Dem Telegram-Gründer Pawel Durow wird in Frankreich vorgeworfen, in der Vergangenheit zu wenig mit Strafverfolgern kooperiert zu haben. Nun lenkt der Chat-Dienst ein – mit einer neuen Datenschutz-Richtlinie.
Durow darf Frankreich nicht verlassen
Der Chatdienst Telegram werde Behörden auf offizielle Anfrage künftig die Telefonnummer und die IP-Adresse von Verdächtigen mitteilen, heißt es in einer neuen Version der Datenschutz-Richtlinie des Dienstes. Bisher war das nur für Terrorverdächtige vorgesehen.
Jetzt ist aber allgemein von dem Verdacht „krimineller Handlungen“ die Rede. Zugleich werde Telegram eine rechtliche Bewertung der Anfrage vornehmen, bevor die Informationen weitergegeben werden. Die IP-Adresse kann unter Umständen Hinweise auf den Aufenthaltsort eines Nutzers geben.
Gründer unter Druck
Durow schrieb in einem Beitrag bei Telegram, mit der Änderung solle Missbrauch der Suchfunktion des Online-Dienstes verhindern, die einige „für den Verkauf illegaler Artikel“ genutzt hätten. Er war in Frankreich mehrere Tage in Gewahrsam, ist gegen Auflagen auf freiem Fuß und darf Frankreich nicht verlassen.
Die Ermittler in Paris werfen Durow vor, unzureichend mit Behörden zu kooperieren. Der Verdacht steht im Raum, er habe sich dadurch des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. Telegram wurde auch insgesamt oft vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen kriminelle Aktivitäten vorzugehen. Der Dienst wies das stets zurück.
Durow: Missbrauch von Suchfunktion verhindern
Durow war im August in Frankreich festgenommen worden. Nach mehreren Tagen in Gewahrsam war er gegen Auflagen auf freigelassen worden. Er darf Frankreich jedoch nicht verlassen und musste fünf Millionen Euro Kaution hinterlegen. Die Ermittler in Paris werfen Durow vor, unzureichend mit Behörden zu kooperieren.
Kaum Einschränkungen für Telegram-Nutzer
Der Milliardär Durow (39) gründete 2006 mit seinem Bruder Nikolai die Plattform VK, früher als Vkontakte bekannt, das als russisches Pendant zu Facebook gilt. 2013 brachte er Telegram an den Start. Immer wieder geriet Durow in Konflikt mit russischen Behörden, unter anderem weigerte er sich, die VK-Seite von Alexej Nawalny zu schließen. Wegen des zunehmenden Drucks durch den Kreml verließ er Russland schließlich.
Telegram gerät immer wieder in die Kritik, weil Inhalte dort weitgehend uneingeschränkt verbreitet werden können – inklusive Desinformation, Hetze oder eben Absprachen über kriminelle Geschäfte.
Nach Durows Darstellung bestand kein Grund für seine Festnahme aufgrund vermeintlicher fehlender Zusammenarbeit mit den Behörden, da er regelmäßig das französische Konsulat in Dubai, seiner Wahlheimat, besuche. „Als ich vor einiger Zeit darum gebeten wurde, habe ich persönlich geholfen, eine Hotline mit Telegram einzurichten, um der Terrorbedrohung in Frankreich entgegenzuwirken“, so Durow weiter.
Durow kritisiert „verfehlten Ansatz“ in Frankreich
Durow wies die Behauptungen zurück, Telegram sei ein sicherer Hafen für Kriminelle. „Wir entfernen täglich Millionen schädlicher Inhalte und Kanäle. Zudem veröffentlichen wir regelmäßig Transparenzberichte“, schrieb der Telegram-Gründer. Allerdings räumte er ein, dass dies möglicherweise nicht ausreichend sei und Telegram, das über 950 Millionen Nutzer habe, in Zukunft bei der Moderation von Inhalten noch effizienter werden müsse. Er kündigte baldige Fortschritte an und erklärte, dass das Ziel sei, die Netzwerke insgesamt sicherer und widerstandsfähiger zu machen.