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Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will

Mit KI, Robotik und strategischer Fertigung wird Lego zum heimlichen Vorbild europäischer Industrie – und setzt neue Standards in Effizienz und Souveränität.
24.04.2025 16:03
Lesezeit: 2 min
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Lego rüstet auf: Wie der Spielzeugriese mit Industrie 4.0 zum globalen Produktionsvorbild werden will
Modernste Produktion bei Lego: Mensch und Maschine arbeiten in Echtzeit vernetzt – ein Vorbild für Industrie 4.0 in Europa. (Foto: dpa) Foto: Daniel Karmann

Während viele europäische Industrieunternehmen noch mit den Herausforderungen der Digitalisierung ringen, zeigt der dänische Spielzeugriese Lego, wie Industrie 4.0 konsequent umgesetzt wird – mit globalem Anspruch. KI, Robotik und digitale Zwillinge transformieren die Produktion und könnten auch für andere Branchen zum Vorbild werden.

In einer Zeit, in der Europas Industrie zunehmend unter geopolitischem Druck steht, macht ein traditionsreicher Konzern vor, wie technologische Souveränität aussehen kann. Der dänische Spielzeughersteller Lego, bekannt für seine bunten Steine, entwickelt sich im Stillen zu einem Vorzeigeunternehmen für smarte Fertigung – mit Milliardenproduktion, weltweiten Standorten und einem strategischen Fokus auf künstliche Intelligenz und Automatisierung.

„Unsere Produktion ist heute dreimal effizienter als noch vor zehn Jahren“, sagt Jesper Toubol, Vizepräsident für Produktion und technologische Entwicklung bei Lego. Es ist eine Aussage mit Signalwirkung – nicht nur für die Spielzeugindustrie.

KI im Takt der Spritzgussmaschine

Lego produziert jährlich rund 45 Milliarden Bausteine – gefertigt in sieben globalen Produktionsstätten, mit einer achten in Planung, diesmal in den USA. Mehr als 5.000 Spritzgussmaschinen, davon über 1.200 allein im mexikanischen Werk, sorgen für einen Durchsatz, der selbst die Automobilindustrie neidisch machen könnte.

Doch nicht die Masse allein beeindruckt, sondern die intelligente Steuerung. Künstliche Intelligenz kommt bereits bei der Qualitätssicherung im Spritzgussverfahren sowie beim präzisen Verpacken der Bausteine zum Einsatz. Sensoren überwachen Maschinen in Echtzeit, digitale Zwillinge simulieren neue Fabriken und Produktionslinien noch bevor ein einziger Baustein gegossen ist.

„Wir haben früh begonnen, unsere Maschinen zu vernetzen“, so Toubol. Bereits 2016/2017 startete Lego mit der systematischen Erfassung von Leistungsdaten – heute Grundlage für autonome Wartung, Prozessoptimierung und Predictive Maintenance.

Der Connected Worker: Mensch und Maschine im Verbund

Ein weiterer Baustein der Transformation: der sogenannte Connected Worker. Produktionsmitarbeiter sind mit intelligenten Endgeräten ausgestattet, die ihnen Zugriff auf Echtzeitdaten ermöglichen – eine Art digitaler Zwilling des Mitarbeiters. So wird nicht nur die Fehlerquote gesenkt, sondern auch die Flexibilität erhöht.

„Der Wandel funktioniert nur, wenn die Menschen mitziehen“, sagt Toubol. Der Umbau erfolge in kurzen, agilen Schritten. Oder, wie er es formuliert: „Einen Elefanten isst man in kleinen Bissen.“

Lernen aus dem Scheitern anderer: Warnung aus dem Batterie-Debakel

Während andere europäische Industrieprojekte wie Northvolt oder Britishvolt ins Straucheln geraten, warnt Lego vor vorschnellem Hochskalieren. Die Geschichte der geplatzten Batterie-Träume in Europa sei eine Lehre: „Wir haben genau hingeschaut – und uns entschieden, unsere Industrialisierung schrittweise umzusetzen“, so Toubol.

Cellcentric, das Joint Venture von Daimler und Volvo, hatte kürzlich ähnliche Töne angeschlagen – zu spät. Die geplante Großfabrik für Wasserstoff-Brennstoffzellen kam ins Stocken, der Markt ist verunsichert. Lego hingegen investiert weiter – aber kontrolliert und technologisch fundiert.

Produktionssouveränität als strategisches Ziel

Besonders brisant: Die neue US-Fabrik in Virginia zeigt, dass Lego die geopolitische Realität ernst nimmt. Produktion nahe am Absatzmarkt, unabhängig von globalen Lieferketten – ein Trend, der nicht nur durch Handelskriege, sondern auch durch Sicherheitsbedenken befeuert wird. Für Europa bedeutet das: Wer die Zukunft seiner Industrie sichern will, muss jetzt handeln – oder anderen das Feld überlassen.

Fazit: Ein Spielzeughersteller als Industrie-Pionier

Lego zeigt exemplarisch, dass Industrie 4.0 keine Zukunftsvision mehr ist, sondern gelebte Realität – zumindest in Unternehmen, die bereit sind, langfristig und strategisch zu investieren. Die Transformation erfordert Kapital, Know-how und eine klare technologische Agenda.

Während viele europäische Konzerne noch zögern, beweist Lego: Mit klaren Zielen, konsequenter Digitalisierung und innovativer Technologie kann selbst ein Traditionsunternehmen zum Wegbereiter einer neuen industriellen Ära werden.

 

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