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Chinas Elektroriese BYD: Das Geheimnis des Erfolgs von Wang Chuanfu

Lesezeit: 5 min
22.06.2024 12:02  Aktualisiert: 23.06.2024 10:07
BYD hat Tesla als größten Hersteller von Elektroautos abgelöst, und hinter diesem Erfolg steht Wang Chuanfu. Während Elon Musk weltweit bekannt ist, bleibt Wang Chuanfu oft im Schatten. Doch dieser visionäre Unternehmer hat es geschafft, BYD an die Spitze zu führen und gleichzeitig die Elektromobilitätslandschaft zu verändern. In diesem Artikel beleuchten wir die faszinierende Geschichte von Wang Chuanfu und wie er BYD von einem Batteriehersteller zu einem globalen Elektroautogiganten aufgebaut hat.

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Lange galt Tesla als größter Hersteller von Elektroautos weltweit, doch seit kurzem hat der chinesische Rivale BYD diesen überholt. Jeder kennt Elon Musk der hinter Tesla steckt, doch wer kennt Wang Chuanfu, der es geschafft hat, in kurzer Zeit mit BYD zum härtesten Konkurrenten von Musk zu werden und dabei ist, sich in Europa zu etablieren?

Aus China sind uns in Europa nur wenige große Unternehmernamen bekannt. Einer von ihnen ist Jack Ma, Gründer von Alibaba. Doch in Zukunft sollten wir uns mit weiteren Namen aus dem Reich der Mitte vertraut machen, wie zum Beispiel Wang Chuanfu. Er ist der Gründer von BYD, einer der führenden chinesischen Automobilhersteller und Batterieproduzenten. Erst im Mai dieses Jahres stiegen die Auslieferungszahlen der sogenannten „New-Energy-Vehicle“ des chinesischen Anbieters um 38,1 Prozent. Bei den Plug-in-Fahrzeugen verzeichneten sie sogar ein Plus von 54,1 Prozent. Die globale Präsenz von BYD ist nicht mehr zu übersehen. Schon lange bevor BYD mit der Automobilproduktion begann, trieben seine Batterien Millionen von Mobiltelefonen an. Heute sind die Elektroautos der Marke in jeder chinesischen Stadt präsent und auch in einigen europäischen und lateinamerikanischen Städten zu finden.

Hinter den drei Buchstaben steckt ein Mann, der vom Chemiker zum Unternehmer wurde. BYD, so der Name seines Unternehmen, bedeutet nicht weniger als „Bild your dreams“. Man kann es auch als eine Art Mantra betrachten, welches für den Unternehmer in Erfüllung gegangen ist. Doch mit dem Erfolg kommen auch die Vorbehalte aus dem Westen. Chinesische Elektrofahrzeuge werden mittlerweile al ernst zu nehmende Bedrohung für den westlichen Automobilmarkt gesehen.

Wang Chuanfu kam als Sohn einer Bauernfamilie auf die Welt. Er verlor früh seine Eltern. Dennoch besuchte er das Gymnasium und konnte im Anschluss zur Universität gehen. Seine Wahl fiel auf das Fach Chemie, welches er an der Central South University of Technology in der Provinz Henan studierte. Wang Chuanfu entschied sich zunächst für eine akademische Laufbahn. Nach seinem Universitätsabschluss wurde er in das Masterprogramm des Beijing General Research Institute of Nonferrous Metals (heute China Youyan Technology Group) aufgenommen, um sein Chemiestudium fortzusetzen. Dort stieg er in Rekordzeit zum Leiter eines Forschungslabors auf und betreute Doktoranden.

Der Weg in die Wirtschaft statt Lehrtätigkeit

Statt den typischen Weg eines Akademikers einzuschlagen, wechselte Wang Chuafu bald die Richtung. Das Forschungslabor, das er leitete, bot ihm die Möglichkeit neue Batterietechnologien zu entwickeln. Diese Erfahrung weckte sein unternehmerisches Interesse und er beschloss in die Wirtschaft zu wechseln. 1992 unternahm Chinas scheidender Staatschef Deng Xiaoping seine bekannte Reise in den Süden des Landes, um die Reformen und die Öffnung voranzutreiben. Er drängte die Zentralregierung, Shenzhen als experimentelle Sonderwirtschaftszone auszuweisen. Diese Maßnahme löste eine Welle unternehmerischer Aktivitäten in der Region aus.

