Das Gedenken zum Ende des Zweiten Weltkriegs nutzt Russland seit Jahren auch zur Stärkedemonstration. Moskau freut sich zum 80. Jahrestag über rege Beteiligung und weist Kritik der EU zurück.
Kreml erwartet mehr als 20 Staatschefs zur Militärparade
Der Kreml erwartet nach eigenen Angaben mehr als 20 Staats- und Regierungschefs bei der Militärparade zum 9. Mai. An diesem Tag wird der russische „Tag des Sieges“ gefeiert – zum Gedenken an den Sieg über Nazideutschland vor 80 Jahren im Zweiten Weltkrieg „Wir sind froh, alle zu sehen, die bereit sind, mit uns das grandiose Datum zu begehen“, betonte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Er kritisierte in dem Zusammenhang die Rhetorik der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas.
Kallas warnt EU-Staatschefs vor Teilnahme
Kallas hatte die Staats- und Regierungschefs von EU-Ländern und Beitrittskandidaten vor einer Teilnahme an der Siegesparade auf dem Roten Platz gewarnt. Die EU werde dies angesichts des großangelegten russischen Kriegs in der Ukraine nicht als Bagatelle betrachten, hatte sie gesagt. Moskau halte diese harten Äußerungen Kallas für falsch. Er sei sicher, dass nicht alle EU-Länder diese Rhetorik akzeptierten, sagte Peskow dazu nun.
Zu vor warnten Europäische Beamte laut einem Bericht des britischen Telegraph davor, dass ein Besuch in Moskau ein Verstoß gegen die Beitrittskriterien der Union darstellen und die EU-Ambitionen der Länder gefährden würde.
Trotz Warnung aus Brüssel: Fico, Vučić und Paschinjan sagen Teilnahme zu
Ihre Anwesenheit bei der Militärparade haben bereits zugesagt: Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel, Vietnams Regierungschef Tô Lâm, Brasiliens Präsident Lula da Silva, Alexander Lukaschenko, Präsident von Belarus, der slowakische Premierminister Robert Fico unter anderem auch Serbiens Präsident Aleksandar Vucic und Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan.
Beide Länder streben in die EU. In Eriwan wurde Paschinjans Teilnahme nach der Warnung aus Brüssel nochmals bestätigt. „Das ist auch unser Sieg, 300.000 Armenier sind für den Sieg gestorben“, sagte Parlamentschef Alen Simonjan. Der Besuch Paschinjans in Moskau stehe in keinem Zusammenhang mit der EU.
Reisen Viktor Orbán und Donald Trump nach Moskau?
Viktor Orbán, Ungarns Ministerpräsident und ein notorischer EU-Kritiker in Sachen Ukraine-Unterstützung, wird laut seinem Büro nicht nach Moskau reisen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, früherer Gast der Siegesparade, wird in diesem Jahr aller Voraussicht nach nicht teilnehmen – er wird Anfang Mai in Washington erwartet. Berichte, wonach auch US-Präsident Donald Trump eine Teilnahme erwäge, wurden von ihm mittlerweile dementiert.
Putin: Chinas Staatschef Xi wird Hauptgast in Moskau
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Bedeutung der Beziehungen zu China hervorgehoben und ein volles Programm für den anstehenden Besuch von Staats- und Parteichef Xi Jinping angekündigt. Er hoffe, dass Xi nicht nur den Feierlichkeiten in Moskau zum 80. Jubiläum des Weltkriegsendes beiwohne, sagte Putin beim Empfang des chinesischen Außenminister Wang Yi. "Wir bereiten ein gutes, reichhaltiges Programm vor", sagte Putin.
Xi werde in jedem Fall wichtigster Gast der Siegesfeierlichkeiten sein, kündigte Putin an. Russland begeht jedes Jahr am 9. Mai den „Tag des Sieges“ über das faschistische Hitler-Deutschland. Dazu findet auch eine Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau statt.
China gilt als der wichtigste Verbündete Russlands, Putin und Xi als persönlich befreundet. Moskau und Peking betonen immer wieder die Tiefe der bilateralen Beziehungen – auch vor dem Hintergrund des Kurswechsels im Weißen Haus, wo sich der neue US-Präsident Donald Trump demonstrativ um ein gutes Verhältnis zu Putin bemüht.
Nach dem Beginn der russischen Invasion der Ukraine 2022 hat Peking keine Sanktionen gegen Moskau verhängt und das Vorgehen des Kremls nicht verurteilt. So war Xi 2023, ein Jahr nach Kriegsbeginn, zu einem Staatsbesuch in Russland. Damals unterzeichneten die beiden Staatschefs Abkommen über ihre Zusammenarbeit bis 2030. Dabei ging es vor allem um wirtschaftliche Aspekte.