Politik

Nach Festnahme von Gründer: Telegram will Behörden mehr Daten geben

Der Chatdienst Telegram wird nach der zeitweisen Festnahme des Gründers Pawel Durow zusätzliche Informationen wie Telefonnummer und die IP-Adresse mit Ermittlern teilen.
25.09.2024 12:30
Lesezeit: 2 min

Dem Telegram-Gründer Pawel Durow wird in Frankreich vorgeworfen, in der Vergangenheit zu wenig mit Strafverfolgern kooperiert zu haben. Nun lenkt der Chat-Dienst ein – mit einer neuen Datenschutz-Richtlinie.

Durow darf Frankreich nicht verlassen

Der Chatdienst Telegram werde Behörden auf offizielle Anfrage künftig die Telefonnummer und die IP-Adresse von Verdächtigen mitteilen, heißt es in einer neuen Version der Datenschutz-Richtlinie des Dienstes. Bisher war das nur für Terrorverdächtige vorgesehen.

Jetzt ist aber allgemein von dem Verdacht „krimineller Handlungen“ die Rede. Zugleich werde Telegram eine rechtliche Bewertung der Anfrage vornehmen, bevor die Informationen weitergegeben werden. Die IP-Adresse kann unter Umständen Hinweise auf den Aufenthaltsort eines Nutzers geben.

Gründer unter Druck

Durow schrieb in einem Beitrag bei Telegram, mit der Änderung solle Missbrauch der Suchfunktion des Online-Dienstes verhindern, die einige „für den Verkauf illegaler Artikel“ genutzt hätten. Er war in Frankreich mehrere Tage in Gewahrsam, ist gegen Auflagen auf freiem Fuß und darf Frankreich nicht verlassen.

Die Ermittler in Paris werfen Durow vor, unzureichend mit Behörden zu kooperieren. Der Verdacht steht im Raum, er habe sich dadurch des Drogenhandels, der Geldwäsche, des Betrugs und mehrerer Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. Telegram wurde auch insgesamt oft vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen kriminelle Aktivitäten vorzugehen. Der Dienst wies das stets zurück.

Durow: Missbrauch von Suchfunktion verhindern

Durow war im August in Frankreich festgenommen worden. Nach mehreren Tagen in Gewahrsam war er gegen Auflagen auf freigelassen worden. Er darf Frankreich jedoch nicht verlassen und musste fünf Millionen Euro Kaution hinterlegen. Die Ermittler in Paris werfen Durow vor, unzureichend mit Behörden zu kooperieren.

Kaum Einschränkungen für Telegram-Nutzer

Der Milliardär Durow (39) gründete 2006 mit seinem Bruder Nikolai die Plattform VK, früher als Vkontakte bekannt, das als russisches Pendant zu Facebook gilt. 2013 brachte er Telegram an den Start. Immer wieder geriet Durow in Konflikt mit russischen Behörden, unter anderem weigerte er sich, die VK-Seite von Alexej Nawalny zu schließen. Wegen des zunehmenden Drucks durch den Kreml verließ er Russland schließlich.

Telegram gerät immer wieder in die Kritik, weil Inhalte dort weitgehend uneingeschränkt verbreitet werden können – inklusive Desinformation, Hetze oder eben Absprachen über kriminelle Geschäfte.

Nach Durows Darstellung bestand kein Grund für seine Festnahme aufgrund vermeintlicher fehlender Zusammenarbeit mit den Behörden, da er regelmäßig das französische Konsulat in Dubai, seiner Wahlheimat, besuche. „Als ich vor einiger Zeit darum gebeten wurde, habe ich persönlich geholfen, eine Hotline mit Telegram einzurichten, um der Terrorbedrohung in Frankreich entgegenzuwirken“, so Durow weiter.

Durow kritisiert „verfehlten Ansatz“ in Frankreich

Durow wies die Behauptungen zurück, Telegram sei ein sicherer Hafen für Kriminelle. „Wir entfernen täglich Millionen schädlicher Inhalte und Kanäle. Zudem veröffentlichen wir regelmäßig Transparenzberichte“, schrieb der Telegram-Gründer. Allerdings räumte er ein, dass dies möglicherweise nicht ausreichend sei und Telegram, das über 950 Millionen Nutzer habe, in Zukunft bei der Moderation von Inhalten noch effizienter werden müsse. Er kündigte baldige Fortschritte an und erklärte, dass das Ziel sei, die Netzwerke insgesamt sicherer und widerstandsfähiger zu machen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft 100 Tage Trump-Deal – Zollfrieden oder Wirtschaftsbremse? Europas Firmen zahlen den Preis
03.11.2025

Hundert Tage nach dem vielbeschworenen Handelsdeal zwischen Brüssel und Washington zeigt sich: Der vermeintliche Durchbruch hat seinen...

DWN
Politik
Politik Anders Fogh Rasmussen hat viele Male mit Putin die Kräfte gemessen. Jetzt schlägt er Alarm
03.11.2025

Ein Ex-NATO-Generalsekretär warnt: Europa ist zu langsam, zu zögerlich und falsch geführt. Anders Fogh Rasmussen fordert eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef fordert spätere Rente: Längeres Arbeiten für den Wohlstand
03.11.2025

Bundesbank-Präsident Joachim Nagel spricht sich angesichts der schwachen deutschen Wirtschaft für ein längeres Arbeitsleben aus. „Wir...

DWN
Technologie
Technologie Gesetz gegen digitalen Voyeurismus? Justizministerium will Lücke schließen
03.11.2025

Ein Vorfall in Köln sorgte für Entsetzen: Ein Mann filmte im Frühjahr den Po einer joggenden Frau – anzeigen konnte sie ihn nicht,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nur jede dritte Führungskraft ist weiblich – Deutschland hinkt hinterher
03.11.2025

Trotz fast gleicher Erwerbstätigenzahlen von Frauen und Männern bleiben Frauen in Deutschlands Führungsetagen weiterhin die Ausnahme. Im...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Maschinenbau im freien Fall – Aufträge brechen im September dramatisch ein
03.11.2025

Alarmstufe Rot für Deutschlands Maschinenbauer: Nach einem äußerst schwachen September steuert die Branche auf ein Produktionsminus von...

DWN
Politik
Politik General Breuer will alle jungen Männer mustern – Bundeswehr rüstet sich für den Ernstfall
03.11.2025

Ein Satz, der aufhorchen lässt: Alle jungen Männer sollen wieder gemustert werden. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Führung als Schlüsselfaktor: Wie Chefs Mitarbeiter halten oder vertreiben
03.11.2025

Mitarbeiter kündigen selten wegen Gehalt oder Karrierechancen – entscheidend ist meist der Vorgesetzte. Eine Studie zeigt: Jeder zweite...