Unternehmen

Regierungskoalition in Thüringen: Südthüringer Unternehmer wollen die AfD im Landtag

Lesezeit: 2 min
01.10.2024 08:14  Aktualisiert: 01.10.2024 08:14
Mitten in die Debatte um den Landtags-Eklat von Thüringen und die Ausgrenzung der AfD ergibt eine IHK-Umfrage: 60 Prozent der Unternehmer wünschen sich die AfD an der Regierung. Die meisten befürworten eine Koalition aus AfD und CDU in Thüringen. Was sind Ihre Gründe?
Regierungskoalition in Thüringen: Südthüringer Unternehmer wollen die AfD im Landtag
Bürger demonstrieren vor der konstituierenden Sitzung des Thüringer Landtags. (Foto: dpa)
Foto: Martin Schutt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen hat für Aufsehen gesorgt. Demnach wünschen sich fast zwei Drittel der dortigen Unternehmer eine Regierung unter Führung der AfD, wie Kammerpräsident Torsten Herrmann bekanntgab.

Thüringer Unternehmer wollen AfD-Regierung

Wirtschaft gehört endlich in den Fokus der Politik. Deshalb formuliert das Präsidium der Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen die Bedarfe der Wirtschaft und befragte die Mitgliedsunternehmen zu einer möglichen Regierungskoalition in Thüringen:

48 Prozent der befragten Südthüringer Unternehmer befürworteten eine Koalition aus AfD und CDU. Weitere zwölf Prozent votierten für ein Zusammengehen von AfD und BSW. Für beide Zweierbündnisse würde es im Landtag eine Mehrheit geben. Diese sind aber nach den Anfeindungen in der konstituierenden Sitzung vom Donnerstag in noch weitere Ferne gerückt.

48 Prozent befürworten Koalition aus AfD und CDU

„In Wirtschaft wie in Politik gilt der Grundsatz, dass es nicht ausreicht, gegen etwas zu sein, wenn man erfolgreich sein will. Vielmehr muss klar gesagt werden, was man will und wohin die Reise gehen soll und dann geht es um das kraftvolle Umsetzen. Die sich anbahnenden Machtkämpfe um das Amt des Landtagspräsidenten zeigen jedoch, wie tief Politik ausschließlich in Brandmauerdimensionen denkt und agiert, während Wirtschaft und Arbeitsmarkt abrutschen“, so der Präsident der IHK Südthüringen Torsten Herrmann.

Forderung: Keine Brandmauer in Richtung AfD

Zur Begründung einer CDU-AfD-Koalition geben Unternehmer an, selbst Entscheidungen auf Basis der Faktenlage treffen zu müssen. Unter diesem Aspekt könne nicht einfach ein Drittel der Wählerinnen und Wähler bei der Regierungsbildung außen vorgelassen werden. Eine Beteiligung der AfD würde daher als notwendig erscheinen, um die Demokratie zu wahren. Jedoch müsse seitens der CDU die Forderung an die AfD gestellt werden, dass sie sich von rechtsradikalen und völkischen Aussagen distanziert und Herr Höcke kein politisches Amt in der neuen Regierung bekommt.

Nur 23 Prozent für CDU-BSW-SPD

In der Pressemitteilung zu der Umfrage findet die IHK deutliche Worte: „Frustriert schauen die Südthüringer Unternehmer auf die neu gewählten Landespolitiker, von denen Signale ausgehen, dass die kommende Legislatur erneut geprägt sein könnte von einer Politik gegen eine erstarkte AfD, statt die drängenden Probleme in Thüringen beherzt und gemeinsam anzupacken.“

Die CDU bemüht sich derweil gerade um eine Minderheitsregierung mit dem BSW und der SPD. Weil die drei Fraktionen im Parlament die absolute Mehrheit verfehlen, wäre dafür allerdings die Tolerierung durch die Linkspartei oder diese als vierter Koalitionspartner nötig. Nur 23,5 Prozent der Unternehmer unterstützen dieses Modell.

Was die Wirtschaft jetzt braucht

Das Gefühl, einer Politik, die eine funktionierende Wirtschaft als Basis für das Erreichen politischer und gesellschaftlicher Ziele sieht, brauchen nicht nur die Unternehmer in Südthüringen, sondern in ganz Deutschland. Aber Thüringen, dessen preisbereinigtes BIP sich im ersten Halbjahr 2024 mit einem Rückgang um -1,2 Prozent erneut schlechter entwickelt hat als Deutschland insgesamt (-0,2 Prozent), braucht die Aufmerksamkeit der Politik besonders. Selbst im ostdeutschen Vergleich steht Thüringen inzwischen am schlechtesten da, schließlich fallen die preisbereinigten BIP-Rückgänge in Sachsen und Sachsen-Anhalt im Vergleich zu Thüringen nur etwa halb so hoch aus.

Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, sondern gibt nur ein Stimmungsbild wieder: 1.321 der rund 26.000 Südthüringer IHK-Mitglieder hatten sich an der Umfrage beteiligt.

 

                                                                            ***

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

 

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wirtschaft: Deutsche Bürokratie und EU-Vorgaben kosten 146 Milliarden und mehr als ein Fünftel der Arbeitszeit
04.12.2024

Deutsche Bürokratie und neue EU-Verordnungen bremsen Arbeits- und Wirtschaftsleistung aus: Angestellte von Unternehmen in Deutschland...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Chef verteidigt Sparkurs - 'Buh'-Rufe bei Betriebsversammlung
04.12.2024

Auf der VW-Betriebsversammlung machten Mitarbeiter ihrem Unmut Luft. Konzernchef Blume verteidigte den Sparkurs - und wurde dafür...

DWN
Politik
Politik Regierungsbefragung: Scholz warnt vor Stillstand bis zur Wahl
04.12.2024

Zwei Wochen vor der Abstimmung über seine Vertrauensfrage im Bundestag stellt der Kanzler sich den Fragen der Abgeordneten. Dabei richtet...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa-Aktie: Baywa-Konzern beschließt Stellenabbau - 1.300 Stellen fallen weg
04.12.2024

40 Prozent der Stellen in der Verwaltung fallen weg. Bei Baywa gibt es jetzt Klarheit, wie das Unternehmen saniert werden soll. So werden...

DWN
Panorama
Panorama Russische Schiffsbesatzung schießt bei Bundeswehr-Einsatz
04.12.2024

In der Ostsee ist es zu einem Zwischenfall zwischen einem Hubschrauber der Bundeswehr und einem russischen Schiff gekommen. Die Besatzung...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OECD sieht Deutschland 2025 als Schlusslicht bei Wachstum unter Industrieländern, mehr positive Prognosen für 2026
04.12.2024

Die Weltwirtschaft zeigt sich trotz Kriegen und Krisen robust. Deutschland hinkt im neuen Konjunkturausblick der...

DWN
Immobilien
Immobilien Energetisch sanieren: Kosten und Förderprogramme in Deutschland
04.12.2024

Die hohen Kosten für Energiesanierungen führen derzeit dazu, dass zahlreiche unsanierte Immobilien auf den Markt drängen. Dabei wäre...

DWN
Panorama
Panorama IGeL-Leistungen: Fragwürdige Untersuchungen beim Arzt kosten Deutschland 2,4 Milliarden Euro
04.12.2024

Eine neue Studie stellt die Sinnhaftigkeit von IGeL-Leistungen beim Arzt infrage. Laut einer Umfrage des Medizinischen Dienstes (MD) geben...