Finanzen

Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium

Mit dem Rückzug von Warren Buffett endet eine Ära. Doch an die Stelle des legendären Investors tritt kein charismatischer Visionär, sondern ein kühler Stratege: Greg Abel. Insider halten ihn bereits für den klügeren Erben. Die Börse reagiert dennoch nervös.
17.05.2025 16:03
Lesezeit: 3 min
Greg Abel übernimmt: Der stille Stratege hinter Warren Buffetts Milliarden-Imperium
Er hat gut lachen: Nach Warren Buffets Rücktritt übernimmt nun Greg Abel den schwierigen Posten bei Berkshire Hathaway. (Foto: dpa) Foto: Nati Harnik

Greg Abel: Mehr Manager als Investor – ein Kurswechsel bei Berkshire

In New York zeichnet sich ein bedeutender Machtwechsel im globalen Finanzsystem ab. Warren Buffett, der als einer der größten Investoren aller Zeiten gilt, übergibt die Leitung seines Imperiums Berkshire Hathaway an Greg Abel, einen 62-jährigen Kanadier, der bisher weitgehend unter dem Radar der internationalen Öffentlichkeit agierte.

Abel, ein Mann ohne mediale Inszenierung, aber mit nachweislicher Managementkompetenz, übernimmt das Steuer eines Mischkonzerns mit über 80 Tochterunternehmen – darunter Eisenbahnen, Energieversorger, Versicherer und Lebensmittelketten. Während die Märkte mit Kursverlusten reagierten, sehen Insider in Abel einen CEO, der operativ deutlich härter durchgreifen wird als sein Vorgänger.

Schon Charlie Munger, Buffetts langjähriger Weggefährte, hatte 2021 verkündet, dass „Greg die Kultur bewahren“ werde. Doch was sich hinter dieser Aussage verbarg, wird nun deutlicher: Abel gilt nicht als klassischer Investor, sondern als Unternehmenslenker mit strategischem Blick für Effizienz, Struktur und Kontrolle.

Während Buffett über Jahrzehnte mit ruhiger Hand ein Aktienportfolio aufbaute, wird Abel – laut dem renommierten Berkshire-Kenner Larry Cunningham – keine unterperformenden Einheiten tolerieren. Cunningham hält ihn für „zielorientierter“ als Buffett: „Er duldet keine schlechte Leistung.“

Vom Pfandsammler zum Milliardenlenker

Greg Abel stammt aus bescheidenen Verhältnissen. In Edmonton geboren, begann er seine Karriere bei PricewaterhouseCoopers, wechselte dann zu Calenergy und wurde nach der Übernahme durch Berkshire Hathaway CEO von MidAmerican Energy – heute Berkshire Hathaway Energy. Dort baute er eines der größten US-Energieunternehmen auf – mit Schwerpunkt auf erneuerbaren Energien, einem Bereich, den Buffett selbst nie zu seinem Kerngebiet zählte.

Mit seiner Fähigkeit, große Datenmengen schnell zu verarbeiten, und seinem Führungsstil, der auf Zuhören statt Dominieren setzt, hat Abel intern hohen Respekt gewonnen. Troy Bader, CEO von Dairy Queen, nennt ihn „einen Anführer mit einem Blick für Zahlen“.

Schwächephasen im Konzern – Abels große Herausforderung

Der Zeitpunkt des Führungswechsels ist alles andere als ideal. Berkshire Hathaway Energy leidet seit 2022 unter Gewinnrückgängen infolge hoher Schadensersatzforderungen durch Naturkatastrophen. Die Eisenbahntochter BNSF erzielt unterdurchschnittliche Renditen. Selbst Buffett sprach in jüngster Zeit von „chronisch unrentablen Bereichen“.

Abel, so erwarten Beobachter, wird diese Probleme nicht wie Buffett „laufen lassen“, sondern aktiv angehen. Keine radikale Revolution, aber ein Ende des laissez-faire-Stils in unrentablen Sparten gilt als wahrscheinlich.

Börse reagiert skeptisch – doch Strategen erwarten Effizienzschub

Die Märkte reagierten nervös auf Buffetts angekündigten Rücktritt: Die Aktie von Berkshire Hathaway verlor rund fünf Prozent. Dennoch glaubt Cunningham: „Greg ist der bessere Manager – er wird kein Mikromanager sein, aber er wird nachhaken.“ Gerade in einem Konglomerat mit so vielen dezentralen Geschäftsbereichen sei dies entscheidend.

Abel wird formal nur eine von Buffetts fünf Rollen übernehmen – die des CEOs. Das berühmte Aktienportfolio, darunter die lukrative Beteiligung an Apple, bleibt in der Hand des bestehenden Investment-Teams.

Die Buffett-Dynastie bleibt – strukturiert bis über den Tod hinaus

Auch langfristig bleibt der Einfluss Buffetts bestehen: Er bleibt bis zu seinem Tod Vorstandsvorsitzender, danach soll sein Sohn Howard Buffett übernehmen. Die A-Aktien aus seinem Nachlass werden schrittweise in B-Aktien umgewandelt und verkauft – ein geplanter Übergang, der radikale Brüche verhindern soll.

„Alles ist darauf ausgelegt, Berkshire stabil in die nächste Ära zu führen“, so Cunningham. Die strukturelle Kontinuität sei gesichert – doch die Art der Führung wird sich grundlegend verändern.

Mit Greg Abel tritt ein Manager an die Spitze, der weniger für Investment-Genie als für Effizienz, Kontrolle und operative Klarheit steht. In einer Zeit, in der Mischkonzerne global unter Druck geraten und geopolitische Risiken zunehmen, könnte genau dieser Führungsstil entscheidend sein. Abel steht für eine Ära der strategischen Konsolidierung – und vielleicht für ein Berkshire, das in Zukunft weniger auf Buffett-Magie und mehr auf wirtschaftliche Robustheit setzt.

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