Politik

Nahost-Krieg: Kämpfe greifen auf Libanon und Syrien über

Artilleriegefechte, Anschläge und Bombardements häufen sich: der Konflikt Israels mit der Hamas droht unter anderen Vorzeichen auf den Libanon und Syrien überzugreifen.
13.11.2023 14:21
Aktualisiert: 13.11.2023 14:21
Lesezeit: 3 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die USA haben vier Angriffe auf ihre und verbündete Truppen in Syrien innerhalb von 24 Stunden vermeldet. Die Attacken mit Raketen und Drohnen hätten keine Menschen verletzt und nur geringen Sachschaden verursacht, erklärte das US-Militär am Montag. Eine Drohne sei abgeschossen worden, eine andere habe vier Zelte beschädigt.

Die Angriffe folgten auf zwei der USA am Samstag, die sich gegen vom Iran unterstützte Gruppen gerichtet hätten. Es war der dritte Luftangriff der USA in den vergangenen drei Wochen.

Seit Beginn des Oktobers und des Hamas-Überfalls auf Israel sind US-Truppen und Verbündete in Syrien und dem Irak mindestens 40-mal beschossen worden. Die USA vermuten dahinter den Iran. Militante Gruppe nannten als Grund die US-Unterstützung für Israel. Laut dem US-Verteidigungsministerium wurden 56 Angehörige des Militärs leicht verletzt, alle seien wieder im Dienst.

Kampfzone Syrien

Das US-Militär hatte zuvor erneut Ziele im Osten Syriens angegriffen, die von den iranischen Revolutionsgarden und anderen von Teheran unterstützten Gruppen genutzt worden sein sollen. Die Attacken auf ein Ausbildungszentrum und einen Unterschlupf seien als Reaktion auf „anhaltende Angriffe“ auf US-Personal im Irak und in Syrien erfolgt, teilte das Pentagon am Sonntag mit.

Nach Angaben der in London ansässigen sogenannten Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden bei den US-Angriffen Waffendepots und Raketenabschussrampen zerstört.

Die USA hatten seit Ende Oktober bereits zweimal ähnliche Ziele im Osten Syriens angegriffen. Nach Angaben des Pentagons vom Donnerstag verübten proiranische Milizen seit Mitte des vergangenen Monats rund 50 Angriffe auf Militärstützpunkte mit US-Soldaten im Irak und in Syrien.

Die Revolutionsgarden sind die Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte und weitaus wichtiger als die klassische Armee des Landes. Neben den USA will auch Israel verhindern, dass der Iran im benachbarten Stellvertreterkriegsland Syrien seinen militärischen Einfluss mit Hilfe von Milizen ausbaut. Der Iran und Russland gelten als wichtigste Verbündete der syrischen Regierung.

Wegen des Gaza-Kriegs, der mit dem Überfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober begann, ist die Sicherheitslage in der gesamten Region angespannt. Zur Abschreckung haben die USA unter anderem weitere Waffensysteme sowie Kriegsschiffe und Luftwaffengeschwader ins östliche Mittelmeer verlegt und mehrere hundert Soldaten in die Region entsandt.

Beschuss häuft sich

Proiranische Milizen hatten erst vergangene Woche nach einem Luftangriff des US-Militärs amerikanische Ziele in Syrien und im Irak attackiert. Die Vize-Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, Sabrina Singh, sagte am Donnerstag, seit dem US-Luftschlag auf ein Waffenlager im Osten Syriens am Tag zuvor habe es vier weitere Attacken auf US-Kräfte in der Region gegeben: einen im Irak und drei in Syrien.

Die Zahl solcher Angriffe auf Militärstützpunkte mit US-Soldaten in den beiden Ländern seit Mitte Oktober liege nun bei 46. 24 Attacken habe es im Irak gegeben, 22 in Syrien.

Insgesamt seien 56 Personen leicht verletzt worden. Alle seien inzwischen wieder im Dienst. „Keiner unserer Soldaten ist ernsthaft verletzt worden“, sagte Singh. „Und unsere Infrastruktur an den Stützpunkten, die angegriffen wurden, hat keine nennenswerten Schäden erlitten. Diese Angriffe waren in der Mehrzahl erfolglos.“

Das US-Militär hatte am vergangenen Mittwoch im Osten Syriens als Reaktion auf die jüngsten Angriffe einen weiteren Luftangriff ausgeführt. Ziel war demnach ein Waffenlager, das von Irans Revolutionsgarden sowie deren Verbündeten genutzt worden sei.

