Unternehmen

Nvidia: Chip-Riese hat große Pläne - "KI-Fabriken" und Roboter geplant

Ohne Nvidias Chips ist die KI-Revolution kaum zu stemmen. Konzernchef Jensen Huang legte nun seine Strategie offen, um diese Dominanz zu sichern. Sein Plan setzt auf „KI-Fabriken“ und Roboter, die den Einfluss des Unternehmens über Rechenzentren hinaus in die physische Welt ausweiten sollen.
19.03.2025 10:22
Aktualisiert: 19.03.2025 10:22
Lesezeit: 3 min
Nvidia: Chip-Riese hat große Pläne - "KI-Fabriken" und Roboter geplant
Jensen Huang, Chef des Chipkonzerns Nvidia, spricht bei der Entwicklerkonferenz GTC mit einem Roboter. (Foto: dpa) Foto: Andrej Sokolow

Der Chipgigant Nvidia strebt danach, seine Vorherrschaft im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) in Rechenzentren auf die physische Welt auszuweiten – und setzt dabei auf Roboter. Auf der unternehmenseigenen Entwicklerkonferenz GTC präsentierte Nvidia-CEO Jensen Huang eine Plattform, die die Entwicklung humanoider Roboter beschleunigen soll. Die Initiative, die den Namen Isaac Groot trägt, entsteht in Zusammenarbeit mit Disney und Googles KI-Tochter DeepMind. Den Anlegern schien das allerdings nicht zu genügen: Die Nvidia-Aktie schloss mit einem Minus von 3,43 Prozent und verlor im nachbörslichen Handel weitere 0,55 Prozent.

Nvidia entdeckt riesigen Markt für Roboter

„Roboter werden eine sehr, sehr große Industrie sein“, prognostizierte Huang. Er verwies darauf, dass allein zum Ende dieses Jahrzehnts auf dem Arbeitsmarkt mindestens 15 Millionen Fachkräfte für bestimmte Tätigkeiten fehlen würden. Doch auch darüber hinaus sieht er großes Potenzial: „Alles, was sich bewegt, wird autonom sein.“ Um zu funktionieren, benötigten Roboter immense Datenmengen für das Training und ein tiefgehendes Verständnis ihrer Umgebung. Nvidia wolle dabei alle notwendigen Bausteine liefern – von der Entwicklung und Erprobung der KI-Software bis hin zur Anwendung in der realen Welt.

OpenAI, Google: Ohne Nvidia keine KI-Hardware

Nvidias Chips sind mittlerweile essenziell für KI-Anwendungen. Ursprünglich wurden sie hauptsächlich für das Training Künstlicher Intelligenz genutzt, doch heute setzen Technologiekonzerne wie Google und Meta ganze Rechenzentren mit Nvidia-Hardware ein. Auch Start-ups wie OpenAI, die hinter ChatGPT stehen, vertrauen auf deren Leistung. Dieser Trend hat das Geschäft von Nvidia in den vergangenen Jahren rasant wachsen lassen.

Die GTC ist das jährliche Highlight von Nvidia, bei dem das Unternehmen seine Zukunftsvisionen präsentiert. Huang wurde – wie gewohnt – euphorisch gefeiert. In seiner typischen Lederjacke heizte er das Publikum auf und schoss T-Shirts in die Menge, bevor er seinen mehr als zweistündigen Vortrag hielt. Auf einen Teleprompter verzichtete er dabei bewusst.

„KI-Fabriken“ als Zukunftsmodell

Huang bezeichnet Rechenzentren als „KI-Fabriken“, in denen die Rechenleistung für Künstliche Intelligenz bereitgestellt wird. „Jede Branche, die etwas herstellt, wird künftig zwei Fabriken haben“, erklärte er. Neben der traditionellen Fertigung werde es eine zweite geben, die die dafür notwendige Software produziere. Neben Robotern kündigte Nvidia eine Reihe weiterer Neuerungen an:

