Finanzen

Müll vermeiden: Ab 2024 gilt die Pfandpflicht auch für Milchflaschen aus Einwegplastik

Ab 1. Januar 2024 muss auch auf Milch und Milchprodukte in Einweg-Kunststoffflaschen ein Pfand von mindestens 25 Cent erhoben werden. Im Einzelnen betroffen sind neben normaler Milch auch Mischgetränke wie Kakao, Kaffeegetränke, Kefir oder Joghurt. Leere Flaschen können künftig überall dort zurückgegeben werden, wo Getränke in Einwegkunststofflaschen vertrieben werden, etwa im Supermarkt.
28.12.2023 10:52
Lesezeit: 2 min

Zwei Jahre lang gab es eine schwer verständliche Ausnahmeregelung für Milchgetränke wie die ärgerlichen Becher von Müllermilch oder die Starbucks-Dosen. Am 1. Januar 2024 endet das, und auch milchhaltige Einweg-Getränkeflaschen fallen unter die Pfandpflicht für Kunststoff-Behälter. Der Milchanteil muss allerdings bei mindestens 50 Prozent liegen. Für Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) mehr als nur ein symbolisches Stichdatum: „Europa verursacht so viel Verpackungsmüll wie nie zuvor." Es müsse konsequenter recycelt werden.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung zählen auch die Deutschen längst nicht zu den Müll-Vermeidern. Immer noch steigen die Mengen an Verpackungsmüll unentwegt an, auch in Deutschland. Die Umweltministerin wird daher nicht müde zu appellieren: „Für bessere Abfallvermeidung brauchen wir weitreichende Rücknahme- und Pfandsysteme für möglichst alle Verpackungen. Milch und Milchprodukte machen einen großen Anteil im Supermarktregal aus. Wenn die Pfandpflicht für Flaschen aus Einwegpfand nun auch für diese Produkte gilt, schließen wir einen weiteren Kreislauf und stellen wertvolle Ressourcen dem Recycling zur Verfügung."

Hoffnung auf neue EU-Verordnung

Als nächste Aufgabe müssten nun auch Ausnahmen in der EU beendet beenden - mit einer neuen Verpackungsverordnung. „Ich bin zuversichtlich, dass wir damit endlich wirksame Instrumente in die Hand bekommen, um die Flut an Verpackungsmüll einzudämmen und mehr Ressourcen wiederzuverwenden", hofft Ministerin Lemke.

Seit 2022 ist in Deutschland ein Pfand auf fast alle Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff verpflichtend. Außerdem müssen seither sämtliche Getränkedosen mit einem Pfand belegt werden. Die Gesetzesnovelle hatte vor allem die zahlreichen Ausnahmeregelungen für bestimmte Getränke in Plastikflaschen und Dosen beendet. So waren zum Beispiel Fruchtsaftschorlen mit Kohlensäure pfandpflichtig, ein Fruchtsaft ohne Kohlensäure hingegen nicht. Seit der Gesetzesnovelle von 2022 gilt: Ist eine Einweggetränkeflasche aus Kunststoff, dann wird sie mit einem Pfand belegt. Gleiches gilt für Getränkedosen.

Höhere Hygiene-Anforderungen in Kaufhallen

Lediglich für Milch oder Milcherzeugnisse in Kunststoffflaschen war eine Übergangsfrist bis 2024 vorgesehen. Hintergrund dieser längeren Frist war, dass Flaschen befüllt mit Milch oder Milchprodukten bei der Rückgabe eine besondere hygienische Herausforderung darstellen können, so dass die frühere Bundesregierung eine längere Vorbereitungszeit für die betroffenen Hersteller und Verkaufsstellen gewähren wollte. Bisher wurden leere Flaschen von Milch und Milchprodukten im gelben Sack oder in der gelben Tonne gesammelt und von den dualen Systemen verwertet. Ab 2024 erfolgt die Rückgabe im Pfandautomaten – so wie bei anderen Einwegflaschen mit Pfand.

Das Marktvolumen für nicht-pfandpflichtige Getränke im Jahr 2020 lag bei insgesamt 10,6 Milliarden Liter, davon haben 40 Prozent Milch, 4,4 Prozent Milchmischgetränke und 2,8 Prozent sonstige milchbasierte Getränke ausgemacht. Umgerechnet sind das 4,24 Milliarden Liter an Milch, 466 Millionen Liter an Milchmischgetränke und 297 Millionen Liter an sonstigen milchbasierten Getränken. Von den fünf Milliarden Litern an Milchprodukten waren knapp zehn Prozent in Kunststoffflaschen verpackt. Dies macht somit 455 Millionen Liter aus, die durch die neue Pfandpflicht betroffen sind. Milch und Milchgetränke werden häufig in Getränkekartons und anderen Verpackungen angeboten, die auch nach dem 01. Januar 2024 pfandfrei bleiben.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Finanzmärkte zum Jahresende: Wie sich Anleger zwischen Rallye und Korrekturgefahr absichern
24.12.2025

Zum Jahresende verdichten sich an den globalen Finanzmärkten die Signale für Chancen, Risiken und mögliche Wendepunkte. Stehen Anleger...

DWN
Politik
Politik Cyberangriff auf Aeroflot: Wie Hacker Russlands Luftverkehr störten
24.12.2025

Ein Cyberangriff brachte die IT-Systeme von Aeroflot binnen Stunden zum Stillstand und zwang den Flugbetrieb in den Notmodus. Welche...

DWN
Politik
Politik Putins neue Gegnerin und ihr Appell an Europa
24.12.2025

Europa ringt mit seiner Haltung gegenüber Russland und der Frage nach Konsequenz und Abschreckung. Wie sollte der Westen mit einem Kreml...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handwerkspräsident: "Demokratie muss nun liefern"
24.12.2025

Die Stimmung im deutschen Handwerk ist angespannt, die Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbands...

DWN
Politik
Politik DWN-Jahresrückblick 2025: Schulden, Krieg, KI – und Europas Zerreißprobe
24.12.2025

Schulden in Billionenhöhe, neue Kriegsängste, technologische Abhängigkeiten: 2025 hat Gewissheiten zerlegt, die lange als stabil galten....

DWN
Technologie
Technologie The Good City: Die Stadt der Zukunft ist leise, sauber und elektrisch
24.12.2025

Lärm, Abgase, Platzmangel – urbane Probleme kennt jeder. Doch Renault Trucks zeigt: Die Zukunft der Stadt ist elektrisch, leise und...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple XRP: Zwischen ETF-Fantasie und anhaltendem Kursdruck
24.12.2025

Ripple XRP verliert an Boden, während der Kryptomarkt insgesamt vorsichtiger wird. Technische Schwäche, unterschrittene Schlüsselmarken...

DWN
Technologie
Technologie Exponentielles Wachstum durch KI: Chancen und Grenzen für Wirtschaft und Gesellschaft
24.12.2025

Die künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und verändert zunehmend Wirtschaft, Forschung und Gesellschaft. Doch kann dieser...