Politik

"Mr. Brexit" Nigel Farage: AfD muss bei sich aufräumen

Der Chef der rechtspopulistischen britischen Partei Reform UK, Farage, hat sich hohe Ziele gesteckt. Sein Vorbild ist Donald Trump. Die SS-Äußerungen von AfD-Mann Krah sieht er kritisch.
17.06.2024 14:40
Lesezeit: 2 min

Die AfD hat laut Brexit-Vorkämpfer Nigel Farage jahrelang versäumt, hinsichtlich bedenklicher Ansichten in ihren Reihen aufzuräumen. Das sagte der Chef der rechtspopulistischen britischen Partei Reform UK auf die Frage nach seiner Reaktion zur umstrittenen SS-Äußerung des Ex-AfD-Spitzenkandidaten bei der Europawahl, Maximilian Krah. "Ich denke schon seit Jahren, dass die AfD bei sich aufräumen muss", sagte der 60-Jährige am Wochenende im englischen Frinton-on-Sea.

Krah hatte vor der Europawahl zu Reportern gesagt: "Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war." Die ID-Fraktion im Europaparlament, der unter anderem der französische Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen angehört, schloss darauf die AfD-Gruppe aus. Die AfD-Abgeordneten entschieden nach der Wahl, Krah nicht in ihre Delegation aufzunehmen. Auch Reform UK trennte sich kürzlich von einem Kandidaten, weil dieser in der Vergangenheit für die rechtsextremistische British National Party getrommelt hatte.

Laut Umfragen liegt Reform nur knapp hinter den Tories

Farage saß jahrzehntelang für die Ukip-Partei im EU-Parlament und gilt als treibende Kraft hinter dem EU-Austritt Großbritanniens. Er wird daher auch als «Mr. Brexit» bezeichnet. Er hatte Anfang des Monats überraschend seine Kandidatur für ein Mandat bei der Parlamentswahl in Großbritannien am 4. Juli angekündigt. Am Montag wollte er das Wahlprogramm seiner Partei vorstellen.

Umfragen zufolge liegt Reform UK nur wenige Prozentpunkte hinter den regierenden Konservativen von Premierminister Rishi Sunak. Eine Umfrage hatte sogar einen knappen Vorsprung für die Farage-Partei ergeben. Wegen des reinen Mehrheitswahlrechts, bei dem in jedem Wahlkreis nur der Kandidat mit den meisten Stimmen ins Parlament einzieht, können Farage und seine Mitstreiter aber nur auf wenige Sitze im Unterhaus hoffen. Erwartet wird, dass die sozialdemokratische Labour-Partei mit ihrem Spitzendkandidaten Keir Starmer eine absolute Mehrheit gewinnen wird.

Vorbild Farages ist Donald Trump

Farages erklärtes Ziel ist, die Konservativen durch eine konservative Bewegung unter seiner Führung zu ersetzen. Vorbild ist Ex-US-Präsident Donald Trump, mit dem Farage nach eigenen Angaben befreundet ist. Sollte er ein Mandat erringen, werde er angesichts der Streitereien bei den Konservativen de facto Oppositionsführer sein, sagte Farage in einen Interview.

In fünf Jahren sei auch das Amt des Premierministers im Bereich des Möglichen, so Farage weiter. Ob er sich mit Trump abgestimmt hatte, wollte er nicht sagen. Zu privaten Gesprächen mit dem 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten äußere er sich stets nicht, sagte Farage. Er fügte aber hinzu: "Aber er scheint ziemlich wohlwollend zu sein."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...