  • Neue Chipsysteme: Um den wachsenden Bedarf an KI-Rechenleistung zu decken, bringt Nvidia eine neue Generation von KI-Computern auf den Markt. Das System mit dem Namen „Vera Rubin“ soll im Herbst 2026 erscheinen. Es wurde nach der US-Astronomin Vera Rubin benannt, die bedeutende Entdeckungen zur Dunklen Materie machte. Zusammen mit der für dieses Jahr geplanten Weiterentwicklung der aktuellen Plattform Blackwell soll Rubin die Betriebskosten für KI-Software erheblich senken.
  • KI-Computer für den Desktop: Mit DGX Spark und DGX Station will Nvidia Entwicklern und Forschern leistungsfähige KI-Systeme für den lokalen Einsatz bieten. Beide basieren auf der aktuellen Chip-Architektur „Blackwell“.
  • Technologie für autonomes Fahren: Nvidia konnte General Motors als Kunden für seine Systeme zur autonomen Fahrzeugsteuerung gewinnen. GM hatte erst kürzlich seine Robotaxi-Sparte Cruise eingestellt.
  • Digitale Zwillinge: Nvidia setzt auf Simulationen, um Roboter, autonome Fahrzeuge und andere KI-Systeme zu trainieren. Mit der Software „Cosmos“ lassen sich reale Umgebungen fotorealistisch nachbilden, was die Entwicklung erheblich beschleunigt.

Huang: Rechenleistung der entscheidende Faktor

Huang versuchte, Bedenken von Investoren zu zerstreuen, dass der Bedarf an KI-Rechenleistung womöglich überschätzt werde. Er argumentierte, dass die Zukunft der KI nicht in gespeicherten Antworten liege, sondern in der Fähigkeit, neue Lösungen in Echtzeit zu generieren. Besonders leistungsstarke Modelle, die in der Lage sind, komplexe Argumentationsketten aufzubauen, seien extrem rechenintensiv. Als Beispiel führte er das chinesische KI-Modell Deepseek R1 an, das für eine Hochzeits-Sitzordnung unter Berücksichtigung traditioneller Regeln 150-mal mehr Rechenleistung benötigte als eine herkömmliche KI-Software – die an der Aufgabe scheiterte.

Laut Huang müsse man insgesamt mit einem rund 100-mal höheren Bedarf an Rechenkapazität rechnen als noch vor einem Jahr angenommen. Dass er ausgerechnet Deepseek R1 als Beispiel wählte, dürfte kein Zufall gewesen sein: Das Modell wurde mit vergleichsweise wenig Rechenleistung trainiert, was kürzlich zu einem Kursrückgang der Nvidia-Aktie führte. Huang betonte jedoch, dass der Hauptbedarf an Rechenleistung nicht im Training, sondern in der Generierung von Antworten liege.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fetter Profit in Sicht – oder frisst Trump Novo Nordisk auf?
30.05.2025

Novo Nordisk träumt von einer Gewinnverdopplung mit Abnehmspritzen – doch Billigkopien, Trump-Zölle und eine wacklige Pipeline könnten...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Urlauber auf Platz eins in Griechenland
30.05.2025

Sonne satt, blauer Himmel, Strand und Meer - deutsche Touristen lieben Griechenland. Für Hellas sind sie die größte und wichtigste...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Osttechnik unter Westregie: Wie Multicar im Hako-Verbund zur Hightech-Marke wurde
30.05.2025

Sie fegen, sie wischen, sie räumen: Die orangefarbenen Mini-Lkw von Multicar sind aus deutschen Kommunen kaum wegzudenken. Dass sie heute...

DWN
Politik
Politik Deutschland vor dem Absturz – Kann Merz die Wirtschaft noch retten?
30.05.2025

Die deutsche Wirtschaft taumelt – Investitionen versanden in Bürokratie, Fachkräfte fehlen, die Industrie verliert an Schlagkraft....

DWN
Finanzen
Finanzen 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
30.05.2025

Wie lege ich 10.000 Euro sinnvoll an? Wir haben einige Finanzexperten befragt und diese sagen: Risiken streuen, Liquidität sichern, Trends...

DWN
Politik
Politik Steigende Beiträge und sinkende Nettoeinkommen: Was auf Arbeitnehmer zukommen könnte
30.05.2025

Die Rechnung für den deutschen Sozialstaat wird teurer – viel teurer. Während die neue Regierungskoalition noch ihre Pläne schmiedet,...