Wirtschaft

Automobilbranche: Flächendeckender Stellenabbau

In vielen Ländern Westeuropas steht ein großer Stellenabbau in der Automobilbranche bevor. Der Umstieg auf die E-Mobilität wird zur Beschäftigungsbremse in weiten Teilen der Industrie.
23.07.2024 11:01
Lesezeit: 2 min
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Wie die Unternehmensberatung Horvàth durch eine Umfrage bei Automobilunternehmen feststellte, planen die Hälfte aller deutschen Unternehmen in der Automobilindustrie einen Stellenabbau in den kommenden Jahren. Dabei werden insbesondere die billige Konkurrenz aus China und der enorme Kostendruck als Gründe genannt. Deutschland scheint hiervon besonders betroffen zu sein, denn 59 Prozent der Automobilbauer rechnen mit einem Personalabbau, 14 Prozent sogar mit einem beträchtlichen Rückgang. In ganz Westeuropa sind es immerhin 53 Prozent der befragten Unternehmen, die einen Stellenabbau planen.

Die Unternehmen wollen zwar weiterhin investieren, aber die neuen Jobs entstehen nicht mehr in Deutschland und Westeuropa. Neue Werke entstehen in Indien und China, teilweise in Osteuropa und auch nach Nord- und Südamerika fließen Investitionen. Dem Trend nach wird in Zukunft eher dort produziert, wo die Absatzmärkte sind.

Investitionen bringen keine neuen Stellen

Obwohl in Deutschland weiterhin viel investiert wird und ein Viertel der Gesamtinvestitionen der globalen Unternehmen nach Deutschland fließt, hat das keinen positiven Effekt auf die Stellenbilanz. Investiert wird vor allen Dingen in neue Technologien und Produkte sowie die Umwandlung der Produktionskapazitäten auf die Elektro-Antriebstechniken. Digitalisierung und Automatisierung werden vorangetrieben. Neue Produktionskapazitäten werden dann eben außerhalb Deutschlands und Westeuropa aufgebaut.

In Deutschland und Europa wird hauptsächlich in Entwicklung investiert. Zwar wollen die Autobauer bestehende Werke aufrechterhalten, allerdings sind die Produktionen nicht mehr ausgelastet. Hoher Kostendruck sowie auch Lieferengpässe führen zu weitreichenden Sparmaßnahmen und eben auch zu Stellenabbau.

Durch Automatisierung, Digitalisierung und die E-Mobilität wird die gesamte automobile Wertschöpfungskette tiefgreifend verändert. Sowohl Automobilhersteller als auch Zulieferer und andere Mobilitätsanbieter müssen ihre Geschäftsmodelle neu ausrichten, um langfristig wettbewerbsfähig und profitabel zu bleiben. Durch die Entwicklung neuer Technologien und die Verschiebung profitabler Segmente kommen ferner auch neue Wettbewerber aus Technologiebranchen und neue Automobilhersteller auf den Markt.

Die Automobiler befinden sich heute in einem volatilen Marktumfeld, viele Entwicklungen sind noch nicht klar vorhersehbar – dies verschärft die Situation in der Branche zusätzlich.

Zulieferer unter hohem Druck

Gerade die Umstellung auf E-Antriebe und die zunehmende Bedeutung von digitalen Angeboten im Fahrzeug stellen auch die Zulieferer vor hohe neue technologische Anforderungen. Margendruck durch höhere Kosten, neue Wettbewerber, Lieferengpässe und steigende Nachhaltigkeitsanforderungen verschärfen die Lage.

Bosch streicht noch dieses Jahr 3200 Stellen im Automobilbereich, davon allein 1500 Stellen in der deutschen Antriebssparte. Die Umstellung auf den Elektroantrieb kostet auch hier viele Arbeitsplätze. Bereits vor Jahren hatten Experten prognostiziert, dass die Umstellung auf den Elektroantrieb 20 Prozent der Arbeitsplätze kosten wird.

Bosch Unternehmenschef Stefan Hartung kann auch nicht garantieren, dass zukünftig keine weiteren Stellen gestrichen werden. Er sieht die Elektromobilität jedoch langfristig als vielversprechendes Geschäftsmodell für Bosch, bei dem es auf die Wettbewerbsfähigkeit bei der Leistungselektronik sowie Achsen und Motoren ankommt. Bosch erwartet, dass bis 2035 jedes zweite Auto einen rein elektrischen Antrieb haben wird.

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