Unternehmen

Kabel-Anschluss: Vodafone bekommt Ende des Nebenkostenprivilegs zu spüren

Einnahmen für TV-Anschlüsse waren für Vodafone jahrzehntelang eine sichere Bank. Das ändert sich Mitte des Jahres, wenn eine gesetzliche Neuregelung greift. Das trübt die Aussichten der Firma ein. Die DWN erläutern den Hintergrund.
14.05.2024 11:15
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Das baldige Ende des „Nebenkostenprivilegs", bei dem Mieter zur Bezahlung ihres TV-Zugangs über die Nebenkostenabrechnung verpflichtet sind, macht dem Telekommunikationsanbieter Vodafone zu schaffen. Im Jahresauftakt-Quartal sei die Zahl der Fernsehkunden um rund 650.000 auf 11,8 Millionen gesunken, teilte die Deutschlandtochter eines britischen Konzerns am Dienstag in Düsseldorf auf Anfrage mit. Damit beschleunigte sich der Rückgang, im letzten Quartal 2023 war es nur ein Minus von 140.000 gewesen.

Umstellung beim Kabelfernsehen

Grund für den Abwärtstrend ist eine gesetzliche Frist, die im Juli ausläuft: Dann dürfen Fernsehkosten nicht mehr über die Nebenkosten auf den Mieter umgelegt werden. Dieser jahrzehntelang übliche Mechanismus wird TV-Umlagefähigkeit oder auch Nebenkostenprivileg genannt. Statt automatisch über den Vermieter einen TV-Anschluss zu haben, müssen sich die Mieter selbst Alternativen suchen oder sich freiwillig einer Sammelbestellung anschließen.

Von der bisherigen Regelung profitierte Vodafone, schließlich hatte es jahrzehntelang zuverlässige Einnahmen - im vergangenen Jahr hatte die Firma noch Verträge mit Wohnungsbaugesellschaften, die 8,5 Millionen TV-Kunden betrafen. Die 2022 beschlossene Gesetzesänderung ist nun Gegenwind für die Firma, die sich in einer zweijährigen Übergangsfrist vorbereiten konnte auf den Systemwechsel und stark in Werbung investierte - sie will so viele TV-Kunden wie möglich halten und die Einbußen eindämmen. Allerdings rühren auch Konkurrenten wie Magenta TV von der Deutschen Telekom und Online-Dienste wie Zattoo und Waipu die Werbetrommel.

Laut einer Unternehmenspräsentation der britischen Vodafone-Konzernmutter vom vergangenen Jahr machte die Deutschlandtochter mit ihren Verträgen mit Wohnungswirtschaften früher 800 Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

Viele Mieter verzichten erst einmal auf Kabel-TV

Der Deutschlandchef der Firma, Marcel De Groot, betonte, dass man auf die Auswirkungen der Gesetzesänderung gut vorbereitet sei. „Es war klar, dass der Markt sich dadurch zunächst etwas verkleinern würde." Mit der Verkleinerung des Marktes bezog er sich auf den Umstand, dass manche Kunden bisher doppelt zahlten für den Zugang zum Fernsehen: zum einen über die Nebenkosten für Vodafone und zum anderen über separate Online-Dienste oder andere Zugänge. Fällt der Nebenkosten-Anteil für Vodafone weg - häufig sieben bis neun Euro monatlich - bleiben viele Mieter von ihnen bei ihren bisherigen Diensten und verzichten erst einmal auf einen Kabel-TV-Zugang. Dadurch sinkt die Gesamtsumme an Ausgaben fürs Fernsehen.

„Wir sind aktuell voll im Plan", sagte der Vodafone-Manager De Groot mit Blick auf die rückläufigen Zahlen und äußerte sich dann optimistisch: „Viele Verbraucher entscheiden sich auch in Zukunft für unsere TV-Produkte."

Belastung durch hohe Kosten

Vodafone veröffentlichte am Dienstag seine Zahlen für das Ende März abgelaufene Geschäftsjahr 2023/24. In Deutschland stieg der Serviceumsatz um 0,2 Prozent auf rund 11,5 Milliarden Euro, im Vorjahr davor war es noch ein Minus von 1,6 Prozent gewesen. Belastet wurde die Firma durch gestiegene Kosten für Strom und Dienstleister sowie Folgen der Inflation. Außerdem wurde viel Geld in Werbung gesteckt. Das operative Ergebnis (Ebitda AL) sackte in Deutschland erneut um rund 0,3 Milliarden Euro auf 5,0 Milliarden Euro ab. Damit war der Ergebnisschwund in etwa gleich stark wie im Geschäftsjahr 2022/23.

Der Düsseldorfer Telekommunikationsanbieter ist in einer schwierigen Phase. Im Wettbewerb verlor Vodafone in den vergangenen Jahren an Boden. Um wieder in die Spur zu kommen, setzt die Firma auch auf Einsparungen. Die Beschäftigtenzahl soll von derzeit rund 15.000 bis Frühjahr 2026 um 2000 sinken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Politik
Politik Streit um Neutralität: Warum die US-Arbeitsmarktzahlen plötzlich in der Kritik stehen
05.09.2025

Die neuesten US-Arbeitsmarktzahlen sorgen für Diskussionen. Während offizielle Stellen von Stabilität sprechen, zweifeln Kritiker an...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Made in China? Mehrheit der Deutschen lehnt E-Autos aus China ab
05.09.2025

Der europäische Automarkt steht vor einer entscheidenden Frage: Können E-Autos aus China die Skepsis deutscher Käufer überwinden? Eine...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Krieg: Debatte über Sicherheitsgarantien für Ukraine spitzt sich zu
05.09.2025

Die Diskussion über Sicherheitsgarantien für Ukraine sorgt weltweit für Spannung. Präsident Selenskyj drängt auf konkrete Maßnahmen,...

DWN
Finanzen
Finanzen Lohnunterschiede in Deutschland: Ostdeutsche verdienen deutlich weniger als der Westdeutsche
05.09.2025

Gleiche Lebensverhältnisse für Ost und West – von diesem Ziel ist Deutschland auch 35 Jahre nach der Wiedervereinigung noch weit...

DWN
Politik
Politik Umsatzsteuersenkung: Steuerentlastung für Gastronomen auf den Weg gebracht
05.09.2025

Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD Steuerentlastungen für Gastwirte und Pendler angekündigt. Sie werden nun umgesetzt.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Russland bleibt widerstandsfähig: Warum die russische Wirtschaft trotz Krieg nicht zusammenbricht
04.09.2025

Trotz Sanktionen, Kriegsausgaben und Bankenproblemen bleibt die russische Wirtschaft widerstandsfähig. Warum ein Zusammenbruch ausbleibt...

DWN
Finanzen
Finanzen Experten raten: Verkauf der Novo Nordisk-Aktie kann sinnvoll sein
04.09.2025

Die Novo Nordisk-Aktie gilt als Favorit vieler Anleger. Doch Experten zeigen, warum selbst ein Verkauf mit Verlust zum steuerlichen Vorteil...

DWN
Politik
Politik Vertrauen in den Staat auf Tiefstwert: Mehrheit der Bürger hält den Staat für überfordert
04.09.2025

Wie blicken die Bundesbürger auf den Staatsapparat? Neuste Zahlen geben Aufschluss: Drei von vier Bundesbürgern halten den Staat für...