greenback setzen. Die Wetten der Fonds auf eine weitere Dollarschwäche könnten jedoch durchkreuzt werden, wenn die Anleger im Falle einer globalen Krise so wie Anfang bis Mitte 2022 in den sicheren Hafen der Dollar-Liquidität strömen.

Indes bekräftigt Druckenmiller mit seinen Aussagen die zunehmenden Befürchtungen von Anlegern, dass die US-Wirtschaft auf eine Rezession zusteuert und die Fed ihre Zinserhöhungen auch wegen des Risikos einer sich verschlimmernden Bankenkrise bald einstellen wird. Unter Umstände könnte die Fed gezwungen sein, bis zum Jahresende mit Zinssenkungen zu beginnen, und damit den Dollar auf Talfahrt zu schicken.

Milliardär hat kein Vertrauen in die Fed

Die Investment-Legende setzt kein großes Vertrauen in die Federal Reserve und ihre Entschlossenheit, was die Zinswende angeht. „Die US-Zentralbank hat im letzten Jahr einigen Mut bewiesen, aber historisch gesehen würde ich nicht sagen, dass Jerome Powell ein Beispiel für Mut ist“, sagte der 69-jährige Milliardär im Gespräch mit dem norwegischen Staatsfonds-Chef Nicolai Tangen.

Während die Anhebung der Zinssätze um 5 Prozent ein Schritt in die richtige Richtung gewesen sei, war es zugleich nur „der Versuch, den größten Fehler in der Geschichte der Fed zu korrigieren“. Der Investor war seinerzeit ein großer Kritiker der jahrelangen Nullzinspolitik und quantitativen Lockerung.

Druckenmiller betonte auch, er sei etwas „entnervt“ gewesen von der Reaktion der Fed auf den Zusammenbruch der SVB im März, insbesondere aufgrund der Geschwindigkeit, mit der die US-Notenbank mit einer Ausweitung ihrer Bilanz reagierte und damit einen großen Teil der Bilanzreduzierung der letzten Monate wieder rückgängig machte. Die Fed-Unterstützung für das angeschlagene Bankensystem, einschließlich einer neuen Kreditfazilität, hat die quantitative Straffung der vorherigen Monate quasi ad absurdum geführt.

Darüber hinaus missfällt dem Milliardär auch, dass der Dollar im letzten Jahr „waffenfähig“ gemacht wurde - eine Anspielung auf das Einfrieren der russischen Dollarreserven nach Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022. „Und da gibt es nun [den brasilianischen Präsidenten, Anm. d. Red.] Lula, der herumläuft und sich fragt, warum wir den Handel in US-Dollar abwickeln müssen, und er hat Recht damit“, meint der Investor.

Lesen sie dazu: China wickelt Außenhandel erstmals mehrheitlich in Yuan ab

Druckenmiller warnt vor eskalierender Schuldenkrise

Die negativen Kommentare von Stan Druckenmiller zum Dollar kommen zu einem Zeitpunkt, wo die US-Regierung drauf und dran ist, die Schuldenobergrenze von derzeit 31,4 Billionen Dollar zu überschreiten. Die Defizite werden immer größer. Alleine in den letzten 6 Monaten ist der Schuldenberg um 1.100 Milliarden Dollar gestiegen, eine um 433 Milliarden höhere Zunahme mehr als im Vorjahreszeitraum.

Finanzministerin Yellen warnte, dass ohne eine Einigung auf ein neues Schuldenlimit dem US-Schatzamt schon im Juni das Geld ausgehen könnte. Goldman Sachs sieht ebenfalls in der ersten Junihälfte das Überschreiten der Schuldengrenze kommen und verweist hier auf die schwachen Steuereinnahmen vom April. Auch Fed-Chef Powell meldete sich mit mahnenden Worten. Sollte das Schuldenlimit nicht angehoben werden, könne die Federal Reserve die USA nicht vor den Folgen einer Zahlungsunfähigkeit schützen.

Die Märkte quittieren das Risiko mit einem Kostenanstieg für die Versicherung gegen einen Zahlungsausfall der USA. Die CDS-Prämien der Kreditausfallversicherungen für US-Staatsanleihen sind auf den höchsten Stand seit 2012 gestiegen.

Es ist indes fraglich, wie sinnvoll eine Schuldengrenze ist, die letztendlich sowieso immer wieder nach oben geschoben oder einfach ausgesetzt wird. Druckenmiller meint, dass die US-Regierung nicht in unmittelbare Zahlungsschwierigkeiten geraten wird, aber dass „ehrlich gesagt die ganze Konzentration auf die Schuldenobergrenze statt auf das künftige Problem der Steuereinnahmen“ damit zu vergleichen sei, „als würde man am Strand von Santa Monica sitzen und sich Gedanken darüber machen, ob eine 30-Fuß-Welle den Pier beschädigen wird, wenn man weiß, dass nur 10 Meilen entfernt ein 200-Fuß-Tsunami droht“.

Druckenmiller, so berichtet Bloomberg, sagte erst vor wenigen Tagen, dass die ganze Schuldenkrise schlimmer sei, als er es sich vor zehn Jahren ausgemalt hatte. Das Überschreiten der Schuldengrenze selbst sei nur ein Symptom, viel schlimmer seien vielmehr die vielen Jahre an verschwenderischem Ausgabe-Verhalten der Regierung. „Die fiskalische Verantwortungslosigkeit der letzten Dekade zu beobachten ist in etwa so wie sich einen Horrorfilm anzuschauen.“

Eine außerordentlich erfolgreiche Investment-Karriere

Als Chefstratege des Quantum-Fund war Druckenmiller mehr als zehn Jahre lang die rechte Hand von George Soros. In dieser Zeit hatte er einer der größten Gewinnsträhnen in der Hedgefonds-Branche. Bekannt ist das Duo vor allem für ihre erfolgreiche Wette auf den Kollaps des britischen Pfund im Jahr 1992 – die Gewinne sollen bei mehr als einer Milliarde Dollar gelegen haben. Sie hatten korrekt kalkuliert, dass die Bank of England nicht über genügend Währungsreserven verfügte und die Zinsen nicht weit genug anheben konnte, um den festen Kurs des Pfund im Rahmen des Europäischen Währungssystems (EWS) zu halten.

Nachdem er Quantum in den frühen 2000ern verlassen hatte, konzentrierte sich Druckenmiller vollständig auf seinen eigenen Hedgefonds „Duquesne Capital Management“. Dort setzte er genauso auf eine sogenannte „Total Return“ Strategie, die sich durch gleichzeitige - teils stark gehebelte - Wetten auf eine Gruppe steigender und eine Gruppe fallender Assets (überwiegend Aktien und Währungen) auszeichnet.

2010 schloss der Milliardär Duquesne für Investoren und wandelte den Fonds in ein Family Office um, um sich sich in Zukunft nur noch um sein eigenes Vermögen kümmern zu müssen. Seit der Gründung 1981 hatte Duquesne im Schnitt 30 Prozent jährliche Rendite gemacht und kein einziges Verlustjahr ausgewiesen. Über seine gesamte aktive Laufbahn war Druckenmiller der erfolgreichste Hedgefonds-Manager aller Zeiten.

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Jakob Schmidt ist studierter Volkswirt und schreibt vor allem über Wirtschaft, Finanzen, Geldanlage und Edelmetalle.


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