Das Pekinger Forschungsinstitut, an dem Wang zu dieser Zeit arbeitete, gründete 1993 ein Joint-Venture-Unternehmen für Batterien in Shenzhen. Da Wang Chuanfu über umfassende Expertise in der Chemie und Batterieherstellung verfügte, wurde er als Geschäftsführer für dieses neue Unternehmen in die Sonderwirtschaftszone entsandt. Wang Chuanfus Versetzung nach Shenzhen erwies sich als Schlüsselmoment. Die Sonderwirtschaftszone bot ideale Bedingungen für unternehmerische Initiativen und den Technologietransfer. Hier konnte er seine Fähigkeiten voll ausschöpfen und die Grundlagen für den späteren Erfolg von BYD legen. Aus den bescheidenen Anfängen des Joint Ventures entwickelte sich in den Folgejahren einer der größten Batterie- und Automobilhersteller der Welt.

BYD wird Weltmarktführer für wiederaufladbare Batterien

Mit einem Kredit von einem Cousin soll er 1995 im Alter von 29 Jahren sein eigenes Unternehmen BYD in Shenzhen gegründet haben. Ausgehend von seiner Expertise in der Batterietechnologie baute er BYD zu einem führenden Hersteller von Akkus und Batterien für Mobiltelefone und Laptops auf. Damals waren die weltweit führenden Batteriehersteller japanische Giganten - Sanyo, Panasonic, Phillips. Zu diesem Zeitpunkt soll sein Unternehmen BYD jedoch noch nicht die Mittel gehabt haben, um in fortschrittliche Anlagen oder Montagelinien zu investieren, die die japanischen Hersteller verwendeten. Wang Chuanfu setzte stattdessen auf günstige Arbeitskräfte, um billigere Batterien von Hand zu bauen. Seine Rechnung ging auf. Bereits in den frühen 2000er Jahren wurde BYD zum Weltmarktführer bei allen Arten von wiederaufladbaren Batterien, die in Mobiltelefonen und anderen Geräten eingesetzt wurden und überholte auch Sanyo. Im Jahr 2002 ging BYD an die Börse, der Einstieg in die Automobilindustrie erfolgte 2003 mit der Übernahme des Autoherstellers Qinchuan Motors, von denen er mehr oder weniger nur die Lizenz übernahm, um Autos zu bauen, da die Fahrzeuge nicht viel Wert waren. Um zu lernen, wie man Autos herstellt, soll er 50 gebrauchte Autos der besten ausländischen Marken gekauft und sie auseinander genommen haben. Das Tesla erst nach ihm, im Juli 2003, an den Start ging, dürfte vielen auch nicht bekannt sein.

Börsenguru Warren Buffet investiert in BYD

Der Erfolg von BYD beruht nicht zuletzt auch auf Investitionen von dem wohlbekannten Investor Warren Buffet. 2008 investierte er 230 Millionen Dollar für den Kauf von 225 Millionen Aktien. Damals wurde die Aktie zu knapp einem Dollar gehandelt. Er soll damit 2000 Prozent Gewinn gemacht haben. Von ursprünglich knapp zwanzig Prozent Beteiligung hat Buffett diese auf nun knapp unter neun Prozent reduziert. Die Investition und der Name Warren Buffet sorgten dafür, das BYD seinen Bekanntheitsgrad in China und darüber hinaus steigern konnte.