Bereits Ende Oktober hatten die USA im Osten Syriens Luftangriffe gegen zwei ähnliche Ziele geflogen. Dies verschärft Sorgen, dass sich der Gaza-Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas zu einem größeren Konflikt ausweiten könnte.

Die USA haben 900 Soldaten in Syrien und 2500 weitere im Irak stationiert.

Israel bombardiert südlichen Libanon

Israels Militär hat nach Angriffen aus dem Libanon erneut Ziele in dem nördlichen Nachbarland beschossen. „Terroristen haben eine Panzerabwehrrakete aus dem Libanon auf das Gebiet von Netua im Norden Israels abgefeuert“, teilte das Militär am Montag mit. Zudem seien mehrere Mörsergranaten nach Israel geschossen worden, die in offenem Gelände eingeschlagen seien.

Es gebe keine Berichte über Verletzte. Die Internetseite Haaretz berichtete auf Hebräisch dagegen von mehreren Verletzten.

Die Armee habe als Reaktion darauf unter anderem die Ausgangspunkte des Beschusses angegriffen, teilte das Militär mit. Zudem habe das Militär eine „bewaffnete Terrorzelle“ im Süden des Libanons beschossen und getroffen.

Libanesische Sicherheitskreise bestätigten massive Luftangriffe der israelischen Armee im Süden des Libanons in der Nacht auf Montag nach einem Beschuss des Nachbarlands.

Die Israelische Energiegesellschaft teilte zudem auf der Plattform X, vormals Twitter, mit, ein 56-jähriger Mitarbeiter sei am Sonntag bei Beschuss durch die Hisbollah getötet worden. Zunächst hatte es nur Berichte über Verletzte gegeben.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober kommt es an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon immer wieder zu Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Hisbollah-Miliz. Auf beiden Seiten gab es bereits Todesopfer.

Es ist die schwerste Eskalation seit dem zweiten Libanon-Krieg im Jahr 2006. Israel hat die Hisbollah gewarnt, der libanesischen Hauptstadt Beirut drohe ein ähnliches Schicksal wie Gaza, sollten die Angriffe andauern.

Israel bombardiert zudem seit Jahren Stellungen pro-iranischer Milizen in Syrien oder der syrischen Armee selbst.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektromobilität stärken: Bundesregierung plant Verlängerung der Steuerbefreiung für Elektrofahrzeuge
08.10.2025

Die deutsche Automobilindustrie steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Steigende Anforderungen an Klimaschutz, die Transformation hin zur...

DWN
Politik
Politik Von der Leyen wirft Russland hybriden Krieg gegen EU vor
08.10.2025

Plant Russland einen Angriff auf die EU? Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sieht schon jetzt Zeichen für einen Krieg – und...

DWN
Politik
Politik Kranken- und Rentenversicherung wird für Gutverdiener teurer
08.10.2025

Erwerbstätige mit höheren Einkommen müssen sich darauf einstellen, im kommenden Jahr mehr für die Renten- und Krankenversicherung zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Industrieproduktion sinkt erneut deutlich - Einbruch in der Autobranche
08.10.2025

Die deutschen Unternehmen drosseln ihre Produktion stärker als erwartet. Vor allem eine Branche verbucht ein sattes Minus. Hat das...

DWN
Panorama
Panorama Deutschlandticket: Boom vorbei - weniger Fahrgäste im Nahverkehr als vor Corona
08.10.2025

Das Deutschlandticket hat viele in Busse und Bahnen gelockt, doch der Boom ist vorbei. Fahrgastverbände und Verbraucherschützer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Vom Pflichttermin zum Strategiewerkzeug: Jahresgespräche im Wandel
08.10.2025

Was lange als lästige Pflicht galt, entwickelt sich zum strategischen Machtfaktor: Jahresgespräche sollen nicht mehr nur Protokoll...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU kämpft mit Umweltabgaben und Wettbewerbsdruck in der Düngemittelindustrie
08.10.2025

Die europäische Düngemittelindustrie steht unter erheblichem Druck. Hohe Produktionskosten, steigende Emissionsabgaben und der wachsende...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis klettert über 3.450 Euro: Zahl neuer Goldkäufer in Deutschland vervierfacht sich
08.10.2025

Der Goldpreis erreicht ein Rekordhoch nach dem anderen, auch in Euro, trotz ruhiger Märkte. Auch immer mehr Anleger in Deutschland...