Politik

Trump-Telefonat: Was kann das Telefongespräch mit Putin erreichen?

US-Präsident Trump setzt sich für ein schnelles Ende des russischen Angriffskriegs ein. Doch Kremlchef Putin steht im Verdacht, eine Lösung bewusst hinauszuzögern. Droht am Ende ein Kompromiss zulasten der Ukraine?
18.03.2025 06:58
Aktualisiert: 18.03.2025 06:58
Lesezeit: 3 min
Trump-Telefonat: Was kann das Telefongespräch mit Putin erreichen?
US-Präsident Donald Trump (links) und der russische Präsident Wladimir Putin - was kann das Telefongespräch bringen? (Foto: dpa) Foto: Pavel Bednyakov/AP

Wie verlaufen die bisherigen Gespräche zwischen den USA und Russland?

US-Präsident Donald Trump und Russlands Staatschef Wladimir Putin wollen erneut über eine mögliche Beendigung des Kriegs in der Ukraine sprechen. Auf einen von der Ukraine akzeptierten US-Vorschlag für eine 30-tägige Waffenruhe ist Putin bisher nicht eingegangen. Das heutige Trump-Telefonat wäre nach offiziellen Angaben das zweite seit Trumps Amtsantritt im Januar. Fragen und Antworten zu den Erwartungen an das Gespräch:

Eine Waffenruhe im seit mehr als drei Jahren andauernden Krieg bleibt aus. Putin erklärte vergangene Woche, Russland sei grundsätzlich bereit, die Kampfhandlungen - wie von Trump vorgeschlagen - einzustellen. Jedoch müssten zuvor bestimmte Bedingungen erfüllt sein.

Der US-Sondergesandte Steve Witkoff war vergangene Woche erneut in Moskau und tauschte sich dort mehrere Stunden mit Putin aus. Einer Frage nach den Forderungen des Kremls - darunter vermutlich die Kapitulation ukrainischer Streitkräfte in Kursk, internationale Anerkennung annektierter Gebiete sowie ein Ende westlicher Militärhilfen - wich Witkoff aus. Er betonte lediglich, dass die Differenzen verringert wurden und weiter abgebaut werden sollen. Konkrete Inhalte nannte er nicht.

Trump-Telefonat: Mit welchen Zielen geht der US-Präsident in das Gespräch?

Trump setzt weiterhin auf eine Waffenruhe. Dabei lastet der Druck bislang vor allem auf der Ukraine, während unklar bleibt, welche Zugeständnisse er von Russland verlangt. Am Sonntag erklärte er, dass die Gespräche unter anderem Gebietsansprüche und Energieversorgung betreffen. Er sprach von einer "Aufteilung bestimmter Güter". Einerseits gebe es eine "sehr gute Chance", den Krieg zu beenden. Andererseits meinte er: "Vielleicht gelingt es uns. Vielleicht auch nicht."

US-Außenminister Marco Rubio sagte dem US-Sender CBS, der erste Schritt sei ein Stopp der Kampfhandlungen. "Es ist schwer, ein dauerhaftes Kriegsende auszuhandeln, solange man sich gegenseitig beschießt", betonte er. Erst danach könne eine diplomatische Lösung gesucht werden. Es werde "Zugeständnisse von beiden Seiten" brauchen.

Wie glaubwürdig ist Putins angebliche Bereitschaft zur Lösung?

Die Ukraine und westliche Verbündete werfen Putin vor, kein Interesse an einem Kriegsende zu haben. Vielmehr könnte Russland auf Zeit spielen, um möglichst viel Gebiet zu erobern. Eine Waffenruhe dürfte sich Putin zudem gut bezahlen lassen - etwa mit einem Ende der Sanktionen.

Der Kreml betont zwar immer wieder seine Dialogbereitschaft, doch zu Putins Bedingungen. Russland verlangt, dass die Ukraine niemals NATO-Mitglied wird. Weitere Forderungen umfassen weitgehende Rechte für die russischsprachige Bevölkerung.

Aus russischer Sicht müsste die Ukraine mindestens auf die besetzten Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja sowie die bereits 2014 annektierte Krim verzichten. Laut der russischen Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" könnte Putin von seiner Forderung abrücken, dass Kiew diese Gebiete vollständig aufgibt.

Wie reagiert die Ukraine auf das Trump-Telefonat mit Putin?

Die ukrainische Führung reagiert mit einer Mischung aus Pragmatismus und Widerstand. Einerseits wird versucht, eine erneute Aussetzung der US-Militärhilfen zu verhindern. Andererseits wirft Kiew Russland vor, einen Friedensschluss zu sabotieren, und sucht nach neuen Verbündeten.

Obwohl von US- und NATO-Seite mehrfach erklärt wurde, dass ein Beitritt der Ukraine nicht zur Debatte stehe, beharrt die ukrainische Regierung darauf. Außenminister Andrij Sybiha sagte der Nachrichtenagentur RBK-Ukraine: "Die NATO kann nicht von der Tagesordnung genommen werden."

Zudem unterstrich Sybiha die Forderung nach dem Prinzip "nichts über die Ukraine ohne die Ukraine" und verlangte eine Einbindung Kiews in alle Verhandlungen. Einem von Moskau geforderten Abrüstungsabkommen erteilte er eine Absage.

Welche Auswirkungen könnte ein Deal zwischen Trump und Putin haben?

Neben dem Verlust der NATO-Perspektive könnte das Land durch den Wegfall von US-Hilfen wirtschaftlich unter Druck geraten. Eine Steuerreform zur Schließung von Haushaltslücken wird wahrscheinlicher. Dies dürfte in der Bevölkerung auf Unmut stoßen. Die Ukraine wird offiziell nicht auf die annektierten Gebiete verzichten. Doch die Forderung nach einem vollständigen russischen Rückzug ist leiser geworden. Präsident Selenskyj spricht weniger von einem Sieg, sondern von "gerechtem Frieden" und Sicherheitsgarantien.

Eine entscheidende Frage bleibt, wie sich die Ukraine nach einem möglichen Frieden gegen neue russische Angriffe schützen kann. "Die Ukraine kann nicht unter der Drohung eines erneuten Angriffs leben", betonte Selenskyj. Er fordert eine Kombination aus NATO- und EU-Mitgliedschaft, europäischer Truppenstationierung und einer starken eigenen Armee.

Wie ist die militärische Lage in der Ukraine?

Entlang der Frontlinie von über 1.000 Kilometern stehen die ukrainischen Truppen weiter unter Druck. Der Brückenkopf im russischen Grenzgebiet Kursk könnte nach der Aufgabe der Stadt Sudscha bald verloren gehen. Der rückwärtige Verlust von Kursk könnte die Stimmung in der Ukraine weiter verschlechtern. Der militärische Vorstoß nach Kursk im vergangenen August war als Trumpf für Verhandlungen gedacht, doch dieser Effekt bleibt aus.

Russische Truppen setzen derweil an ruhigen Frontabschnitten zur Offensive an. So sind im Gebiet Saporischschja mehrere Dörfer in russische Hand gefallen. Kleinere Gebietsgewinne verzeichnet Moskau auch in Charkiw. Währenddessen stabilisiert sich die Lage in Donezk, insbesondere nahe der Stadt Pokrowsk. Durch die Verlegung ukrainischer Truppen aus Kursk bleibt die Front hier vorerst bestehen. Doch insgesamt ist die militärische Lage für die Ukraine nach mehr als drei Jahren Krieg wenig vielversprechend.

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