Massenentlassungen und der Neuanfang im Batteriemarkt

Doch es lief nicht immer alles glatt für Wang Chuanfu. 2009, ausgestattet mit genügend Kapital durch Buffetts Investitionen, setzte der Unternehmer auf einen aggressiven Expansionskurs, um so viele Autos wie möglich in China herzustellen und zu verkaufen. Doch die BYD-Autos hoben sich weder durch beste Qualität noch als Premiummarke hervor. BYD produzierte Zehntausende von Billigautos mit dem Ziel die Verkaufszahlen jedes Jahr zu verdoppeln. Es fehlten allerdings genügend Käufer. Die Gesamtnachfrage schwächte sich zu einer Zeit ab, als mit den Folgen der globalen Finanzkrise zu kämpfen war. So begannen große Händler scharenweise, BYD-Autos abzulehnen und die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen zu beenden. Mitte 2010 war das „Dealership Exodus Gate“ in vollem Gange, BYD musste seine Umsatzprognose senken und Massenentlassungen durchführen.

Der Weg Chinas mit den landesweiten „neue Energie“-Initiativen halfen schließlich dem Unternehmen eine neue Richtung einzuschlagen. Die Regierung unterstützte fortan Projekte und Produkte aller Art im Bereich der erneuerbaren Energien durch politische Maßnahmen und Subventionen. BYD war in der Lage, schnell auf diese neue Welle aufzuspringen, denn das Unternehmen hat seine Wurzeln in der Batterieherstellung und war seit längerem bestrebt, Elektrofahrzeuge zu produzieren. Bald darauf brachte es Hybrid- und vollelektrische Autos auf den Markt, später auch Busse und andere kommerzielle Elektrofahrzeuge.

Tesla begann im Jahr 2014 mit dem Verkauf von Elektrofahrzeugen in China. Die Marke Tesla genoss einen hohen Stellenwert, vermittelte sozialen Status und produzierte leistungsstarke Elektroautos mit großer Reichweite - drei Dinge, die BYD nicht hatte. Teslas Fahrzeuge waren bei vielen begehrt, aber nur für wenige erschwinglich, was zum großen Teil an Chinas hohen Zöllen auf im Ausland hergestellte Autos lag. Dieses Hindernis gab BYD und anderen einheimischen Elektroautoherstellern einen gewissen Spielraum. All das änderte sich 2019, als Tesla seine Fabrik in Shanghai eröffnete. Musks Fahrzeuge konnten nun sowohl in China hergestellt als auch verkauft werden. Dies bedeutete, dass Tesla-Autos die Zölle umgehen und die Preise senken konnten, um mit Unternehmen wie BYD zu konkurrieren. Im selben Jahr verkaufte BYD 20 Prozent weniger Fahrzeuge als im Vorjahr. Der Gewinn des Unternehmens brach um fast die Hälfte ein. Wang Chuanfu befand sich wieder im Überlebensmodus.

Um die mangelnde Reichweite der BYD-Elektroautos zu beheben und Sicherheitsbedenken auszuräumen, entwickelte Wang Chuanfu ein neues Designkonzept, aus dem die Blade-Batterie hervorging - ein Modell, das eine höhere Leistungsdichte und eine schnellere Wärmeabgabe als die Standard-Batteriemodule ermöglichte. Im März 2020 begann die Blade Battery ihren Weg in die Elektrofahrzeuge von BYD zu finden. Von 2020 bis 2022 vervierfachten sich die Verkaufszahlen von BYD. Dieselbe Blade-Batterie befindet sich jetzt im Model Y von Tesla. Doch hier hört die Erfolgsstory von BYD noch nicht auf. Mittlerweile ist eine Luxuslimousine gemeinsam mit Mercedes-Benz auf den Markt gebracht worden. DENZA, so der Name, könnte bald zu den neuen Pionieren chinesischer Luxuslimousinen von Weltklasse mit neuer Energietechnologie gehören.

 

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Sofia Delgado ist freie Journalistin und arbeitet seit 2021 in Stuttgart, nachdem sie viereinhalb Jahre lang in Peking gelebt hat. Sie widmet sich gesellschaftskritischen Themen und schreibt für verschiedene Auftraggeber. Persönlich priorisiert sie die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit, als dringendste Herausforderung für die Menschheit.

 



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